Novelle: „Fremd in Alaska“ Blick ins Buch

In Anchorage, der Nabel im Süden Alaska, begann die Wildnis direkt hinter der Haustür und Bill brauchte von seinem Blockhaus zum Flughafen mit seinem Jeep nur eine knappe halbe Stunde.
Bill war stolz darauf, vor 45 Jahren in diesem Land geboren zu sein. Sein Vater Joe, gehörte zu den Männern, die 1925 das wohl legendärste und folgenreichste Schlittenhunderennen bestritten hatten, das je in Alaska stattfand. Die von der ganzen Welt beachtete gemeinschaftstat, die in der Geschichte menschlicher Hilfeleistung unvergessen bleiben wird, wurde zum Wettlauf gegen den Tod.
Ala 1925 die Diphtherie unter den 1.500 Seelen zählenden Bevölkerung von Nome, der einstigen Goldgräberstadt am Eismeer ausbrach und das Serum über Leben und Tod entschied, war er einer der Ersten, der sich für diesen beispiellosen Stafettenlauf, an dem sich über ein Dutzend Schlittenteams beteiligten, meldete. Anchorage war in diesem Jahr kaum mehr als ein Dorf, von dem heutigen internationalen Flughafen träumte man nicht mal.
Doch von Anchorage nach Fairbanks gab es 1925 bereits eine Bankverbindung, über die man das kostbare Serumpaket über die erste Etappe von rund 600 Kilometer befördern konnte. Der Rest der 1.000 Kilometer langen Strecke von der Stadt Nenana bis Nome, bereitete den Initiatoren das größte Kopfzerbrechen. Über die Luft war keine Hilfe zu erwarten. Die Piloten wären bereit gewesen, das Risiko des gefährlichen Winterflugs zu wagen. Doch die, wie in jedem Winter zwangsläufig aufgrund der extremen Witterungsbedingungen, stillgelegten und in Fairbanks eingelagerten kleine Propellermaschinen, versagten trotz alle Bemühungen den Dienst – In großen Teilen Alaskas sinken die Temperaturen im Februar unter minus 40 Grad – so ehrgeizig die Piloten auch waren, ihre Überlegenheit gegenüber den Hundeschlitten demonstrieren zu wollen, gaben sie schließlich auf. Sie mussten bekennen, das unter den herrschenden Bedingungen eine Rettung aus der Luft nicht möglich war und die Hunde immer noch am zuverlässigsten würden arbeiten können . Wie eh und je, war mit ihnen bei jedem Wetter ein Transport möglich. Man wusste, dass die bewährten Hundeführer in der Lage waren, bei einer Notsituation unglaublich schnell, auch unter schwierigsten Bedingungen, die ihnen bekannten Streckenabschnitte zurückzulegen.
Es war der 26. Januar 1925.
Das Thermometer zeigte damals minus 35 Grad Celsius.
Dem schlichten, olivgrünen Sack, war von außen nicht anzusehen, dass in ihm, in Felle sorgfältig verpackt und geschützt gegen die enorm niedrigen Temperaturen, einige hunderttausend Einheiten Diphtherieserum enthalten waren. Die Husky-Gespanne rasten über den Iditarod-Trail, dem Winterpfad der Goldgräber, durch eines der kältesten Gebiete Alaskas, gen Nome. Die Einsamkeit und die extreme Kälte forderte das Letzte von Mensch und Tier. Blank gefegt war das Eis der Flüsse, Seen, Bäche. Wenig Halt fanden die Krallen der Hunde. Das Drama; das sich bei diesem Stafettenlauf abspielte, berührte auch den Kaltblütigsten. Die Hundeführer hatten keine Sekunde Zeit, an Ehre und Ruhm zu denken, sie hatten nur einen Gedanken, das Serum so schnell als möglich nach Nome zu bringen. In der warmen Pelzkleidung, die sie vor der extremen Kälte schützte, wurde jede körperlich Anstrengung zur Qual. (Die Mushers trugen Parkas, mit nach innen gewendetem Pelz und Kapuzen, deren Felleinsäumung dem Gesicht Schutz bot.) Jede Mehrbelastungen der Lungen, durch Einatmen der eisigen Luft, wurde vermieden. Ihre Körper waren ohnehin bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit belastet. Doch noch etwas war absolut überlebenswichtig für die Männer: Die richtige Bein- und Fußbekleidung. Ihre pelzgefütterten Stiefel, deren Schaft bis fast in die Kniekehlen reichten, hatten Sohlen aus Seehundfell, das die Indianerfrauen weich gekocht hatten.
Am 2. Februar 1925 erreichte das Serum Nome.
Nomes Bevölkerung war gerettet und Balto, der Leithund des letzten Teams, das mit dem Diphtherieserum in einem beispiellosen Endspurt über Nomes First Avenue jage, wurde als Statue in New Yorks Central park verewigt…..

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 9783837081794 auch als E- Book erhältlich (s. auch Amazon Libri u. a.)

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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