Ene-mene-muh – und raus bist Du… wer gestern noch offen hatte ist jetzt auch zu!
Pandemie Persönlich – wenn Corona die Existenz bedroht!

Marina Görke, Inhaberin des Salons Scherenkind in Kettwig.
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  • Marina Görke, Inhaberin des Salons Scherenkind in Kettwig.
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Unternehmer und Selbstständige stellt die Corona-Pandemie vor ganz besondere Probleme. Nach dem Inkrafttreten des sogenannten „Lockdown light“ Anfang November, mussten erneut viele Geschäftsleute schließen. Trotz der zugesicherten „Novemberhilfen“ für viele schwierig bis existenzbedrohend. Einige Glückliche durften weiterhin öffnen... wie sind ihre Geschäfte gelaufen? Seit Mittwoch sind jetzt alle wieder gleich - bis auf Einzelhändler, die Produkte des täglichen Bedarfs anbieten, hat jetzt alles geschlossen!  Wir haben uns umgehört: Pandemie Persönlich – wenn Corona die Existenz bedroht!

VON JULIA COLMSEE

„Ich bin natürlich sehr froh, dass wir zu erst nicht vom Lockdown betroffen waren – ganz klar“, erklärt Marina Görke, die seit fünfeinhalb Jahren das Haaratelier „scherenkind“ in Kettwig betreibt. „Der erste Lockdown im Frühjahr war ja schlimm genug für uns – Ohnmachtsgefühle, schlaflose Nächte und die bange Frage: Schaffe ich das? Und dabei ging es nie nur um mich – ich habe auch Verantwortung für meine Mitarbeiter. Die Soforthilfe war für uns nur ein Tropfen auf den heißen Stein – die übrigens auch erst ankam, als der Salon wieder geöffnet hatte! Von den Mehrkosten ganz zu schweigen: Masken, Desinfektion… und nicht jedes Material macht die Desinfektion mit. Viele Scheren aber auch unsere Sessel hier werde ich wohl zeitnah ausmustern müssen. Wir hatten immerhin noch eine Zeit lang geöffnet – Gott sei Dank! Ob wir die Verluste des Frühjahrs wieder aufholen können? Das glaube ich nicht!"

Verluste aufholen? Eher nicht!

In Steele sollte eigentlich bereits seit einigen Wochen der große Weihnachtsmarkt mit seinen vielen bunten Verkaufsbuden, dem gastronomischen Angebot und der großen Bühne wieder für zahlreiche Besucher aus dem gesamten Stadtgebiet sorgen – eigentlich. „Das ist schon ein Trauerspiel – mehr als ruhig – und das in der Vorweihnachtszeit“, berichtet Christa Wolff, Inhaberin von Wolff‘s Schmuckstudio. „Die Buden waren bereits komplett aufgebaut – jetzt sind sie wieder weg! Wirklich schade - viele Freunde, Bekannte und Kunden sind extra für den Weihnachtsmarkt nach Steele gekommen – Jahr für Jahr.“

Trauerspiel ohne Gastronomie!

Nicht nur, dass sich sehr viel weniger Menschen in die Steeler Fußgängerzone verirren, viele Steeler Geschäftsinhaber nahmen normalerweise mit einer eigenen Bude am Weihnachtsmarkt teil. „Wir natürlich auch – die Gestaltung unserer ‚Hütte‘ hat uns immer sehr viel Freude gemacht. Und unsere besondere Auswahl an Thun Figuren und Dekorationen war sehr gefragt! Das fehlt natürlich alles in diesem Jahr – nicht nur uns. Viele Kunden haben uns bereits darauf angesprochen… die Thun Figurenhaben wir daher bis zur Schließung am Mittwoch hier im Geschäft angeboten! Viele Kunden haben auch  auch einfach nur den Kopf zu unserer Tür hereingesteckt: ‚Schön, dass Sie noch da sind!‘  - alles jetzt vorbei. Klar sind wir noch da und wir waren schon froh, dass wir öffnen konnten. Aber dass wir jetzt in der Vorweihnachtszeit alle Hände voll zu tun hatten, kann man wirklich nicht sagen! Ob wir es durch die Krise schaffen? Ich bin ehrlich nicht sicher! Wenn gleichzeitig noch alle Gaststätten und Cafes geschlossen haben, dann ist Steele wie ausgestorben.“

Ein Laden dicht - der andere erst
gar nicht eröffnet!

