Der offene Treff im Internet
Die Generationen auch im Internet zusammenbringen – das möchte das Team des Mehrgenerationenhauses in Essen. In Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität Duisburg-Essen wurde ein Online-Angebot entwickelt, mit dem auch ältere Menschen gut zurechtkommen. Unter www.generaktiv.de finden Nutzerinnen und Nutzer aller Altersgruppen jetzt eine Plattform, die weit mehr ist als ein „Facebook für Seniorinnen und Senioren“.
Das Mehrgenerationenhaus Essen baut Brücken zwischen Jung und Alt – im offenen Treff genauso wie im Internet.
Viele Menschen können sich heute einen Alltag ohne das Internet gar nicht mehr vorstellen. Doch was für die meisten heute selbstverständlich ist, bereitet älteren Menschen, die ihr (Berufs-) Leben weitgehend ohne E-Mails und Internet gelebt haben, häufig noch Schwierigkeiten. Vielen Seniorinnen und Senioren fällt es schwer, sich in den Weiten des Internets zurechtzufinden und dessen Möglichkeiten auszuschöpfen. Begriffe wie „W-LAN“, „Provider“ oder „Server“ sind ihnen fremd und der Umgang mit neuen Medien ist eine große Herausforderung. Aus diesem Grund entwickelte das Mehrgenerationenhaus Essen im Rahmen eines Computerkurses für Seniorinnen und Senioren gemeinsam mit Studierenden der Universität Duisburg eine eigene Internetplattform - www. generaktiv.de
Ehrenamtliches Engagement trifft Wissenschaft
„Ziel ist es, Generationen im Netz zusammen zu bringen“, erklärt Arndt Sauer, Leiter des Mehrgenerationenhauses Essen, „aber dafür muss die Plattform auch auf die Bedürfnisse der älteren Nutzer zugeschnitten sein.“ Aus diesem Grund arbeiten Seniorinnen und Senioren mit Studierenden seit einem Jahr gemeinsam an dem Online-Projekt. „Der rege Austausch bringt beide Seiten unheimlich voran und entspricht sowohl der Grundidee der Mehrgenerationenhäuser als auch der des ‚Service-Learnings’“, erklärt der 53-jährige Hausleiter weiter.(Das so genannte „Service-Learning“ ist ein Lehrmodel aus den USA und wird mit „Lernen durch Engagement“ übersetzt. Studierende lernen zunächst theoretische Grundlagen und arbeiten anschließend für soziale Projekte, um das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Einige Hochschulen in Deutschland haben das Konzept bereits in ihren Lehrplan integriert. Auch der Zusammenarbeit der Studierenden mit dem Mehrgenerationenhaus Essen ging ein solches „Service-Learning“-Seminar am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Softwaretechnik der Universität Duisburg-Essen voraus. „Ehrenamtliches Engagement und wissenschaftliche Lehre werden wunderbar verknüpft“, sagt Arndt Sauer. „Die Studenten können unseren Senioren eine Menge beibringen und lernen im Gegenzug praktisches Arbeiten, das ihnen in den Vorlesungen zumeist nicht vermittelt werden kann.“
Virtueller Treffpunkt gegen die Einsamkeit.
Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Plattform www.generaktiv.de, auf der Mitglieder jeden Alters Profile anlegen, miteinander chatten und Informationen austauschen können. Gerade die Älteren seien gegenüber dieser neuen Art der Kommunikation zunächst skeptisch gewesen, erläutert der Leiter des Mehrgenerationenhauses. Sie hätten jedoch schnell die Vorteile entdeckt, die eine virtuelle Vernetzung mit sich bringt. „Zum Beispiel rufen viele Menschen abends ungern noch bei Freunden an, aus Sorge, sie zu wecken. Auf der Plattform können sie ganz einfach sehen, wer noch wach und online ist und sich per Chat oder Telefon melden.“ Diese Kommunikationsform hat für die Älteren großes Potenzial: Wenn eine ältere Person alleine lebt und spät am Abend noch Redebedarf hat, kann sie dank der Plattform direkt Kontakt zu einem Bekannten aufnehmen, der vielleicht ebenfalls noch vor dem heimischen Computer sitzt. Der virtuelle Treffpunkt ist für viele deshalb mehr als nur eine Art „Facebook für Seniorinnen und Senioren“, er ist eine Art Verlängerung des offenen Treffs – Herzstück jedes Mehrgenerationenhauses - im Internet.
Mehrgenerationenhäuser bauen Brücken
Von der Zusammenarbeit mit den Studierenden begeistert, freut sich Arndt Sauer sehr über das entstandene Angebot und möchte es weiter ausbauen. Auch die fünf beteiligten Studente möchten den Ausbau vorantreiben. Langfristig könnten sich die interessierten Nutzerinnen und Nutzer aller 500 Mehrgenerationenhäuser über die Plattform vernetzen. Die Plattform würde somit zur Brücke zwischen den Mehrgenerationenhäusern und zwischen Jung und Alt gleichermaßen.
Autor:Arndt Sauer aus Essen-Süd |
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