Corona trifft psychisch Kranke besonders hart
"Bei einigen fangen wir wieder bei Null an!"

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Die vergangenen Monate im Zeichen der Corona-Pandemie brachten und bringen viele Menschen an den Rand ihrer Belastbarkeit. Und Menschen mit einer psychischen Erkrankung sahen sich neben den „normalen“ Belastungen mit noch ganz anderen Problemen konfrontiert. Der Stadtspiegel sprach mit Anke Grunden, Bereichsleiterin Sozialpsychiatrie beim Arbeiter-Samariter-Bund über das was war… und was vielleicht noch kommt.

Von Julia Colmsee

Gut 300 Menschen mit einer psychischen Erkrankungen betreut der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Essen auf unterschiedlich intensive Art und Weise. Von der niederschwelligen Kontakt- und Beratungsstelle über Betreutes Wohnen und Tagesstätten bis zum Wohnheim – je nach Bedarf. „Wir bieten Menschen mit chronisch psychischer Erkrankung oder Behinderung Unterstützung bei der Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens – und das seit über 30 Jahren. Dabei arbeiten wir mit allen Institutionen der Stadt Essen natürlich zusammen und bilden ein effektives Netzwerk mit unterschiedlichsten Angeboten“, erklärt Anke Grunden. Die Corona-Krise und der Lockdown in Deutschland haben auch die Einrichtungen des ASB getroffen, die meisten mussten schließen – für die dort betreuten Menschen kein guter Zustand. „Menschen mit psychischen Erkrankungen sind ja häufig schon unter normalen Umständen auf Hilfe und soziale Unterstützung angewiesen. In der aktuellen Lage verschärft sich ihre Situation. Unsere Mitarbeiter in den Einrichtungen machten sich große Sorgen und versuchten im Rahmen ihrer Möglichkeiten beispielsweise mit ganz regelmäßigen Telefonanrufen bei den Klienten Ängste abzubauen und einer Vereinsamung rechtzeitig vorzubeugen.“ Später waren auch gemeinsame Spaziergänge – natürlich unter strengen Hygieneregeln - eine gern genutzte Alternative. „So waren persönliche Kontakte möglich und sie kamen gleichzeitig mal raus aus den eigenen vier Wänden!“ Gerade Menschen mit psychischen Erkrankungen litten häufig sehr unter dem Verlust sozialer Kontakte. Sie lebten krankheitsbedingt bereits stärker zurückgezogen und seien häufig auf die gemeinsam aufgebaute Routine angewiesen. „Das fängt bei vermeintlich einfachen Dingen an, wie dem regelmäßigen Einkaufen – da fangen wir dann wieder bei Null an!“
Sollte es in den nächsten Tagen erneut zu einem Lockdown kommen, sieht Anke Grunden sich gut aufgestellt. „Ich denke sowohl wir als auch die Klienten haben uns an die geltenden Bedingungen und Regeln sehr gut gewöhnt und wissen auch im Ernstfall, was wir tun können. Menschen die bei uns oder anderen Hilfsangeboten angedockt sind, werden auf jeden Fall nicht alleine oder sich selbst überlassen sein. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Isolation angehen. Aber Menschen, die nicht diesen Rückhalt haben… da kann man halt nicht sagen, was passieren kann!“

Autor:

Julia Colmsee aus Essen-Süd

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