Inner Wheel Club Essen-Mitte unterstützt logo-motopädische Förderung im VKJ-Kinderhaus "SimSalaGrim"
Bewegte Sprachförderung
Im Jahr 2000, lange bevor Bund und Länder das Thema Sprachschwierigkeiten von Kindern auf dem Radar hatten, startete der VKJ sein Projekt "Logo-motopädische Förderung" - zunächst in nur einer KiTa, mittlerweile in allen 25 Kinderhäusern in Essen und Mülheim. Im VKJ-Kinderhaus "SimSalaGrim" in Kray gehört diese besondere Art der kindlichen Sprachförderung seit 2007 zum KiTa-Alltag - und ebenso lange unterstützt der Inner Wheel Club Essen-Mitte das Projekt, zuletzt mit 2.700 Euro. Beim Ortstermin im SimSalaGrim nahmen nun sieben Inner Wheel-Damen Einblick in die Fördermaßnahme, die sich allein durch Spendengelder finanziert.
Aus der Turnhalle im Kinderhaus an der Grimbergstraße 30 schallt fetzige Musik. Esther Schärer und fünf Kinder hüpfen durch den Raum, werfen die Arme hoch oder drehen sich im Kreis. Nach und betreten Bärbel Schlömer-Kaerger, Christiane Kröger, Mary Passarge, Dr. Yanqian von der Lippe, Ute Dossmann, Machteld Rijcken und Heidi Rudhart den Raum. Was zunächst wie eine Turnstunde anmutet, ist tatsächlich kindliche Sprachförderung.
Sprachschwierigkeiten nicht nur Frage von Status und Herkunft
"Zwischen dem Erlernen motorischer Fähigkeiten und dem Spracherwerb besteht ein Zusammenhang. Kinder erschließen sich auch ihre Sprachkompetenz über die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt", erklärt Esther Schärer, die für den VKJ, Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V., als logo-motopädische Fachkraft arbeitet. Einmal in der Woche führt sie die logo-motopädische Förderung im Krayer Kinderhaus durch - mit insgesamt fünf Gruppen à fünf Kinder. "Der Bedarf ist da. Von unseren 110 Kindern haben zurzeit 28 Förderbedarf", erläutert VKJ-Kinderhaus-Leiterin Rosa Hermann.
Kinder aus 19 Nationen kommen hier zusammen, der Migrationsanteil liegt bei ca. 80 %, der Anteil der Hartz IV-Empfänger ebenfalls bei 80 %. "Sprachschwierigkeiten im Kleinkind- und Vorschulalter sind aber längst nicht nur eine Frage der Herkunft oder des sozialen Status", weiß Esther Schärer. "Statt im direkten Austausch mit dem menschlichen Gegenüber erfahren Kinder Sprache heute immer häufiger über diverse Medien. Diese erlauben aber keine aktive Kommunikation, keinen richtigen Austausch", so die logo-motopädische Fachkraft.
Auch bräuchten Kinder Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten, um Lerneindrücke verarbeiten zu können. Esther Schärer: "An solchen Ruhephasen mangelt es insbesondere auch in Familien, in denen die Freizeit der Kinder regelrecht durchgetaktet ist - montags zum Reiten, dienstags Fußball oder Ballett, mittwochs Klavierunterricht usw."
In der Turnhalle haben die fünf "Logo-Motos" eine Geschichte von Esther Schärer über Konrad, das Känguru und Rita, die Rennmaus vorgelesen bekommen, ehe sie das Pfützen-Spiel spielen: Auf die Frage an die Kinder, was man alles mit einer Pfütze machen kann, verbalisieren sie ihre Antworten nicht nur, sie agieren das Gesagte aus - also kräftig reinspringen, mit einem Bein drin hüpfen und durchrennen. Dass die "Pfützen" bei diesem Spiel ausgelegte Zeitungsseiten sind, scheint der Freude keinen Abbruch zu tun. Später trainiert Schärer mit den Kindern die Mundmotorik, indem die Knirpse Papierobjekte mithilfe eines Strohhalmes ansaugen und an anderer Stelle wieder ablegen. Und es wird gesprochen - über "Lightning McQueen", das lustige rote Auto, von dem die Kids begeistert sind, oder über den Klassiker "Tom & Jerry", den auch die Inner Wheel-Damen kennen und sich zur Gesprächsrunde hinzugesellen.
Regelmäßige Sprachtests
„Sind Sie eine besondere KiTa, die Kindern mit Sprachschwierigkeiten empfohlen wird?", fragt Christiane Kröger vom Inner Wheel Club nach diesem Einblick in die Förderstunde. "Das könnte man meinen - aber nein", antwortet Rosa Hermann. Durch die Zusammenarbeit mit den logo-motopädischen Fachkräften seien die Erzieherinnen und Erzieher geschult, Sprech- und Sprachschwierigkeiten bei den Kindern zu identifizieren. Zudem gibt es für jedes KiTa-Kind Sprachtests, die seine sprachlichen Stärken und Schwächen offenlegen.
"Frau Schärer hat eine Schlüsselfunktion in unserer Einrichtung. Sie sagt unseren Erzieherinnen und Erziehern auch, worauf sie bei den Kindern achten sollen, z.B. auf den Gebrauch der richtigen Präpositionen oder die korrekte Bildung von Einzahl und Mehrzahl", berichtet Rosa Hermann.
"Sind die einsprachigen Kinder weiter als die Mehrsprachigen?", möchte Bärbel Schlömer-Kaerger wissen. "Kinder, die hier einsprachig angefangen, also zuhause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen haben, sind oft nach kurzer Zeit sehr fit. Wir hatten hier schon Vierjährige, die dolmetschen", entgegnet Rosa Hermann. Man dürfe Kinder auch nicht mit Sprache vollpacken, sind sie und Esther Schärer überzeugt.
Rosa Hermann: "Wichtig ist, dass die Erstsprache sitzt. Wir raten den Eltern auch immer dazu, vor dem 3. Lebensjahr ihres Kindes zuhause in der eigenen Muttersprache mit dem Nachwuchs zu reden. Also in der Sprache, die man perfekt spricht, statt in gebrochenem Deutsch. So verhindert man z.B., dass sich falsche grammatische Muster oder Betonungen beim Kind manifestieren."
Chancengleichheit ermöglichen
Chancengleichheit für alle Kinder zu ermöglichen, das klappt auf sprachlicher Ebene ganz wunderbar im SimSalaGrim, denn, so Rosa Hermann, "die Kinder, egal welcher Herkunft, sind am Ende ihrer KiTa-Zeit wirklich in der Lage, sich sprachlich zurecht zu finden, Sprache kompetent anzuwenden und sich über diese die Welt zu erschließen".
Die Inner Wheel-Damen sind begeistert von der Sprachförderung im Kinderhaus "SimSalaGrim": "Die Kinder können glücklich sein, hier in die KiTa gehen zu können", sagt Club-Präsidentin Dr. Yanqian von der Lippe. "Wir sind ganz gerührt, diesen Einblick bekommen zu haben. Die logo-motopädische Förderung ist ein wertvolles, tolles Projekt, das wir gerne unterstützen. Man merkt wirklich, wie sehr Sie für all das hier brennen!"
Autor:Vera Hopp aus Essen-Süd |
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