Peter Spitzenberg ist „Spitze“: Der Name steht für sein (Box-)Leben

Hoch hinaus: Peter Spitzenberg ist neuer Deutscher Meister im Halbmittelgewicht (71 Kg) der Amateurboxer. Man schreibt das Jahr 1969, die meisten Fotos strahlen in schwarz-weiß.
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  • Hoch hinaus: Peter Spitzenberg ist neuer Deutscher Meister im Halbmittelgewicht (71 Kg) der Amateurboxer. Man schreibt das Jahr 1969, die meisten Fotos strahlen in schwarz-weiß.
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Einer der besten deutschen Boxer wird am 12. September 70 Jahre alt - Von 210 Kämpfen gewann er 200. Man mag es kaum glauben: Peter Spitzenberg, Essens Superboxer der 60er und 70er Jahre, kommt in die Jahre und erreicht am Samstag, 12. September, mit 70 ein neues Lebensjahrzehnt – fast auf den Tag genau mit „Fußball-Kaiser“ Franz Beckenbauer. Der Boxmeister von einst errang seine größten Erfolge im schwarz-gelben Dress des Box-Club Essen-Steele, stammt aber vom BC Stoppenberg. Er gewann sechs Deutsche Titel…

Einfach nur "Spitze"...

„Spitze“ – so wurde er treffend gerufen – darf man als einen der technisch besten deutschen Boxer der Nachkriegszeit bezeichnen. Der Halbmittelgewichtler weist insgesamt sechs deutsche Titel in seiner tollen Bilanz auf, hat von 210 Kämpfen 200 gewonnen. Und nur wegen seines argen Verletzungspechs waren ihm olympische Medaillen und Erfolge auf europäischer Ebene nicht vergönnt. Einmal boxte er Unentschieden, neun Mal unterlag er. Meist gegen starke internationale Konkurrenz, aber immer äußerst knapp nach Punkten.

Mannschaftstitel 1972 mit Gert Puzicha

In der Grugahalle begeisterte er allerdings die Massen. Tausende von Boxfans jubelten dem filigranen Boxer und seinem nicht minder erfolgreichen Kollegen, der „Kampfmaschine“ Gert Puzicha und den anderen Meisterboxern zu, als der deutsche Mannschaftstitel 1972 nach Essen geholt wurde. 1973 wurde Spitzenberg in Essen „Sportler des Jahres“ und verwies dabei sogar die Fußball-Promis Willi „Ente“ Lippens und Dieter Bast auf die Plätze zwei und drei. Mit der Staffel des BC 1930 Essen-Steele wurden Peter Spitzenberg und dessen Staffelkollegen sowie Trainer Herbert Auth und Vorstand Ewald Lümmen (Vorsitzender) und Hubert Wildschütz (Manager) zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt.
Peter Spitzenberg vergaß nicht, dass es „ein Leben nach dem Boxen“ gibt. Mit großem Fleiß und dem ihm eigenen Ehrgeiz absolvierte der gelernte Starkstrom-Elektriker neben dem Hochleistungssport auf dem zweiten Bildungsweg die Schule, machte sein Abitur. An der Universität Trier schaffte er das Sportlehrer-Diplom.

Sportverwaltung Oberhausen

Die Nachbarstadt Oberhausen erkannte seine Fähigkeiten und stellte „Spitze“ in den Dienst der Sportverwaltung. Jetzt, 70 Jahre jung, ist der einstige Stadtsportlehrer von Oberhausen im Ruhestand. Für „Spitze“ ist es eher ein Unruhestand, denn er bleibt dem Sport treu und hilft immer mit, wenn er gebraucht wird.
Das dürfte auch dem Essener Boxsport zugute kommen, auf der Ebene des Landessportbundes hat der Pensionär bereits einen ausgezeichneten Ruf und machte sich in der Integrationsarbeit verdient. Dabei weist er nicht nur im Bereich des Amateurboxens große Erfolge auf, sondern motivierte Schulkinder, Sport zu treiben. Und man glaubt es kaum: Der frühere Faustkämpfer stellte ein vorbildliches Schul-Schachprogramm auf die Beine. Außerdem wirkte Spitzenberg jahrelang als Leiter des Bildungswerks Oberhausen in der Ausbildung von Sportübungsleitern und Vereinsführern.

Gips für "Spitze" und Olympia-Gold für Dieter Kottysch

Trotz der „Droge Sport“, die sein Leben prägte, hat für Peter Spitzenberg das Familienleben Priorität. Seit 49 Jahren (!) ist er mit Ehefrau Rita zusammen, die alle Höhen und Tiefen der Sportkarriere von „Spitze“ mit erlebte. Sie ist froh, dass ihr erfolgreicher Mann aus dem harten Leistungssport ohne größere Blessuren nach Hause kam. Zwei sportliche Kinder (Dirk und Nicole) sorgten für das komplette Familienglück. „Star“ der Familie Spitzenberg in Schonnebeck ist 2015 allerdings kein Boxer, sondern Enkelkind Greta, knapp drei Jahre junger Sonnenschein.
Wenn auch sein Weg deutlich erfolgreicher hätte verlaufen können: Zur Olympiade und zur Europameisterschaft war er bereits nominiert, als ihn verschiedene Verletzungen zurückwarfen. So holte Ersatzmann Dieter Kottysch in München 1972 Olympia-Gold und „Spitze“ musste mit Gipshand – Kapselverletzung in der rechten Schlaghand, erlitten im letzten siegreichen Kampf vor dem Olympiaauftakt gegen den späteren Profi-WM Harald Sixt - zusehen.
Noch krasser war sein Ausscheiden zur EM 1969: In der Münchener Sportschule Grünwald war er Trainingsbester des Teams Deutschland, stürzte aber beim finalen Auslauf auf der Tartanbahn, eine Stunde vor der Abreise nach Bukarest. Die Diagnose war niederschmetternd: Meniskusriss und der Traum vom Europatitel war wie eine Seifenblase geplatzt…

Autor:

Hubert Wildschütz aus Essen-Süd

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