So entgehen Sie der Grippewelle:
Wenn es Sie noch nicht ,erwischt‘ hat, dann haben Sie auf jeden Fall noch gute Chancen - die Grippeviren sind noch zuhauf unterwegs. Zu diesem Thema befragte der SÜD ANZEIGER den Essener Amtsarzt Dr. Rainer Kundt:
Worin liegt der Unterschied zwischen einer Erkältung und einer Grippe?
Dr. Rainer Kundt: Die meisten Menschen glauben sie hätten eine Grippe, wenn die Nase tropft und der Husten quält. Doch hier täuscht das eigene Empfinden in den meisten Fällen.
Zwar fühlt man sich bei einer Erkältung auch schlapp, eine Grippe macht uns jedoch regelrecht handlungsunfähig. Es handelt sich um eine schwere Krankheit, die insbesondere für alte und schwache Menschen einen tödlichen Verlauf haben kann. Eine Erkältung entwickelt sich schleichend, während eine Grippe schnell mit Fieber, Schüttelfrost und Appetitlosigkeit aufwartet. Das matte Gefühl hält auch nach der Erkrankung lange an. Bis sich ein Grippekranker wieder komplett erholt hat, können Wochen oder gar Monate vergehen. Eine Erkältung ist dagegen harmlos.
Eine Grippe ist eine Erkrankung der unteren Luftwege. Vorsicht ist geboten, wenn das Schwächegefühl sehr stark ausgeprägt ist oder hohes Fieber (beim Erwachsenen über 39 Grad) auftritt. Ungewöhnlich sind auch Beschwerden, die länger als eine Woche andauern, Atemnot, eitriger oder blutiger Schleim oder ein vermindertes Hörvermögen. In allen dieser Fälle sollte ein Arzt aufgesucht werden, da die Gefahr besteht, dass die vermeintliche ,Erkältung‘ in Wahrheit eine Virusgrippe, eine bakterielle Infektion - zum Beispiel Mandelentzündung, Mittelohrentzündung oder gar eine Lungenentzündung - ist.
Der Volksmund sagt: „Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage.“ stimmt das?
Das kommt fast hin. Eine Erkältung auszukurieren, das dauert ungefähr zwischen 10 und 14 Tagen.
Können Medikamente helfen, eine Erkältung schneller wieder loszuwerden?
Mit der Unterstützung von Medikamenten können die ,Leiden‘ erträglicher gemacht werden.
Nasenspray und Halstabletten verschaffen zum Beispiel eine Linderung der Symptome. ,Heilen‘ können sie die Erkältung nicht. Weiterhin sollte man sich Ruhe gönnen, um die Erkältung nicht zu verschleppen.
Helfen auch Hausmittel?
Auf jeden Fall. Am Anfang einer Erkältung empfiehlt sich eine Schwitzkur mit Linden- oder Holunderblütentee. Wenn man nasse Tücher in der Wohnung aufhängt, kann man die Luftfeuchtigkeit erhöhen und so die Schleimhäute feuchthalten.
Malventee hilft gegen Hustenreiz, Thymiantee sorgt für einen produktiven Husten. Tees sind immer eine gute Maßnahme, da gerade kranke Patienten viel Flüssigkeit zu sich nehmen sollten. Wer kein Fieber hat, kann auch ein Bad mit ätherischen Ölen nehmen, sonst ist eine Inhalation die bessere Lösung.
Bei Fieber helfen kalte Wadenwickel.
Bei welchen Symptomen sollte man zum Arzt gehen?
Wenn man über sehr starke Symptome klagt oder länger als drei Tage Fieber hat, sollte man dringend einen Arzt aufsuchen. Vor allem bei Säuglingen, immungeschwächten oder älteren Menschen ist Vorsicht geboten.
Wie kann man vorbeugen?
Wer häufig an einer Erkältung erkrankt, der hat wahrscheinlich ein geschwächtes Immunsystem.
Zur Vorbeugung empfehlen sich daher allgemeine Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems. Dazu gehört Bewegung an der frischen Luft – regelmäßig, aber nicht übertrieben und immer in der Wetterlage entsprechenden Kleidung.
Sehr hilfreich ist eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, zusätzlich eventuell ein Vitamin C- oder Multivitamin-Präparat. Abhärtend wirken auch Kneippkuren - entweder komplett mit kaltem Wasser duschen oder die Arme und Beine kalt abduschen - oder Saunabesuche.
Sehr wichtig ist auch, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Auch große Menschenansammlungen sollte man vermeiden.
Lohnt es sich jetzt noch gegen die Grippe impfen zu lassen?
Eine Grippeimpfung braucht zirka zwei Wochen, bis sie wirkt. Da die Krankheit sich nach wie vor verbreitet, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich impfen zu lassen.
Autor:Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr |
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