Neuer Messe-Chef Kuhrt: Vom Tellerwäscher zum Direktor
„Der Messestandort Essen leidet“, betont Oliver P. Kuhrt. „Wir brauchen die Modernisierung!“ Erst seit wenigen Tagen offiziell im Amt steht der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Essen schon vor einer wichtigen Wahl: dem Bürgerentscheid am 19. Januar. Keine einfachen Startbedingungen.
Kuhrt sieht seine Aufgabe durchaus als „Herausforderung“. Aber als eine machbare. Und was gemacht werden muss, liegt für den neuen Messechef auf der Hand. „Die alten, nördlichen Messehallen sind nicht mehr vermarktbar! Der Auf- und Abbau der Stände ist dort so kompliziert, dass immer mehr Aussteller abwinken.“ Moderne Hallen mit neuwertiger Technik und konkurrenzfähiger Logistik sind gefragt. „Die Modernisierung liefert uns dafür eine Lösung aus einem Guss.“
Den Servicegedanken hat Kuhrt verinnerlicht. Schon seit seinen ersten beruflichen Stationen in Touristik und Hotellerie. Sein erstes Taschengeld verdiente der gebürtige Wiesbadener als Tellerwäscher in einem Traditionslokal seiner Heimatstadt, der „Ente“ von Küchenchef Hans-Peter Wodarz. Das Hotellerie-Fach erlernte er unter anderem im renommierten Breidenbacher Hof in Düsseldorf. „Ich war viel im Ausland“, fasst Kuhrt zusammen. Ob Chicago, Genf oder München: „Ich habe lange ein Nomadenleben geführt.“
1994 wechselte Kuhrt dann zur Deutschen Bahn, genauer gesagt zu deren Tochter Reise und Touristik AG. Hier leitete er den Bereich Marketing, Strategie & Services.
2003 kam dann der Wechsel ins Messefach: Zunächst als Geschäftsführer der Koelnmesse Service GmbH, die Kuhrt mit aufbaute, dann als Geschäftsführer Marketing/Vertrieb der koelnmesse. Und das unter ähnlichen Umständen wie jetzt in Essen.
Denn auch Köln litt damals unter einem teilweise veralteten Messegelände. „Und erst als der finale Baubeschluss für die neuen Hallen vorlag, konnten wir wieder auf Augenhöhe mit Veranstaltern verhandeln.“ Das Resultat: Große Messen blieben in Köln, neue wichtige Veranstaltungen wie die Gamescom kamen.
Nach einer Zwischenstation als Geschäftsführer der Vila Vita Hotel- und Touristik-Gruppe, die internationale Luxushotels besitzt, ist Kuhrt nun nach Essen gewechselt. „Der Messe-Virus lässt einen nie los“, schmunzelt er. Mit seiner Frau und den beiden Töchtern bereitet er den Umzug vom Rhein an die Ruhr vor. Im Essener Süden, nahe zur Messe Essen, sucht die Familie ein neues Zuhause.
„Wir brauchen eine Lösung aus einem Guss“
Für den Bürgerentscheid sieht er die Messe Essen gut aufgestellt. „Wir merken bei unseren Führungen über das Gelände und durch die Hallen, dass die Menschen
interessiert sind. Und das ist gut so: denn am kommenden Sonntag steht eine wirklich wichtige Entscheidung an.“ Aber nicht nur die Essener, die nationalen und internationalen Kunden der Messe Essen schauten auf den 19. Januar. „Bereits kurz nach dem Bürgerentscheid wird es Reaktionen der ausstellenden Verbände geben“, ist sich Kuhrt sicher. Seit sechs Jahren wird über die Modernisierungsmaßnahmen diskutiert. „Das strapaziert nicht nur uns, sondern auch unsere Aussteller.“ Und wenn der Bürgerentscheid negativ für die Messe ausfällt? Das wäre ein fatales Signal, mein Kuhrt. „Nicht nur wir würden Erträge einbüßen – auch die Essener Hotels, Restaurants und andere Unternehmen, die vom Messegeschäft leben. Dann stehen etliche Arbeitsplätze auf der Kippe.“ Aber Kuhrt ist optimistisch, dass die vom Rat beschlossene Modernisierung auch bei den Essenern durchkommt. „Wir planen keinen Luxus, sondern passen nur unsere Hallen wettbewerbsfähigen Standards an.“
Für den 19. Januar bittet Kuhrt die Bürger „deshalb vor allem um eines: Bitte kreuzen Sie Nein an.“ Sollten genügend Nein-Stimmen zusammenkommen, beginnt für den Messechef eine neue große Herausforderung. „Wir bauen ja quasi am offenen Herzen, bei laufendem Messebetrieb.“ Aber darauf sei das Team sehr gut eingestellt.
Vom 1. August an, wenn Egon Galinnis von der Geschäftsführung in die Rolle des Beraters wechselt, wird Oliver P. Kuhrt die Geschicke der Messe Essen übrigens alleine lenken. Für Kuhrt eine spannende Aufgabe: „Die Messe Essen hat viel erreicht und viel Potenzial. Ich freu mich darauf, Ihre Zukunft mitzugestalten.“
Autor:Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr |
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