"Unser Star für Baku": Essenerin Leonie Burgmer war dabei...

Wie funktioniert das „Leonie-Prinzip“, wenn man, wie die Essenerin Leonie Burgmer, bei einem Casting unter die letzten 20 kommt und plötzlich in aller Munde ist? Der Nachwuchssänger Roman Lob ist "Unser Star für Baku" geworden. Leonie Burgmer war auch auf dem besten Wege und bei zwei Livesendungen dabei.

„Leonie von 0 auf 100: Was ist da los“, fragten die „Young Experts“ am Schauspiel Essen, das Textlabor, das sich am vergangenen Donnerstag mit der Sängerin zu einer Gesprächsrunde traf, gemeinsam mit einer Schauspielerin, einer Kulturpädagogin und einem Medienwissenschaftler.
Wie geht man mit den Medien um, wenn der Erfolg plötzlich da ist? lautete die zentrale Frage, auch und insbesondere bezüglich der sozialen Netzwerke.
Die 21-jährige Essener Lehramtsstudentin sang beim Casting zur Sendung „Unser Star für Baku“, der Sendung, bei der ein Nachfolger /eine Nachfolgerin für Lena beim Eurovision Song Contest gesucht wurde, in Köln vor, wurde angerufen und für die letzten 20 ausgewählt. Nach der ersten Live-Sendung kam Leonie dann als Vierte eine Runde weiter.
„Ein Freund von mir hatte mir den Tipp gegeben. Dann fuhr ich mit einer Freundin nach Köln zum Casting, hatte ein paar Lieder vorbereitet und wollte auch schauen, was sich dort neben mir noch für Leute bewerben, wie es dort ablaufen würde“, erzählt Leonie dem Stadt Spiegel.
Die Teilnehmer wurden in kleine Gruppen aufgeteilt. Leonie war mit Shelly Phillips in der selben Gruppe und konnte sie kennen lernen.
Das Daumen drücken ist vorbei. Shelly ist es nicht geworden. Roman Lob fliegt nach Baku und vertritt Deutschland mit "Standing still".

Freundin im Fernsehen

Dass Leonie einige Monate später von der Produktionsfirma angerufen wurde, war für die Sängerin sehr überraschend.
Eine große Bürde, die auch Gefahren birgt, wie in der Gruppe der „Young Experts“ am Schauspiel diskutiert wurde. Das „Leonie-Prinzip“. Viele der Teilnehmer der Textlabor-Gruppe sind keine Fans von Castingshows, ertappten sich aber dabei, mit vollem Eifer gebannt die Sendung zu verfolgen, in der Leonie zu sehen war. Die Freundin war im Fernsehen. Als Leonie dann rausflog, fiel einigen ein Stein vom Herzen. Nicht, dass sie ihr den Erfolg nicht gegönnt hätten, es war eher die Angst, dass ihre Freundin in eine unüberschaubare Spirale geraten könnte, wo man sich dem Publikum zuliebe verstellen und Songs aussuchen würde, die vielleicht besonders gut ankommen, anstatt das zu singen, was man wirklich möchte. Und auch Ängste bezüglich Privatleben wurden laut. Vor allem Leonie selbst hat in der kurzen Zeit ihrer TV-Präsenz nicht nur positive Erlebnisse erfahren müssen. Stichwort: Facebook und Fremdbemächtigung. Wenn jemand anonym ihren Auftritt öffentlich verreißt - mit unqualifizierten Kommentaren - und diese dann „postet“, einfach so, ohne dass sich die Person dagegen hätte wehren können. „Da waren auch verletzende Sachen dabei“, sagte Leonie.
Und auch die Frage, was es darüber hinaus für Leonie bedeutet hätte, wäre sie weitergekommen, wurde diskutiert. „Der Makel des Pop“ fiel als Begriff in der Gruppe. „Wird man als Musiker noch ernst genommen und bekommt man noch seriöse Engagements, wenn man einmal in einer Castingshow war?“
Trotz vieler Fragen: Stolz waren ihre Freunde natürlich trotzdem, dass Leonie so weit gekommen ist. Und auch für die Sängerin selbst war es eine unersetzliche Erfahrung. „Mit einer professionellen Band auf der Bühne zu stehen, die einen begleitet, so eine Chance gibt es vielleicht nie wieder.“

Zur Person: In der vergangenen Spielzeit absolvierte Leonie Burgmer ein freiwilliges soziales Jahr in der Kultur (FSJ Kultur) am Schauspiel Essen. Derzeit wirkt sie als Statistin im Musical „The Black Rider“ mit und ist in zahlreichen Theaterlabor-Projekten der Grillo-Theaterpädagogik aktiv. In der Reihe „Lottes Laden“ stellt sie regelmäßig junge Musiker in der Heldenbar vor. Nächster Termin ist Freitag, 16. März, 20.30 Uhr.