Kindermobil: Kids satt und stark machen
Für circa 400 Kinder im Essener Norden ist eine regelmäßige und gesunde Ernährung nicht durchgehend gesichert. Die zunehmende Armut in Familien brachte die AWO Essen, den Club Kohlenwäsche und die Brost-Stiftung an einen Tisch. Seit vier Wochen tourt nun das "Club Kohlenwäsche Kindermobil" durch den Essener Norden.
Vormittags macht es vor Kitas und Schulen Station, nachmittags fährt es durch das Gebiet und hält an fünf festen Haltepunkten, um Kindern und ihren Familien den Zugang zu gesunder Ernährung zu ermöglichen.
Vor Ort wird zusammen mit den Kids frisch gekocht und über gesunde Ernährung informiert. Ausgerüstet mit Vorzelt, kleiner Küche, Sitzecke und viel Stauraum für Lebensmittel und Material macht sich der Camper auf den Weg, neben der gesunden Ernährung auch zentrale Themen wie Bewegung und die Stärkung sozialer Kompetenzen ans Kind, bzw. an die Eltern zu bringen.
In Sachen Kinderarmut besteht in Essen ein starkes Nord-Süd-Gefälle. In einzelnen Quartieren des Essener Nordens bestehen sogar Armutsinseln, auf denen bis zu 65 Prozent der Kinder von Hartz IV bzw. Leistungen gemäß SGB II leben müssen, geht aus einer Statistik der AWO aus dem Jahre 2015 hervor.
"Das ist vor allem auch quantitativ ein sehr bedrückendes Problem", betont Professor Bodo Hombach, stellvertretender Vorsitzender der Brost-Stiftung, die das Projekt unterstützt. "Dies kann also nur ein Start sein!"
Gemeinsames Essen als ideellen Wert vermitteln
So soll auch nach der Pilotphase des Kindermobils, die zunächst auf drei Jahre festgelegt wurde, Personal zur Aufstockung des Teams gesucht werden.
An Werktagen fährt das Kindermobil mindestens zwei Standorte an: Vormittags eine Kita oder Schule und am Nachmittag einen weiteren Standort im Quartier. Auch am Wochenende ist das Wohnmobil im Einsatz. So können im 14-tägigen Rhythmus etwa 400 Kinder erreicht werden.
Die Zutaten für die Mahlzeiten stellt die Essener Tafel bereit. Kinder und ihre Familien können zudem ein speziell entwickeltes Kochbuch erhalten, das zeigen soll, dass man sich auch mit geringen finanziellen Mitteln gesund ernähren kann. Auch das gemeinsame Essen als solches ist ein Wert, der vermittelt wird. Als Ritual soll es dem Tag Struktur geben.
Dr. Frank Stöblen vom Club Kohlenwäsche verweist auf zwei weitere Projekte, die derzeit für Kinder gestemmt werden: die Kindertische am Wochenende ebenfalls in Kooperation mit der Essener Tafel und Buchpatenschaften, um die Lesekompetenz zu stärken.
Thomas Rüth vom Jugendhilfenetzwerk der AWO berichtet, dass der Kindermobil-Camper an den fünf einzelnen Stationen in sozialen Brennpunkten des Essener Nordens bereits regelrecht "gestürmt" werde. Seit er auf Tour ist, wird er überall sehnsüchtig erwartet. "Diese Idee funktioniert super", so Rüth, der vor Ort auch Flyer verteilen lässt: "Das Kindermobil ist überall ein echter Eyecatcher."
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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