Vanessa Weiß geht ihren (Musical-) Weg
Der Broadway liegt in Bremen - und ist viel kleiner als man sich vorstellt: Es ist die 30 Quadratmeter große Wohnung von Vanessa Weiß, unserem Essener Stadtspiegel-Musical-Girl, das vor einem guten Jahr dem Ruhrpott den Rücken kehrte, um in der Hansestadt vom Talent zum (noch kleinen) Musical-Star zu reifen.
„Das dauert aber noch!“, lacht sie so bescheiden, wie wir Vanessa 2008 kennengelernt haben. Sie sitzt in ihrem kleinen Reich, das fast schon einem Musical-Museum gleicht. Unter dem Broadwayschild im Flur darf sich jeder Gast fast wie auf dem Walk of Fame mit seinem Handabdruck in grün verewigen. In der Küche hängen selbstgemalte Wicked-, Aida-, und Josephbilder. Mit Joseph begann übrigens ihr Traum von der Bühne. Schon vor vielen Jahren durfte sie im Colosseum Theater in diesem Musical im Kinderchor mitsingen.
Im Wohn-Schlafzimmer geht es weiter mit den Devotionalien: Ballettschuhe hängen an der Wand, diverse Tanzschuhe liegen unter dem Klavier, Songbooks und Noten stapeln sich darauf. Über dem Bett hängen ordentlich eingerahmte Programmhefte vom Broadway: Legally Blond und Wicked, besondere Erinnerungen für sie.
Vanessa Weiß:
Ensemble
Auch ihr Name steht inzwischen in Programmheften. Als Schülerin der European Musical Academy (Eumac) ist sie schon gut genug, die professionelle Bremer Musical Company bei Produktionen zu unterstützen. Und so steht bei der Cast: Vanessa Weiß - Ensemble.
Fast könnte man meinen, damit wäre ihr Traum erreicht, denn als der STADTSPIEGEL sie vor zwei Jahren nach ihrer Traumrolle fragte, sagte sie: „Ich wäre schon glücklich, wenn ich in einem Ensemble spielen dürfte.“ Dabei strahlten ihre Augen. Das tun sie auch heute wieder, nach der zweistündigen Show „Träum“, in der sie in sieben verschiedene Rollen schlüpfen darf. Von der Studentin über eine Räuberin bis zum Huhn. Und sie ist ein großartiges Huhn! Singt, tanzt und gackert und bringt das Publikum zum Lachen. Jeder im Zuschauersaal merkt, welchen Spaß sie und das ganze Ensemble auf der Bühne haben.
Vanessa hat aber nicht nur Spaß bei den Auftritten, sondern auch in der Schule. Obwohl es total stressig ist, nicht nur jeden Tag, sondern auch fast jeden Abend im Theater zu sein. Neben dem Unterricht von der Theorie (Musical-Geschichte) bis zur Praxis (Tanz, Gesang und Schauspiel), muss sie abends spielen und auch noch für die Weihnachtsproduktion „Aladin“ proben.
Und als Studentin muss Vanessa, trotz familiärer Unterstützung, Geld verdienen. Und das macht sie natürlich auch am Waldau Theater: Als Dresserin, Kartenabreißerin oder am Fanartikel-Stand. Gibt es da noch ein Leben außerhalb des Theaters? „Nicht wirklich“, gesteht sie. Aber das findet sie auch gar nicht schlimm, schließlich lebt sie ihren Traum schon ein Stück weit. Und um in diesem Job etwas zu erreichen, muss man sehr hart arbeiten, viel Neues lernen - in diesem Semester zum Beispiel Stepptanz - und das was man kann, ständig verbessern.
„Ich hasse Make-up!“
Gibt es denn auch irgendeine Schattenseite bei aller Begeisterung? „Ich hasse Make-up, vor allem das Abschminken“,erklärt sie während sie sich die künstlichen Wimpern von den Augenlidern abzieht und sie feinsäuberlich verstaut. Klingt sehr diszipliniert und ohne Disziplin geht es auch nicht bei ihren Träumen, da lässt sie sich in anderen Lebensbereichen eher gehen. Beim Essen zu Beispiel. „Kochen? Da habe ich gar keine Zeit zu und ehrlich gesagt auch keine Lust“, erklärt Vanessa. Nicht mal Mamas Rezepte, die regelmäßig aus der Heimat einfliegen, bewegen sie an den Herd. „Nudeln mach ich mir, manchmal sogar mit Ei und kleingeschnittenen Würstchen.“
Die Energie, die sie in der Küche spart, braucht sie, um irgendwann ihre Traumrolle singen,tanzen und spielen zu können.
Inzwischen hat sie doch eine, oder? „Hmmm“, überlegt die Haarzopferin sehr genau. „Ich bin realistisch und weiß, dass ich nicht jede Rolle spielen kann, aber bei Wicked mitzumachen, das wäre schon ein Traum.“ Keine Überraschung bei all dem Grün in ihrer Wohnung. Sie wäre bestimmt eine tolle Glinda, aber da hat Vanessa sofort einen Einwand: „Dafür bin ich zu groß, ich passe gar nicht in die Seifenblase!“, lacht sie. Okay, schrumpfen wird sie nicht, aber dafür sicherlich noch wachsen - und zwar auf der Bühne.
Autor:Melanie Berg aus Essen-Süd |
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