Warum Nutzer ihre Twitter Namen in (((Klammern))) setzen

Das Twitter Logo in Echoes.
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(((Kai Diekmann))) tut es, (((Lars Wienand))) auch und mit ihnen viele andere. Sie setzen ihr Twitter-Handle in Klammern. Was dahinter steckt erklären wir gern.

Diese Klammern standen bislang für eine virtuelle Umarmung, inzwischen haben jedoch Neo-Nazis und Antisemiten in den USA diese Symbolik entdeckt, um ihren Judenhass zu demonstrieren. Ein digitialer Judenstern sozusagen, dabei nehmen sie scheinbar jüdische Menschen ins Visier und markieren deren Namen mit Klammern, sogenannte Echos: (((Rosenfeld))) oder (((Goldstein))). Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der angesprochene tatsächlich ein Jude ist oder nicht.
Als Zeichen des Protestes haben mittlerweile viele Nutzer ihren Namen ebenfalls in Klammern gesetzt um dieser absurden Gebaren entgegen zu wirken und ihre Solidarität zu zeigen.

Browser Plugin identifizierte jüdische Namen

Wer als „Jude“ von den Antisemiten identifiziert wurde, musste erleben, wie sein Twitter-Account mit antisemitischer Hetze überflutet wurde. Es gibt Fotos, die den betreffenden in der Gaskammer zeigen und ähnlich gruselige Darstellungen.
Es war der Journalist Jonathan Weisman, der als erster diese Erfahrung machen durfte. Offensichtlich wurde er von selbsternannten Anhängern des US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump attackiert.
Um zu zeigen, dass er sich durch die Neo-Nazis nicht einschüchtern lasst, schrieb Weisman seinen Namen auf Twitter selbst in Klammern und retweetete die Beleidigungen.
Es gab sogar ein Chrome-Browser-Plugin, dass jüdisch klingende Namen kennzeichnet. Nutzer sollten damit auf die „jüdische Weltverschwörung“ aufmerksam gemacht werden, eine Verschwörungstheorie rechtsextremistischer Kreise. Inzwischen hat Google es aus dem Chrome Webstore entfernt.

Warum Klammern?

Klammern und andere Satzzeichen werden von sozialen Netzwerken bei der Indexierung von Suchergebnissen ignoriert. Je mehr Zeichen umso schwieriger für die Suchmaschinen. So können Neonazis ungestört ihre Propaganda verbreiten und werden nicht durch eine Suchanfrage identifiziert. Inzwischen hat ein anonymer Verfasser ein Tool entwickelt, dass rechtextreme Tweets entlarvt. Echo Location sammelt mithilfe der Twitter-API alle Tweets, die das (((Echo))) enthalten. Die Suchanfrage funktioniert nicht, wenn man direkt auf Twitter nach den Klammern sucht.

Autor:

Beatrix Gutmann aus Essen-Süd

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