Viel Rauch um noch mehr

Ende Juni hat die rot-grüne Landesregierung das Nichtraucherschutzgesetz auf den Weg gebracht. Es beinhaltet, den blauen Dunst aus der Gastronomie zu verbannen. Der SÜD ANZEIGER hat sich umgehört:

Die Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes:
„Seit acht Jahren kämpfen wir gegen das absolute Rauchverbot in der Gastronomie“, erklärt Christiane Behnke, Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes. „Im Laufe der Diskussion wurden von der Politik Zugeständnisse gemacht und Ausnahmen ausgesprochen. So gilt das Rauchverbot nicht für Einraum-Kneipen mit weniger als 75 Quadratmetern Fläche, in denen keine Speisen ausgegeben werden und natürlich keine Jugendliche aufhalten dürfen. Gaststätten, die prozentual zur Gesamtquadratmeterzahl für viel Geld Raucherzonen eingerichtet haben, sind ebenfalls nicht betroffen. Und das soll nun alles über den Haufen geschmissen werden? Besonders die Eckkneipen würden ein absolutes Rauchverbot nicht überleben. Und gerade diese kleinen Gaststätten haben doch das Bild des Ruhrgebiets geprägt - sie gehören einfach dazu. Die Hoffnung stirbt zuletzt - wir werden weiterhin für den bestehenden Status kämpfen!“

Der Wirt:
„Zurzeit baue ich meine Feten-Kneipe ,Schmitz, wohin sonst!‘ in ein Restaurant um“, so Hannes Schmitz, Rüttenscheider Gastronomie-Urgestein. „Meine Umsätze gingen in dieser ,Einraumkneipe‘ bis zu 70 Prozent in den Keller. Jedes Gesetz, das zu hart ist, schlägt erfahrungsgemäß ins Gegenteil um. Wenn das strikte Rauchverbot ausgesprochen wird, geht die Eckkneipen-Kultur den Bach herunter. Die Leute holen sich einen Kasten Bier und eine Flasche Schnaps und feiern und rauchen in den eigenen vier Wänden bis spät in die Nacht. Somit ist dem maßlosen Konsum Tür und Tor geöffnet und die Nachtruhe der Anwohner ist ebenfalls gestört. Den Pragmatismus verlieren die Politiker völlig aus den Augen - da werden nur noch Ideologien verfolgt. Und weniger geraucht wird durch derartige Gesetze auch nicht. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Da sollte jeder selber entscheiden können, ob er eine Kneipe besucht, in der geraucht wird oder nicht.“
Der Arzt:
„Jedem sollte eigentlich mittlerweile klar sein, dass das Passiv-Rauchen genauso schädlich ist, wie das Aktiv-rauchen“, mahnt Dr. Rainer Kundt, Essener Amtsarzt. „Beim ,Mitrauchen‘ inhaliert man die gleichen Schadstoffe, wie der Raucher selbst. Die Schadstoffe schweben in der Luft. Man atmet sie automatisch ein - aber das weiss ja jeder, der eine Raucher-Gaststätte besucht. Geschützt werden müssen die Mitarbeiter, die die Schadstoffe einatmen, obwohl sie es nicht wollen, da sie sonst ihren Job an den Nagel hängen können.“

Autor:

Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr

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