Erik Stoffelshaus über Rassismus: „Schweigen macht einen zum Mittäter“
Die mutmaßlichen rassistischen Äußerungen auf Schalke gegen Hertha-Spieler Jordan Torunarigha (22) bestimmen derzeit die Schlagzeilen. Der S04 arbeitet fieberhaft an einer Aufarbeitung. Erik Stoffelshaus (49), prominenter Steilpass-Tipper, weiß aus eigener Erfahrung, dass der Klub „penibel darauf achten und gnadenlos durchgreifen“ wird. Der ehemalige Teammanager der Königsblauen findet deutliche Worte zu dem Vorfall und zieht nicht nur einen historischen Vergleich.
„Ich bin so froh, dass ich in Kanada leben durfte“, blickt Erik Stoffelshaus zurück. „Ich bin nicht naiv und weiß, dass es Rassisten überall auf der Welt gibt. Aber die präventive Arbeit, die in Kanada geleistet wird, ist großartig. Die dortige Kinder-Erziehung könnte als Blaupause überall angewendet werden.“
Erik Stoffelshaus: "Es muss eine Null-Toleranz-Politik gefahren werden"
Bei einigen hat die Erziehung aber offenbar versagt. So offenbar auch bei Anhängern des FC Schalke 04, die den gebürtigen Chemnitzer Jordan Torunarigha wohl unter anderem mit Affen-Lauten rassistisch beleidigten. „Wenn dem tatsächlich so war, dann muss eine Null-Toleranz-Politik gefahren werden. Es ist völlig egal, ob es rassistische Bemerkungen in der Kreisklasse oder in der Bundesliga gibt. Das hat nirgendwo etwas zu suchen. Auch nicht in anderen Sportarten oder komplett anderen Bereichen.“
Dass der Abwehrspieler von Hertha BSC sich die rassistischen Äußerungen ausgedacht haben könnte, kann sich Erik Stoffelshaus überhaupt nicht vorstellen. „Warum sollte er sich das ausdenken? Er war auf dem Platz und danach völlig fertig. Das wäre ja totaler Wahnsinn, wenn so etwas erfinden würde.“
Erik Stoffelshaus musste sofort an einen Vorfall bei Gerald Asamoah denken
Der Steilpass-Tipper musste in dem Zusammenhang auch sofort an einen Fall denken, in den er unmittelbar involviert war. „Schalke ist, was das angeht, ein sensibles Pflaster. Gerald Asamoah wurde einst in Rostock rassistisch beleidigt, das ist mir noch sehr präsent“, so der gebürtige Mülheimer.
Deswegen appelliert er auch an die Anhänger der Königsblauen, die in der Nähe des Blocks S5 von der Südkurve saßen, in dem sich der Vorfall ereignet haben soll. „Solche Leute dürfen nicht geschützt werden. Es geht dabei nicht um das Denunzieren oder Anschwärzen eines Nachbarn. Es geht darum zu handeln, den Ordner zu rufen oder anders zu reagieren. Andernfalls macht man sich zum Mittäter“, findet Erik Stoffelshaus deutliche Worte.
Erik Stoffelshaus: "Beleidigungen müssen Konsequenzen haben"
Für den 49-Jährigen sei der Vorfall in der Veltins-Arena auch für die anwesenden Kinder schlimm. „Die denken, dass Beleidigungen keine Konsequenzen nach sich ziehen. Und in dem Fall sprechen wir auch nicht von irgendeinem Kavaliersdelikt. Die Verantwortlichen sind erwachsene Leute, die wisse, was sie da von sich geben. Rassismus rutscht einem nicht einfach so heraus!“
Was Erik Stoffelshaus in dem Zusammenhang auch stört, ist die jüngere Vergangenheit. „Erst vor kurzem spricht die ganze Welt von 75 Jahre Auschwitz und dann geben einzelne Idioten so etwas von sich. Da gibt es nur eine Maßnahme: herausschmeißen und lebenslanges Stadionverbot weltweit.“
Erik Stoffelshaus: "Auf Schalke kommen so viele Kulturen und Nationen zusammen"
Dass der Vorfall auch ausgerechnet auf Schalke passiert ist, lässt den Steilpass-Tipper ungläubig zurück. „Insbesondere auf Schalke kommen so viele Nationen und Kulturen zusammen – da bestürzt es einen sehr. Hautfarbe, Herkunft und Glauben darf überhaupt keine Rolle spielen, wie wir über jemanden denken. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen.“
Für den 48-Jährigen sei der Spruch vom gebürtigen Bochumer Leon Goretzka (25), der beinahe zum Fußball-Spruch des Jahres 2019 gekürt wurde, deswegen auch so perfekt. „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Da antwortet man auf die Frage nach der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum“, hatte der Ex-Schalker nach rassistischen Vorfällen bei einem Länderspiel in Wolfsburg einst gesagt.
Da fällt es Erik Stoffelshaus nicht schwer, eine Brücke zur aktuellen Politik in Thüringen zu schlagen. „Da wird von bürgerlicher Mitte gesprochen, obwohl es Faschisten sind. Das muss man so klar benennen und den Menschen die Augen öffnen.“
Autor:Redaktion Steilpass aus Essen-Süd |
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