ALLES WIEDER ANDERS – Fotografien aus der Zeit des Strukturwandels - RUHR MUSEUM auf Zollverein in Essen 27.9.2010 BIS 16.2.2011 - AUSZÜGE)

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Nahezu in jedem Bild tauchen die Bewohner des Reviers auf, deren Alltag und Lebensstil sich in den Jahren des Strukturwandels oft drastisch verändert haben. Zahlreiches in den Bildern habe ich aus meiner Kindheit und Jugend wieder erkannt. So war das zu jener Zeit eben.
# TEXT: RUHRMUSEUM
So lange ist das letzte Drittel des vorigen Jahrhunderts noch gar nicht her … und doch hat sich Entscheidendes geändert, ist uns heute Vieles fremd, was damals selbstverständlich war: die Büros ohne Computer, die Möbel und Tapeten, der sehr verflossen wirkende Stil von Kleidung und Frisuren, Anti-Strauß-Demonstrationen, Forderungen von zwölfprozentiger Lohnerhöhung, Hausbesetzungen. Zugleich ist VIELES nach wie vor vertraut: der immer gleiche Anblick eines Schrebergartens oder des Karnickelzüchters im Stall, auch der Mietshäuser, Stadtautobahnen und Peripherien. Überblickt man aus der Sicht von heute die Bilder von damals, wird deutlich, wie tiefgreifend das Revier sich in dieser Zeit verändert hat und das Vieles nur auf der Oberfläche vom Wandel unberührt scheint. Die 1970er bis 1990er Jahre markieren die entscheidende Phase des Strukturwandels im Ruhrgebiet, der in den 1950er Jahren begonnen hat und bis heute keineswegs abgeschlossen ist. Die strukturellen Umbrüche hatten dramatische Folgen für nahezu alle Bereiche des Lebens. Der Kohlekrise folgte in den 1970er Jahren die Stahlkrise, die in den 1980er und in den 1990er Jahren zum endgültigen Niedergang der traditionellen Montanindustrie des Reviers führt. Damit wurde ein ganzes Lebensmodell entwertet und eine grundlegende Neuorientierung auf praktisch allen Ebenen, von der Wirtschaft über die Gesellschaft und die Umwelt bis zur Kultur, erforderlich. Mittlerweile ist aus der ehemaligen Industrieregion eine moderne Dienstleistungs- und Kulturmetropole geworden. Fotografen haben diesen Prozess intensiv begleitet, sei es im Auftragt journalistischer Medien, für Archive, zur Imagewerbung unterschiedlicher Institutionen oder auf eigene Initiative. Ihr Werk ist überliefert in Sammlungen wie der des >Fotoarchivs im Ruhr Museum, das allein für die Jahre 1970 bis 2000 einen Fundus von mehr als einer halben Million Motive der unterschiedlichsten Fotografen besitzt. Diese Bilder beziehen sich auf zentrale Themenbereiche: alte und neue Arbeitsplätze, zeitgleich zum dramatisch zunehmenden Verlust von Arbeit, Bauen und Wohnen in unterschiedlichsten Umgebungen vom Zechenhaus über die Wohngemeinschaften bis zum Neubau in einer Siedlung der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, Landschaften und Städte, Emscher-Umbau und die erst in dieser Zeit so genannte Industriekultur, die Bildungs- und Kulturlandschaft, traditionelle und neue Formen der Freizeitgestaltung bis hin zum Konsum in künstlichen Erlebniswelten.

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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