Ein Shop voller Ehrenamtler
Oxfam-Geschäft zieht Bilanz über das erste Jahr in Essen
Das grüne Oxfam-Logo ist mittlerweile in 52 deutschen Städten zu finden. Seit letztem Jahr hat die von Ehrenamtlern betriebene Kette auch in Essen einen Sitz. Nicole Bolle gab dem Süd Anzeiger einen Einblick in das Shopgeschehen an der Kettwiger Straße.
50 Mitarbeiter wechseln sich in ihren Schichten ab, zuständig für Bücher, Kleidung, Schuhe, Diverses. "Mehr Leute könnten wir definitv gebrauchen", sagt die Shop-Leiterin. Auf 50 Angestellte bringt es ein reguläres Geschäft dieser Größe zwar normalerweise nicht, aber im Oxfam-Shop arbeitet jeder nur fünf Stunden pro Woche. Zudem haben die Wenigsten Erfahrung im Einzelhandel, denn im Oxfam-Laden sind alle ehrenamtlich tätig.
War das Konzept in der Stadt noch unbekannt, fanden die Essener doch recht schnell zum Shop in der Innenstadt. "Wir waren total überrascht, wie viel die Essener spenden", erzählt Mitarbeiterin Monika Zisler von den Anfangstagen der Filiale. "Erst war uns fast ein bisschen mulmig zumute." Das Oxfam-Angebot besteht gänzlich aus Spenden von Privatpersonen, sorgfältig inspiziert und gesäubert von den Mitarbeitern.
Hochwertige Spenden
Dass da durchaus Ausgefallenes bei sein kann, erzählt Prisca F. Rempe, Abteilung Buch, einen Vampir-Roman mit Kunstbluteinband in den Händen. "Ich habe tatsächlich einen Interessenten für den alten Pharmazieschinken vom Ende des 19. Jahrhunderts gefunden", freut sich die Essenerin, "normalerweise zirkulieren aber meistens Krimis bei uns. Es ähnelt einer Leihbücherei hier, Kunden kaufen ein Buch, bringen es zurück und kaufen ein neues." Das eingenommene Geld kommt der Notfall- und Entwicklungshilfe zugute, darunter Betroffenen im Jemen und in Ostafrika.
In Deutschland seit 1996 aktiv, sammelt der Verbund im Gründungsland Großbritannien schon seit 1942 Spenden. Im Inselstaat gehört Oxfam schon fast zum Kulturgut. In zahlreichen Romanen, Filmen und TV-Serien bringen die Charaktere Aussortiertes in die grünen Shops. "Vor allem für Nachlässe ist Oxfam dort eine beliebte und unkomplizierte Anlaufstelle", weiß Nicole Bolle, "aber auch das schwappt langsam hierüber." Die Mutter zweier Kindern wünscht sich, dass das Konzept an Bekanntheit zulegt. "Es wird so viel konsumiert heute, so viel weggeworfen", beklagt sie, "da ist es doch toll, was nicht mehr Gebrauchtes alles bewirken kann." Wer gerne die noch junge Niederlassung in Essen verstärken möchte, kann sich auf www.oxfam-shops.de informieren oder die Nummer 365 369 70 wählen. Am 14. November feiert der Shop zudem einjähriges Bestehen. Bei einem Fest mit Musik wird bestimmt Zeit für das ein oder andere informierende Gespräch sein.
Autor:Julia Hubernagel aus Essen-Süd |
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