Die „Zero-Waste“-Bewegung nimmt zu – kein Ende in Sicht
Einfach mal keinen Müll kaufen

Eigene Gefäße mitbringen, vorher wiegen und dann mit Produkt der Wahl befüllen. Zum Schluss wird nur bezahlt, was drin ist. | Foto: Archiv "glücklich unverpackt"/ Mieke Steffens
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  • Eigene Gefäße mitbringen, vorher wiegen und dann mit Produkt der Wahl befüllen. Zum Schluss wird nur bezahlt, was drin ist.
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Seit fast zwei Jahren betreibt Christiane Teske nun ihren Laden „glücklich unverpackt“ in Rüttenscheid. Als erster Laden in Essen bot sie ihren Kunden die Möglichkeit, fast ohne Verpackungsmüll einzukaufen. Wie wurde das Konzept angenommen? Zeit für ein Resümee.

Wer den Laden an der Rosastraße betritt, fühlt sich sofort wohl. Die Gäste werden immer herzlich von der Inhaberin empfangen. Hier ist man auf „Du“. „Ich komme halt aus'm Pott“, schmunzelt Christiane Teske. Ausnahmen mache nur hin und wieder – „je nach Bauchgefühl“, wie sie verrät. Zu entdecken gibt es im Laden allerhand: In große Gläsern und riesigen Spendern - auch „Bins“ genannt - steht ein großes Trockensortiment mit Körnern, Nüssen, Reis, Pasta, Hülsenfrüchten und vielem mehr zum selbst abfüllen bereit. Daneben gibt es Gewürze, Süßigkeiten, Kaffee, Reinigungsmittel, Kosmetik und eine Auswahl an Gemüse, Obst und Eiern sowie Milch. Vom Korn bis zur Seife: Alles im Laden ist Bio.

Das Prinzip beim Einkaufen ist dabei ganz einfach, wie Christiane Teske verrät: „Eigene Gefäße mitbringen, vorher wiegen und dann mit Produkt der Wahl befüllen. Zum Schluss wird nur bezahlt, was drin ist", so Teske. Nur wenige Dinge – zum Beispiel einige Kosmetika – enthalten eine Verpackung. Für die Zukunft plant sie, ihr Produktangebot noch zu erweitern. Auch Do-it-yourself Workshops, Verköstigungen, Informationsabende zu verschiedenen Themen und der Kleidertausch sind sollen weiterhin Teil des Angebotes bleiben. Geplant ist auch eine stärkere Zusammenarbeit mit Greenpeace.

Vieles geht ohne Verpackung

Bei der Eröffnung im Mai vor fast zwei Jahren war das „glücklich unverpackt“ der erste Laden dieser Art in Essen. Mittlerweile haben sich im gesamten Ruhrgebiet einige mehr angesiedelt. Dass der Unverpackt-Trend den Nerv der Zeit trifft, merkt auch Christiane Teske an der wachsenden Kundenzahl: „Ich habe jeden Tag Leute, die noch nie hier waren. Davon kommt immer jemand wieder.“ Zahlreiche Stammkunden habe sie bereits, die in ihrem Laden einen großen Teil des täglichen Bedarfs einkaufen. „Es kommen sogar regelmäßig Kunden aus dem Sauerland“, freut sie sich.

Aber Christiane Teske ist mehr als nur Verkäuferin im eigenen Laden: Sie diskutiert auch gerne über Umweltthemen, gibt viele Tipps und Anregungen. Das Umweltbewusstsein der Menschen sei gestiegen, so scheine es ihr: „Die Leute scheinen wach zu werden und von ihrer Couch runterzukommen. Manche haben im Fernsehen gesehen, dass die Fische durch den Müll sterben. Die stehen dann bei mir im Laden und fragen: „Was muss ich tun? Was kann ich tun?“ Das ist toll!“ freut sie sich. Von politischer Seite wünscht sie sich mehr Engagement - nicht nur endlose Diskussionen über Müll, Klimaerwärmung und Kraftwerke ohne konkretes Ergebnis. „Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu tun. Und die Menschen wollen das auch“, ist ihre Erfahrung. Sie selbst verzichtet auch weitestgehend auf Verpackungsmaterial beim Einkaufen. Was nicht immer einfach ist, wie sie einräumt: „Leider können nicht alle Waren so einfach ohne Verpackung verkauft werden.“ Dafür macht sie Kompromisse: Kann sie etwas Spezielles gerade saisonbedingt nicht lose auf dem Markt kaufen, „dann gibt es das jetzt halt nicht“ und die Tüte Chips „muss auch nicht sein.“

„Refill-Point“

Als Teil der „Refill“-Bewegung in Deutschland gibt es im Laden stets Leitungswasser kostenlos zum Mitnehmen. „Wenn du unterwegs bist und Durst hast, brauchst du dir keine Plastikflasche an der Bude zu kaufen, sondern kannst hier deine eigene Flasche auffüllen“, berichtet Christiane Teske. Wer mitmachen will, kann sich im Internet bei „Refill Deutschland“ registrieren lassen und erhält dort auch weitere Informationen. Als Initiator und Multiplikator für die Stadt Essen gibt es bei „glücklich unverpackt“ dann auch den Aufkleber als Auszeichnung für das Ladenlokal. Neben dem Aspekt der Müllvermeidung findet Teske einen Aspekt besonders wichtig: „Die Bewegung folgt dem Grundsatz, dass Wasser ein Menschenrecht ist und frisches Trinkwasser jederzeit verfügbar sein muss. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Wasser nicht verkauft wird."

Refill-Station: https://refill-deutschland.de/

Autor:

Claudia Kornicki aus Essen-Borbeck

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