Annoncen-Abzocke
Mit Kontaktanzeige in die Falle gelockt: Geldsorgen statt Liebesglück

Laut einer US-Studie sollen sich aktuell 40 Prozent aller heterosexuellen Paare online kennenlernen, bei gleichgeschlechtlichen sogar zwei Drittel. Scheinbar verlieben sich mehr Leute im Netz als in der Freizeit, Uni oder Bekanntenkreis. Doch was ist mit Singles im Rentenalter, die sogenannten „Best Ager“? Die populärsten Dating-Apps sind auf Singles unter 30 ausgerichtet; eine passende Alternative könnte die klassische Kontaktanzeige in einer (Wochen)Zeitung sein.

Der Schmu mit der Kontaktanzeige

Rubriken in den Kleinanzeigen tragen vielversprechende Bezeichnungen wie „Liebe und Bekanntschaft“, manche sind sogar forsch und schalten in der Rubrik „Heiraten“ eine Anzeige. Die Texte sind oft ähnlich, manchmal sogar unterhaltsam. Typisch wäre zum Beispiel „Sympathischer Akademiker (70 Jahre), junggeblieben, sucht niveauvolle und attraktive Partnerin für gemeinsame Unternehmungen“. Die Erfolgsquoten sind gewiss übersichtlich, doch noch schlechter stehen die Chancen aufs Liebesglück, wenn unter den Inserenten Firmen sind, die Fake-Anzeigen schalten, um Singles in die Vertragsfalle zu locken.

„Hannlore, 73, verwitwet, vermisst“

Eine für die Abzocke typische Anzeige könnte zum Beispiel lauten: "Hannelore, 73 Jahre, verwitwete Lehrerin, schlank und sportbegeistert – gerne aus dem Raum Cottbus". Falls sich ein Single daraufhin meldet, der sich angesprochen fühlt, wird jedoch kein Kontakt zur besagten Hannelore hergestellt, sondern stattdessen meldet sich eine Dating-Agentur. Diese Firmen wollen verkaufen statt verkuppeln. Aus diesem Grund wird denjenigen, die sich auf solche Annoncen melden, ein Vertrag für eine Mitgliedschaft in einem „Freizeitclub“ oder „Freundschaftskreis“ angeboten.

Eine Mitgliedschaft ist teuer und wird keinen Kontakt zu Hannelore herstellen können. Diese Anzeigen werden nahezu wortgleich in unterschiedlichen Kreisen und Zeitungen veröffentlicht, um neue Kunden für diese Dienstleistung zu gewinnen. Die eigentliche und ursprüngliche Absicht, eine/n Partner/in zu finden oder wenigstens jemanden kennenzulernen rückt in den Hintergrund, da in diesen Clubs eher „Freizeitpartner“ denn Liebespartner vermittelt werden.

Freizeitclubs und Freundschaftskreise: Hohe Kosten

Ein teurer Spaß, wenn man aufs Konto schaut, wie viel die älteren Singles für eine Dienstleistung, die sie eigentlich nicht haben wollten, letztendlich zahlen sollen. Ich war in Kontakt mit Betroffenen, und diese berichteten mir, dass sie sogar eine unverschämte Aufnahmegebühr von 300 EUR zahlen sollten. Damit nicht genug, es kamen noch weitere Kosten hinzu; zum Beispiel wurde laut der Erfahrung Betroffener die Teilnahme an einer Kontaktbörse in Rechnung gestellt. Zuzüglich aller Kosten sollen jährlich Summen von über 3.000 EUR abgehoben worden sein.

Traurig, aber leider wahr. Es zahlt sich aus, misstrauisch zu sein und Dinge zu hinterfragen. Zu viel Skepsis ist sicherlich auch keine Lösung, ein gesundes Mittelmaß ist angebracht. Nur leider gibt es schwarze Schafe unter den Singles, die letzten Endes nicht das Herz erobern wollen, sondern eher schwarze Zahlen auf dem Bankkonto sammeln. Neben Romance-Scammern, die mit Lug und Trug den Betroffenen das Geld aus der Tasche ziehen wollen, locken diese Kontakt- und Freizeitclubs vorzugsweise Senioren in die Falle. Wahrscheinlich, weil sich die Abzocke so „leichter“ verbergen lässt. Es ist keine Seltenheit, wenn die Senioren die hohen Rechnungen vor ihrer Familie verbergen, weil die Scham groß ist.

In der Vertragsfalle gelandet: Hilfe finden

Natürlich sind nicht alle Kontaktanzeigen auf Betrug aus, doch ein genaueres Hinsehen lohnt sich. Sollten Sie dennoch in eine solche Vertragsfalle getappt sein oder jemanden kennen, bei dem/der nicht das Herz gestohlen wurde, sondern nur das Geld, dann kann sich der Kontakt zu einer Anlaufstelle lohnen, die sich mit solchen Fällen auskennt. Dazu zählen Vereine für Verbraucherschutz, Verbraucherzentrale oder der Gang zum Rechtsanwalt.

Autor:

Aline Krause aus Essen-Süd

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