Jahresbericht Sekten-Info NRW
Der Jahresbericht der „Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V.“ für das Jahr 2017 liegt vor. Im Bereich der Esoterik besteht weiterhin großer Aufklärungs- und Beratungsbedarf. Die Frage des Kindeswohls in fundamentalistischen Gruppierungen stellt die Berater vor eine komplexe Aufgabe.
„Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder diejenigen, die einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben, neigen häufig dazu alternative Lösungen für ihrer Probleme zu finden“, erklärt Christoph Grotepass, studierter Theologe und Mitarbeiter der Sekten-Info NRW e.V.. Um über körperlich, psychisch und finanziell abhängig machende Gruppierungen zu informieren und zu beraten, präsentiert der Verein ihren Jahresbericht für 2017. Insgesamt sind 954 Anfragen bei der Sekten-Info NRW e.V. registriert worden. Dabei war in 474 Fällen eine intensivere Beratung notwendig.
Gefahren bei Esoterik und Geistheilern
Den größten Beratungsbedarf hatten die Mitarbeiter des Vereins im Bereich der Esoterik, da dieser Bereich von vielen häufig nicht rechtzeitig als gefährlich angesehen wird. Die alternativen Heilmethoden werden vor allem dann gefährlich, wenn schwer Erkrankte, wie Asthma- oder Krebserkrankte, sich ausschließlich auf alternative Heilmethoden und auf Selbstheilungskräfte ihres Körpers verlassen. So geschah es auch im vergangenen Jahr. Eine an Krebs erkrankte Frau zahlte mehrere hunderttausend Euro an eine Geistheilerin und verzichtete auf eine Chemotherapie. Nach 16 Monaten Behandlung bei der Geistheilerin verstarb die Frau an ihrer Krebserkrankung. „Dies ist mit Sicherheit ein Extremfall. Allerdings kennen wir viele Menschen, die in der Hoffnung auf Hilfe mehrere hunderttausend Euro bezahlt haben“, erzählt Sabine Riede, Vorsitzende der Sekten-Info NRW e.V.. Ebenfalls bei unseriösen Coaching-Seminaren, bei denen Menschen ihre Depressionen wegtanzen sollen oder auf die Kraft der Engeln und Ahnen vertrauen sollten, wie es bei Seminaren des Lebenshilfegurus Robert Betz der Fall ist, gab es erhöhten Beratungsbedarf.
Zwischen Glaubensfreiheit und Kindeswohl
Die Glaubensfreiheit ist in Deutschland ein Grundrecht. Problematiken treten auf, wenn einige christliche Fundamentalisten aufgrund ihres Glaubens körperliche Züchtigung bei Kindern befürworten. Der Eigenwille des Kindes wird dabei als Sünde gewertet. Zudem löst die Vorstellung von dem Ende der Welt und dem damit verbundenen Strafgericht Gottes bei Kindern große Ängste aus, die im Erwachsenenalter noch Nachwirkungen zeigen. Auch weitere fundamentalistische Gruppen, wie beispielsweise die Salafisten stellen Jugendämter vor schwierige Aufgaben, resümiert Sabine Riede.
Um weiterführend über dieses Thema aufzuklären bringt die Sekten-Info NRW e.V. die Zeitschrift „Glaubensfreiheit versus Kindeswohl“ im Juni heraus.
Autor:Katharina Wieczorek aus Essen-West |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.