Kinder- und Jugendbibeltag in der Auferstehungskirche: Wie verschaffen wir uns heute Gehör?
In seinen 95 Thesen brachte Martin Luther 1517 zum Ausdruck, was seiner Meinung nach alles nicht stimmte in der Beziehung der Kirche zu den Menschen damals und was aus seiner Sicht auch nicht dem entsprach, was die Bibel lehrt. Durch die Veröffentlichung seiner Thesen verschaffte sich der Reformator damals Gehör, mit weitreichenden Folgen. Und wie ist es heute? Wo empfinden Kinder und Jugendliche Ungerechtigkeiten? Wie würden sie heute ihre Thesen formulieren – und auf welche Weise können sie sich Gehör verschaffen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Kinder- und Jugendbibeltages, den die Evangelische Kirchengemeinde Altstadt am vergangenen Samstag (4. März) im Gemeindezentrum an der Auferstehungskirche veranstaltete.
Kreativaktionen, Hörspiel und eine Umfrage
61 Kinder im Alter von vier bis elf Jahren, 24 Konfirmanden und 14 Mitarbeiterinnen aus den Kindertagesstätten „Friede“ und „Mathilde-Kaiser-Straße“ beschäftigten sich zusammen mit Pfarrer Götz-Otto Kreitz kreativ mit der Frage, wie man sich Gehör verschafft, was sich hinter Geräuschen verbirgt, wie man sie bewertet (zum Beispiel mit einer Geräuscheampel) und wie man Lautstärke messen kann (nämlich in Dezibel, mit einem entsprechenden Messgerät). Auch ein eigenes Hörspiel wurde verfasst, dazu mit Musik gearbeitet und mit Farben gemalt. Einige Teilnehmer machten sich in kleinen Gruppen in das Südostviertel auf: Sie fragten Passanten danach, was sie heute unfair finden und wo sie sich selbst gern Gehör verschaffen würden; die Antworten zeichneten sie mit den Handy auf.
Ergebnisse wurden im Gottesdienst präsentiert
Am Sonntag wurden die Ergebnisse im Gottesdienst in der Auferstehungskirche präsentiert. Alle Antworten wurden mit Hammerschlägen eingerahmt, als Zeichen des Thesenanschlags. Ihre eigenen Thesen malten und klebten die Teilnehmer des Bibeltages an große Türen – sie sind Teil des Projekts „95 Türen – gestalte deine Reformation“, das die Evangelische Jugend Essen im Mai auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und im Juni auch noch einmal in der Marktkirche zeigen wird. Im Gottesdienst probierten die insgesamt 220 Besucher schließlich noch aus, wie laut die versammelte Gemeinde singen kann: „Halleluja, preiset den Herrn“ schallte es durch den Kirchraum. Die Messung ergab 95 Dezibel – damit war der Gesang genauso laut wie das Glockengeläut der Auferstehungskirche. Wie schön, wenn sich eine Gemeinde auf diese Weise Gehör verschafft!
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