Wieviel Baulärm muss sein? An der Hachestraße streiten Anwohner mit Bauherren und Behörde
Die Wahrnehmung von Lärm ist oft subjektiv, also von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Doch der Baulärm, über den sich Anwohner an der Hachestraße und Umgebung beschweren, ist auch nach Meinung der Stadtverwaltung zu viel, so dass Maßnahmen eingeleitet wurden, um ihn zu verringern. Doch könnte noch wesentlich mehr getan werden, sagen Betroffene.
Im Karree Hache-/Selma-/Henriettenstraße errichtet die Oberhausener Arsatec GmbH als Investor einen Komplex aus Wohnungen, Büros und einem Hotel. Zur Zeit laufen die "Gründungsarbeiten", und dabei kommt eine Ramme zum Einsatz. Schon das Wort deutet lautmalerisch den Lärm an, dem die Anlieger ausgesetzt sind - sowohl in Privatwohnungen als auch im Malteserstift St. Bonifatius an der Selmastraße. "Die Bewohner, Mieter und Mitarbeiter sind vom Lärm auf der Baustelle in der Hachestraße sehr stark betroffen", sagt Heike Großheimann von der dortigen Pflegedienstleitung.
Andere Anwohner, die ihre Namen nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen möchten, berichten von Erschütterungen, denen ihr Wohnhaus ausgesetzt sei.
Ramme wird nun immer wieder versetzt
Was dagegen unternommen werden kann, ist umstritten. Wie Joachim Sälzer, einer der beiden Arsatec-Geschäftsführer, in einer Stellungnahme gegenüber dem Süd Anzeiger betont, würden ständig baubegleitende Schwingungsmessungen durchgeführt, und zwar mit Geräten des neuesten technischen Standards. Ergänzend habe man ein Essener Ingenieurbüro mit der gutachterlichen Begleitung der Arbeiten betraut.
Sälzer: "Die Aufzeichnungen bzw. Messprotokolle, die kontinuierlich das gesamte Geschehen transparent überwachen und bei Überschreitung der Grenzwerte über eine sofortige Alarmfunktion verfügen, zeigen Erschütterungen weit unterhalb der zulässigen Grenzwerte an baulichen Anlagen." Dass dennoch "unangenehme Stör-Empfindungen ausgelöst" würden, sei nicht wegzudiskutieren. Lärm, Staub und Erschütterungen ließen sich bei Bauprojekten dieser Art nie ganz vermeiden.
Das war Ende September. Inzwischen jedoch hörten die Anwohner von der Unteren Immissionsschutzbehörde der Stadt das Ergebnis einer in ihrem Gebäude durchgeführten Lärmmessung. Sie zeigte "Überschreitungen der zulässigen Immissionsrichtwerte". Daher sei der Bauherr angewiesen worden, "als Sofortmaßnahme ... die Ramme zu versetzen". Ein solcher Standortwechsel der Ramme oder anderer lärmender Maschinen innerhalb des Baufeldes soll bei den weiteren Arbeiten immer wieder erfolgen.
Obwohl, wie man bei Arsatec betont, rein rechtlich montags bis samstags zwischen 7 und 18 Uhr gearbeitet werden dürfte, habe man aus Rücksichtnahme auf die Nachbarschaft schon seit Längerem entschieden, an Samstagen die Arbeiten ruhen zu lassen. Durch die Intervention der Verwaltung wird nun noch dazu freitags ab dem Mittag Ruhe herrschen.
"Es gibt durchaus ruhigere Verfahren"
Damit sei in diesem Fall aber das Machbare an Lärmreduzierung erreicht, wird den Betroffenen seitens der Behörde beschieden. Die von ihnen geforderten alternativen Bauverfahren - ohne Ramme - seien nicht leiser, würden im Gegenteil mehr Geräusche verursachen und darüber hinaus länger dauern. Wesentlich mehr LKW-Bewegungen kämen dann auch hinzu.
Nicht jeder Anwohner mag das akzeptieren. Einige haben inzwischen privat Kontakt zu einem Sachverständigen aufgenommen, weil sie sicher sind: "Es gibt durchaus ruhigere Verfahren."
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.