Wir stellen vor: Helden des Alltags

Er macht den Senioren in Essen im wahrsten Sinne des Wortes Beine: Hugo Thies ist einer der Initiatoren der Aktion „Mehr Bewegung im Alltag - Spazieren gehen im Stadtteil.“

Seit letztem Jahr sind in den Essener Stadtteilen immer mehr Gruppen von Senioren zu sehen, die sich treffen, um gemeinsam spazieren zu gehen. Was nach Treffs eingeschworener Gruppen aussieht, hat jedoch einen völlig anderen Hintergrund - denn diese „Spazier-Gruppen“ sind für alle Senioren offen. Der Gedanke dahinter ist schnell erklärt. „Die älteren Leute sollen erstens nicht alleine zu Hause bleiben und vereinsamen, zweitens durch Bewegung etwas für Körper und Geist tun und drittens wieder einer Gemeinschaft angehören“, erklärt Hugo Thies, selbst 76-jähriger Pensionär, für den die Spazier-Gruppen mittlerweile fast schon zur Lebensaufgabe geworden sind.
Seit Beginn der Aktion im März 2012 läuft Thies fast ununterbrochen und sorgte somit für den großen Erfolg des Projektes der Stadt und des Gesundheitsamts. „Beim ersten Spaziergang am 22. März 2012 in Bergerhausen bin ich noch alleine gelaufen“, erinnert sich Thies, doch das sollte nicht lange so bleiben. „Nach und nach kamen immer mehr Leute. Mittlerweile sind wir 25 von denen 15 eigentlich immer laufen“, so der 76-Jährige.
Doch war dies für den ehemaligen Beamten der Deutschen Bahn noch nicht genug. „Es ging mir darum, dass dieses Projekt auch in anderen Stadtteilen zum Tragen kommt“, verrät Thies und so initiierte er in acht anderen Stadtteilen Essens weitere Spazier-Gruppen.
Mittlerweile deckt das Projekt „Mehr Bewegung im Alltag“ mehr als die Hälfte aller Stadtteile Essens ab und wächst weiter. Auch dank der Hilfe von Hugo Thies, der vor drei Wochen seine insgesamt neunte Gruppe in Kray gründete. Und auch hier machte er eine erstaunliche Feststellung. „Da kam jemand auf mich zu und sagte: ‚Das hat aber lange gedauert, bis das hier stattfindet‘. Die schienen nur darauf gewartete zu haben“, verrät Thies, der seit zehn Jahren für den paritätischen Wohlfahrtsverband im Seniorenbeirat der Stadt Essen sitzt.
Das so mancher Senior nur auf so ein Projekt gewartete hat, zeigt sich auch in Zahlen. Zwischen 150 und 180 Teilnehmer haben alle neun Gruppen, die bei jedem Wetter unterwegs sind.

Herzensangelegenheit

Doch nicht nur die Spazier-Gruppen sind für Thies eine Herzensangelegenheit. Von März 2000 an schickte er gemeinsam mit seiner Frau Marianne und vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern 500 sozialschwache Rentner in einen 14-tägigen Urlaub. Der eigens von ihm mitbegründete Verein zur Förderung der Erholung sozial schwacher Senioren e.V. ,dessen Vorsitz Thies inne hat, erwarb dafür zwei mobile Häuser in einem niederländischen Freizeitpark. Doch leider musste der Betrieb im Jahr 2004 eingestellt werden. Es entbrannte ein Rechtsstreit mit dem Park-Besitzer, der bis heute andauert und die Arbeit des Vereins zum erliegen brachte. Doch Thies glaubt fest daran, „dass wir dieses Projekt wieder aufleben lassen werden.“
Dass Thies sich für die Senioren der Stadt einsetzt, hat einen ganz einfachen Grund: „Ich brauche immer Beschäftigung mit älteren Menschen, das zieht sich durch mein Leben wie ein roter Faden“, verrät der 76-Jährige, der schon zu seiner aktiven Zeit bei der Bahn hunderte Fahrten für Senioren nach England organisierte und hierfür zum Thronjubiläum der Queen sogar eine Danksagung aus dem Buckingham Palast erhielt.
Generell ist Thies der Meinung, dass mehr für Senioren getan werden muss, denn für ihn steht klipp und klar fest: „Nicht nur Kinder sind das schwächste Glied der Gesellschaft, sondern auch die Senioren.“

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