Nadelstiche

Nicht von jenen Nadelstichen ist hier die Rede, mit denen man auf der Nähmaschine oder im Handbetrieb et was anfertigt oder zusammenflickt. Es gibt andere Nadelstiche, die eine Partnerschaft viel häufiger gefährden. Diese Stiche werden nicht mit der Hand, sondern mit der Zunge fabriziert. Die allerkleinsten von ihnen können – auf die Dauer – die größten Verletzungen verursachen. Und wenn einer behauptet, dass es sich bei diesen wie bei jenen ausschließlich um eine weibliche Kunstfertigkeit handele, so kann das nur ein Mann sein. Dabei gibt es genug Männer, die mit hartnäckigen Anzüglichkeiten auf nach ihrer Meinung missratene Kochprodukte oder fehlende Selbstkontrolle des gemeinsamen Budgets - „Was hast du mit dem Geld gemacht, Schatz? - nicht selten auch die Frau aus dem Hause sticheln. Geraten gar Freund oder Verwandte in die Arena eines solchen peinlichen “ Kräftespiels“, könnten sie als Gast dem Hause eines Tages ebenfalls fern bleiben. Denn ein Außenstehender merkt nur allzu schnell, ob es sich hier neckt, was sich liebt, oder ob „reißendere Unterströmungen „ zerstörend und für alle Beteiligten auf die Dauer unerträglich am Werk sind. Wer auf langer Autobahnfahrt als Mitfahrerin eine Ehemann am Steuer zu seiner Frau sagen hört: „Stichel doch ein bisschen, damit ich wieder munter werde“, wird vielleicht lachen –vielleicht aber auch nicht.

In der nun beginnenden Adventszeit 2012 wollen wir dem Partner gegenüber doch etwas großmütiger sein und nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage legen. Ich hab`mir jedenfalls vorgenommen meine Zunge ein wenig im Zaum zu halten. Ob mir das gelingt?