Innovative Operationstechnik
Herzchirurgie der Uniklinik Essen setzt auf roboterassistierte Instrumente aus Bochum
„Meine Komfortzone beginnt da, wo andere sagen, es geht nicht mehr“, sagt Herzchirurg Prof. Dr. Alexander Weymann. Er operiert täglich in der Klinik für Thorax‐ und Kardiovaskuläre Chirurgie des Westdeutschen Herz‐ und Gefäßzentrums am Universitätsklinikum Essen. Damit Herz‐Operationen für die Patienten noch schonender sind, setzt der leitende Oberarzt auf innovative Techniken.
Der Tag beginnt für Prof. Dr. Alexander Weymann, der seit 2019 am Universitätsklinikum Essen ist, um 7 Uhr mit der Morgenbesprechung. „Wir schauen uns jetzt die Befunde der Bildgebung aller Patienten an, dann besprechen wir den OP‐Plan“, erklärt er. Wichtig sei dabei stets, jeden Patienten individuell zu betrachten und die Operationen im großen Kollegenkreis zu planen. „Durch die hohe Expertise unserer Mitarbeiter können unsere Patienten sicher sein, dass wir die schonendste Therapie wählen, um die Heilung zu beschleunigen“, erklärt Klinikdirektor Prof. Dr. Arjang Ruhparwar.
Schonende Therapie und
schnellere Genesung
Deshalb kommen immer häufiger die 360 Grad‐artikulierbaren laparoskopischen Instrumente von „Livsmed“ zum Einsatz. Weymann nutzt sie seit Juli 2021 und schult mittlerweile auch andere Kollegen. Denn mit Klinikdirektor Ruhparwar verfolgt er ein klares Ziel: „Wir bauen hier eine starke minimalinvasive Herzchirurgie auf“. Dazu zählen innovative Techniken und OP‐Methoden, die Weymann als Wissenschaftler auch mitentwickelt. „Livsmed ist ein junges Start‐Up aus Südkorea und wird hier in der Region von Bochum aus europaweit vertrieben. Ich arbeite gerne mit jungen Unternehmen zusammen, denn man kann mit den eigenen Erfahrungen helfen, die Geräte weiter zu entwickeln.“
Europaweit führend
Weymann ist aktuell europaweit der Herzchirurg, der die meisten Eingriffe – nämlich 15 ‐ mit den Instrumenten durchgeführt hat. Im Gegensatz zu anderen computergestützten Instrumenten wie etwa dem „Da‐Vinci‐Operationssystem“ seien sie zwar kostengünstiger, aber bei weitem keine „Light‐Version“. „Sie sind einzigartig, denn hier wurde die Geschicklichkeit eines Robotersystems in ein mechanisches laparoskopisches Instrument eingeführt. Das unterstützt das intuitive Operieren“, erklärt Alexander Weymann begeistert. „Gesteuert werden sie mit dem Daumen und Zeigefinger und durch meine Handbewegung. Der 360 Grad‐drehbare Aufsatz, mit dem man u.a. schneiden, nähen und greifen kann, bewegt sich vorne am Instrument dann genau wie meine Hand.“
Regelmäßiges Training
Während er die Funktionsweise in der transparenten Trainingsbox, in der kleine Objekte gegriffen und verschoben werden müssen, demonstriert, erklärt er weiter: „Durch kleine Hautschnitte wird der Zugang zum Organ minimalinvasiv möglich und da man sie in der Länge individuell auf jeden Patienten einstellen kann, erreicht man auch bislang nur schwer zugängliche Bereiche“.
Durch die kleinen Hautschnitte würden im Gegensatz zu konventionellen Eingriffen vor allem Wundheilungsstörungen minimiert. „Die Patienten haben nur kleine Narben, viel weniger Schmerzen und sind schnell wieder auf den Beinen. Deshalb eignet sich diese roboterassistierte Chirurgie auch für ältere Patienten oder solche mit Vorerkrankungen, die bislang als inoperabel galten“, erklärt Alexander Weymann, der im letzten Jahr erstmals eine Herzklappen‐OP mit den neuen Instrumenten am Universitätsklinikum Essen durchführte.
Auch heute sind sie im Einsatz, denn die erste OP steht an. Mindestens einen Eingriff führt Weymann täglich durch. Manchmal auch zwei. Hinzu kommen akute Notfälle. Das Telefon ist im Dauereinsatz und das sei auch gut so. Denn: „Der Patient profitiert immer vom Chirurgen, der viel operiert“.
Ob Bypässe oder neue Herzklappen: „Ich mache alles am Herzen“, sagt er. Eine Einschränkung gibt es aber doch: „Kinderherzchirurgie ist nicht mein Fachgebiet“, erklärt Weymann, der auch in der Transplantionsmedizin zuhause ist. „Wir transplantieren hier an der Uniklinik regelmäßig Herzen und Lungen.“
Sein umfangreiches Wissen gibt er nicht nur ans eigene Team in Essen weiter, sondern auch weltweit. „Kürzlich haben uns Chirurgen aus England besucht und wir haben noch viele weitere Anfragen u.a. aus den USA“, verrät er.
Forschungs- und Buchprojekte
Während in den drei Operations‐ und dem gemeinsam mit den Kardiologen des Westdeutschen Herz‐ und Gefäßzentrums genutzten Hybridsaal weitergearbeitet wird, stehen für Alexander Weymann Visite, OP‐Nachbesprechung und die Planung für den nächsten Tag auf dem Programm.
Feierabend ist auch danach noch lange nicht. Buch‐ und Forschungsprojekte warten auf den engagierten Mediziner, der stets auf der Suche nach Innovationen ist. „Ich komme und gehe im Dunkeln – auch im Sommer“ schmunzelt er und dann klingelt auch schon wieder sein Telefon ...
Autor:Mareike Schulz aus Essen-Steele |
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