Die Kunst ein bewegliches Leben im Ruhestand zu führen

Der Eintritt in den Ruhestand gilt als eine der kritischsten Phasen. Warum?
Für viele verbirgt sich dahinter die Vision von Langeweile, vom immer gleichen Trott. Nichts trübt jedoch die Laune derjenigen, die sich rechtzeitig auf die veränderte Lage eingestellt haben. Sie lehnen sich entspannt zurück und lassen die vergangenen Jahre Revue passieren.
Es gibt keinen Chef mehr. Der schimpft, wenn man zu spät kommt. Auch dem Mobbingdrang der Kollegen weint man keine Träne mehr nach. Manche Ruheständler verlagern ihren Wohnsitz in Länder wo immer die Sonne scheint oder ziehen aufs Land. Doch Vorsicht! Diese Entscheidung hat schon so manch einer bereut. Eine Großstadt bietet dem älteren Menschen ein Stück mehr Lebensqualität als ein Hundert-Seelen-Dorf wo ihnen vermutlich schnell der Kamm schwillt angesichts des morgendlichen Kikerikis der Dorfhähne. Gesellschaftliches Leben zum Erhalt der Lebensfreude ist nicht zu unterschätzen.
Man handle nach dem Prinzip: „Raus aus der Bude, rein ins pralle Leben:“ So wird aus einem Ruheständler schnell ein (Un)-Ruheständler. Dies bekommt der Seel und der Gesundheit. Doch zunächst gilt es die neue Lebensphase wohlüberlegt zu planen. Dazu hört mehr als die Überlegung, wie verbringe ich den Tag, ohne meinen Partner auf die Nerven zu fallen.
Eine Checkliste mit den eigenen Interesse sehr hilfreich.
Hier einige Beispiel:
Die Programme der Volkshochschule seiner Stadt studieren. Kurse belegen. Streifzüge durch die eigene Stadt unternehmen. Kamera nicht vergessen.
Die Stadtbücherei vor Ort aufsuchen und sich einen Überblick über den Lesestoff verschaffen. Etwas was einen interessiert findet man immer. (Bücher ausleihen) Andere kulturelle oder sportliche Angebote der Stadt wahrnehmen. Multimedia-Programme für Senioren nutzen. (Mittlerweile gibt es bereits eine richtige Szene von Internetsurfern im Rentenalter)
Die Palette der Möglichkeiten ist lang. In die Planung sollte aber auch unbedingt der Partner einbezogen werden. Sonst redet man am Ende nur noch über das Fernseh-Programm.
Das ist eine Frage von Nähe und Distanz, die zu beantworten einen enormen Anspruch an die Kommunikationsfähigkeit eines Paares stellt. Die Partner sollen „meine“ und „deine“ Wünsche benennen und danach ihre Zeit planen.
Doch es muss Platz da sein für eigenes Erleben. Miteinander aufbrechen bedeutet nämlich nicht, wie Kletten aneinander zu hängen. Dann fehlt einem die Luft zum atmen und es bauen sich Aggressionen auf, die sich irgendwann entladen. Wenn Sie aber nach dem Motto verfahren: Wir wollen viel zusammen machen, aber nicht alles, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Doch immer mehr ältere Arbeitnehmer werden ungewollt Ruheständler. Heut noch aktiv im Berufsleben, morgen schon über den Sozialplan ausgemustert, zwangsweise nach Hause geschickt. Die Phase des Ruhestandes wird in solchen Fällen immer länger.
Wer aber zu plötzlich seiner bezahlten Beschäftigung beraubt wird, fällt nicht selten in das berühmte schwarze Loch. Man fühlt sich noch zu jung um sich einem Seniorenclub anzuschließen, also nimmt man sich vor, zunächst Dinge zu tun, die man lange ausgeschoben hatte. (Die Politik hat das längst erkannt und die Lebens-Arbeitszeit immer höher angesetzt. Eine Maßnahme die man nur als Ironie bezeichnen kann. Die wenigsten werden es bis dahin gesundheitlich schaffen, allenfalls Solche, die einen Schreibtisch-Job inne haben)
Doch dann folgt rasch die Langeweile. Plötzlich muss man seinen Tag jetzt selbst strukturieren, seine Rolle neu definieren. Vor allem wenn der Partner zuvor immer allein zu Hause war, wird er womöglich die ständige Anwesenheit des anderen als Eingriff in seine Autonomie empfinden. Wer seiner Ehefrau/Partnerin dauernd über die Füße läuft, die Deckel der Töpfe hochhebt und ständig nach dem Mittagessen fragt, der wird auf wenig Gegenliebe stoßen. Mancher Ehekrach ist da vorprogrammiert. (Es soll sogar schon zu Scheidungen gekommen sein.)
Viel problematischer ist der (Un)-Ruheständler, der plötzlich alles in Frage stellt, worum er sich all die Jahre nie gekümmert hat. Mal ist es die Spülmaschine, in die doch noch viel mehr hineingeht – dazu bedarf es einer generalstabsmäßigen Planung – dann wiederum sind es die Kartoffeln di zu dick geschält sind, die ineffiziente Ausnutzung der Herdplatte (Restwärme) oder die Ausgaben für den täglichen Bedarf, die rundweg überflüssig sind, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wie entgeht man der Falle? Nun man könnte man ihm das alte Sprichwort entgegenhalten: “Schuster bleib bei deinen Leisten“ Aber dann würde er wahrscheinlich kontern, dass er als Generalist praktisch alles kann. Entgegen Sie ihm also mit einer List:
Überlassen Sie ihm großzügig die Tätigkeiten, die er kritisiert, auch den Einkauf. Glauben Sie mir, ich habe die besten Erfahrungen damit gemacht. Ein Tipp: Sehen Sie großzügig darüber hinweg, wenn nicht gleich alles so läuft wie Sie es gewohnt sind und widerstehen Sie um Gotteswillen der Versuchung ihr Terrain zurückzuerobern, auch wenn Sie gelangweilt auf dem Sofa sitzen. Dann wirft er womöglich die Brocken hin und macht sich einen schönen Tag. Ohne Sie! Das werden Sie noch weniger mögen.
Doch fairerweise muss man sagen, dass es durchaus auch Fälle gibt, wo die Frau nicht will, dass der Mann im Haushalt mithilft. Sie fühlt sich wohl dabei, alles selber zu machen. Offenbar ist sie zutiefst davon überzeugt, dass sie die Hausarbeit besser gebacken kriegt als er. Man hat hier allerdings das Gefühl, dass sie nur eines will: selber triumphieren: „Ich bin diejenige, die den Laden am Laufen hält“. Und sie scheut sich auch nicht, damit vor anderen zu prahlen. Und am allerschlimmsten: Das dies vom Mann noch selbstverständlich und unwidersprochen hingenommen wird. Dabei würde man sich wundern, was Männer so alles könne, wenn man sie nur lässt.

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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