Einer der von der Schließung der Gastronomie ganz direkt betroffen ist, ist Taulant Lamnica, Inhaber des „Ristorante Da Vinci“ in Steele. Er musste nicht nur das über die Grenzen Steeles hinaus bekannte italienische Restaurant schließen – er konnte auch das frisch erworbene „Mocca“ in Steele gar nicht erst eröffnen. „Geplant war die Eröffnung für Anfang November – ein schönes mediterranes Bistro hatten wir uns vorgestellt. Jetzt müssen wir wohl oder übel warten.“ Ein trauriges Gefühl sei das – wenn man zum zweiten Mal schließen muss. „Und dabei haben wir wirklich alles umgesetzt, was man von uns erwartet hat – nutzt aber jetzt auch nichts!“ Einen eigenen „Wintergarten“-Vorbau nennt Lamnica beispielsweise sein Eigen, damit die Gäste insgesamt weiter auseinander sitzen können. „Das hat alles nicht wenig Geld gekostet! Irgendwie fühlen wir uns im Stich gelassen – trotz der Novemberhilfe.“ Mit einem Abhol- und Lieferservice möchte das Da Vinci zumindest anbieten, dass seine Gäste nach wie vor in den Genuss ihrer Lieblingsspeisen kommen. „Man kann gerne bei uns bestellen – entweder wir liefern dann in einem Umkreis von vier bis sechs Kilometer oder man schaut selbst vorbei und holt sein Essen ab.“ Dieses Angebot habe man auch im Frühjahr bereits umgesetzt – aber jetzt sei die Nachfrage deutlich geringer. Trotzdem ist Lamnica zuversichtlich. „Ich denke schon, dass wir es schaffen!“ Auch seine Frau, die einen Friseursalon in Kombination mit Kosmetikstudio betreibt, ist zuversichtlich! „Wir schauen definitiv nach vorne. Ich habe jetzt einen Total-Lockdown und diesen Lockdown light erlebt –  es wird weitergehen… irgendwie… da bin ich sicher!“

Wie bei Sturm in einem Gummiboot!

Auch Eugen Rihovski versucht optimistisch in die Zukunft zu schauen. Er übernahm im Januar 2020 die „Abseits Bar“ – die Clubgastronomie des FC Kray. „Unser erstes Jahr haben wir uns natürlich ganz anders vorgestellt! Ich sage immer: Wir fahren alle durch den gleichen Sturm – nur wir sitzen wohl in einem kleinen Gummiboot!“ Trotz des ersten Lockdowns war Rihovski, der die Bar gemeinsam mit Ehefrau Tatjana betreibt, klar: Das kann es jetzt nicht gewesen sein. „Den Traum von einer eigenen Gastronomie hatten wir schon so lange. Aufgaben kam also nicht in Frage. Wir haben dann mit einem eigenen Lieferdienst angefangen.“ Und das war noch nicht alles… „Wir haben das Projekt ‚Essen packt an‘ mit unserer Küche unterstützt. Hier brauchte man bedingt durch die Corona-Auflagen eine Profi-Küche – und die hatten wir ja. Zwei Mal in der Woche haben wir speziell für sie gekocht! Man muss ja zusammenhalten in so einer Zeit!“ Eine spannende Mischung aus russischer und deutscher Küche bieten Tatjana und Eugen Rihovski normalerweise an. „Auf unserer Karte dürfen die Frikadelle und das Schnitzel natürlich nicht fehlen – aber unser typisch russisches Schaschlik kann sich auch sehen lassen!!“ Wer sich davon überzeugen möchte, der kann nach wie vor auf den Lieferservice zurückgreifen. „Unsere Speisekarte findet man auf unserer Homepage. Wir bieten auch einen Mittagstisch zu günstigen Preisen an – und versuchen auf spezielle Wünsche einzugehen.“ Geliefert wird im Umkreis von rund zehn Kilometern. Aber: „Man kann sicher über alles sprechen! Hauptsache es geht weiter!“

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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