Corona Report: Krematorien am Limit?
Essener Krematorium am Hellweg sieht sich gut aufgestellt

Foto: Norbert Janz
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Es sind erschreckende Bilder, die in den vergangenen Wochen durch die Presse gingen. Situationen in Meißen aus Sachsen beispielsweise von übereinander gestapelte Holzsärge umwickelt mit Plastikfolie und mit verwischten Corona-Aufschriften. Weit weg finden Sie? Es geht auch näher! Beispiel Wuppertal, wo das Bergische Krematorium Zelte aufstellen musste, um die vielen Särge überhaupt lagern zu können. Sind unsere Krematorien durch Corona am Limit? Wir haben nachgefragt im Essener Krematorium am Hellweg.

VON JULIA COLMSEE

Wann hat das Krematorium Essen seine Arbeit ursprünglich aufgenommen und wie viele Mitarbeiter arbeiten vor Ort?


Das Krematorium am Hellweg wurde 1977 in Betrieb genommen. Vorher gab es bereits ein Krematorium auf dem Südwestfriedhof, welches elektrisch betrieben wurde.
Zur Durchführung und Überwachung des Einäscherungsbetriebes in den Betriebsräumen sind in der Regel mindestens zwei Mitarbeiter*innen anwesend. In der Verwaltung sind neben dem Leiter des Krematoriums zwei weitere Mitarbeiter für die administrativen Aufgaben zuständig.

Wie haben sich die Zahlen im Laufe der vergangenen Jahre verändert ?


Die Anzahl der Einäscherungen liegt in den letzten Jahren bei rund 5000 Kremierungen jährlich. Je nach Sterbefallrate kann es zu leichten Schwankungen kommen. Die Zahlen sind nicht vergleichbar, da teilweise auch für andere Städte kremiert wird oder andere Städte für uns übernehmen. Beispielsweise mussten Anfang des Jahres einige Leichname nach Dortmund überführt werden, da eine Ofenlinie kurzfristig ausgefallen war.

In „normalen“ Jahren – wie viele Einäscherungen werden im Essener Krematorium wöchentlich durchgeführt? Und wie viele zurzeit?


Die prozentuale Aufteilung zwischen Erd- und Feuerbestattungen liegt in den letzten Jahren relativ konstant bei 75 Prozent Feuerbestattungen (Urne) und 25 Prozent Erdbestattungen (Sarg). Pro Monat werden in der Regel zwischen 400 und 500 Einäscherungen je nach Bedarfslage durchgeführt. Das hat sich in den letzten Monaten nicht geändert.

Welche Änderungen haben sich durch die Corona Pandemie ergeben? Stichwort Arbeitszeiten, Hygienekonzept, Stundenanzahl, mehr Personal, räumliche Situation? Welche Sicherheitsvorkehrung gibt es für den Umgang mit nachweislich an Corona Verstorbenen?


Die Verstorbenen müssen im Leichensack in einem verschlossenen und von außen desinfizierten Sarg eingeliefert werden, somit findet kein direkter Kontakt mit den Verstorbenen mehr statt. Die Särge der an COVID-19 Verstorbenen sind entsprechend gekennzeichnet und werden nicht mehr geöffnet. Die Abstands- und Hygieneregeln werden im Umgang mit den einliefernden Unternehmen eingehalten. Das Personal wird zurzeit im Dreischichtbetrieb eingesetzt. Bei Bedarf wird auch am Wochenende eingeäschert.  

Kann es passieren, dass das Essener Krematorium an seine Grenze stößt (Beispiel Wuppertal)? Gibt es für diese Situation einen Notfallplan?


Bis zu dem jetzigen Zeitpunkt reichen die Lagerkapazitäten im Bereich des Krematoriums aus. Im Notfall stehen weitere Lagerräume in kühlbaren Aufbahrungsräumen zur Verfügung.

Greifen sich die Krematorien gegenseitig unter die Arme?


Die kommunalen Krematorien in den Nachbarstädten helfen im Bedarfsfall aus. Essen arbeitet mit Krematorien in Bochum, Duisburg und  Dortmund zusammen. Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf die derzeitige Pandemielage, auch bei Ofenausfällen hilft man sich im Bedarfsfall, um eine zügige und zeitnahe Kremierung sicherzustellen.

Foto: Norbert Janz
Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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