Unterschriften-Sammlung zum Bürgerbegehren Messe-Umbau
Kein Glücksspiel mit städtischen Krediten - Messe-Umbau nicht um jeden Preis
Schon jetzt hat sich die Stadt Essen verpflichtet, in den nächsten Jahren zweistellige Millionenbeträge für den Erhalt der kommunalen Messegesellschaft bereitzustellen. Zusätzlich soll künftig der Konkurrenzkampf mit anderen Messestandorten wie Düsseldorf oder Köln mit einem weiteren städtischen 123 Millionenkredit für schicke Hallenneubauten, ein Tunnel zur Grugahalle, ein unterirdischer Großkongresssaal,ein Parkhaus, und einem neuen Verwaltungsgebäude in Gang gehalten werden.
Die bunten Bilder der Architekturentwürfe einer moderniserten Messewelt zwischen Rüttenscheid und dem Grugapark geisterten in den vergangenen Monaten bereits ja schon oft durch die Medien.
Messekredit wurde großkoalitionär durchgestochen
Die hochverschuldete Stadt Essen, die finanziell kaum in der Lage ist, die Gebäudesubstanz ihre Schulen und anderer öffentlicher Gebäude abzusichern oder genügend Kapitaleinlagen für einen störungsfreien Betrieb der EVAG bereitzustellen, hatte vor der Sommerpause gegen die Stimmen der Grünen und Linken Fraktion und des Ratsmitglieds der "AUF-Wählergemeinschaft" beschlossen eine sogenannte "Messe-Ertüchtigung" durchzuführen.
Das ist ein lustiger Begriff, der verschleiert, dass sich dahinter ein geplanter Halbabriß und wieder Neubau der bisherigen Messesubstanz versteckt.
Eine "Messe-Ertüchtigung" für 123 Mio € plus x bedeutet jetzt nicht nur den Abriß der älteren jetzt wohl schwer zu vermarktenden Doppelstockhallen. Das Beseitigen des knapp 20 Jahre alten Messeshaus-Süd Komplexes und des vor etwa einem Jahrzehnt gebauten Galeriaverbindstrakts wird nebenbei miterledigt .
Ein halber Messeneubau- keine "Ertüchtigung"
Zu den aktuellen Bauplänen gehört u.a. ein Verbindungstunnel zur Grugahalle, ein unterirdischer Großkongresssaal, natürlich ein weiteres Parkhaus und ein frischer Messeverwaltungstrakt anstelle des angeblich zu häßlichen Messehauses-Süd aus den neunziger Jahren.
Schon diese Abriß- und Neubauliste läßt erahnen, dass die auf dem Ratsbeschluß von CDU und SPD markierte Obergrenze der Baukredite, die die Stadt Essen maximal tragen möchte, mit 123 Millionen € erschreckend schnell überschritten werden dürfte.
Messebau und sonst gar nichts mehr
Sicherlich wird unser Stadtoberhaupt und kompromissloser Messefan Reinhard Paß bei den Kostenüberschreiten in den kommenden Jahren trotzdem keine halbfertige Messebaustelle stilllegen. Die absehbaren Kostensteigerunegn werden einfach zur Folge haben, dass in Essen neben der Messe GmbH keinerlei städtische Bauvorhaben mehr begonnen werden können.
Wenn es denn wirklich offen nachgewiesen und nicht in bloß in bunten Blättchen gehauptet würde, dass in Essen mehrere tausend Arbeitsplätze unmittelbar vom Messegeschäft abhängen würden, könnten die Essener BürgerInnen vielleicht darüber nachdenken, ob sich das Rissiko rechtfertigen läßt, sämtlichen trotz drohender Überschuldung verbliebenen städtischen Investionsmittel nur auf die Messekarte zusetzen.
Gesamtdeutsches massives Überangebot an Messekapazitäten
Tatsächlich muss aber zumindest für die Zukunft des Messegeschäfts in Deutschland klargestellt werden - es gibt erhebliche Überkapazitäten in diesem Bereich. Nicht nur das: Im Gegensatz z.B. zu Köln oder Düsseldorf gibt es keinen Mitgesellschafter wie das Land NRW, der zusätzliches Kapital in unsere Essener Messe stecken würde. Frühere Versuche der Essener Messe mit der Düsseldorfer Konkurrenz eine Partnerschaft einzugehen, wurden zurückgewiesen, da Düsseldorf uns bisher nicht braucht.
Die vergangenen Jahre haben bei der Messebeschickung den Trend zu weniger Fachpersonal an den Ständen und weniger FachbesucherInnen ergeben, die oft auch kürzer bleiben. Der Internethandel und die virtuelle Warenpräsentation verändern explosionsartig die Verkaufswege, ob Messen in 10 bis 20 Jahren noch ihren heutigen Stellenwert behauptet haben, steht völlig in den Sternen.
Es gibt auch nur ganz wenige Messen und auch nicht in allen Messejahren , die die jetzigen Hallenkapazitäten voll auschöpfen. Mit den geringen freien Mitteln der Stadt jetzt hauptsächlich auf diese wenigen Industriemessen zu setzen, ergibt ein unverantwortliches Risiko.
Nicht für eine Schließung der Messe Essen hat das Bürgerbegehren jetzt auf Essens Plätze und Straßen mit der Unterschriftensammlung begonnen, sondern für eine Messentwicklung mit Augenmaß, dass nicht in ein ökonomisches Glücksspiel ausartet.
Messeertüchtigungsgruppe Reinhard Paß
Jetzt ist das Bürgerbegehren "Messe-Umbau nicht um jeden Preis" auf Essens Straßen und Märkten angekommen. Eine erste große Unterschriftensammelaktion führte das Bündnis jetzt am Donnerstag beim Holsterhauser Markt durch. Die positiven Rückmeldungen der Menschen, die dort die autofreie Gemarkenstraße für ihre Einkäufe nutzen konnten, zeigten den Beteiligten, dass sie auf dem richtigen Weg sind.
Oberbürgermeister Reinhard Paß und seine noch zu bildende "Messe-Ausbau-Aktionsfront" und Ertüchtigungsgrupppe zeigen bereits durch den Ort ihrer ersten Versammlung, auf welchem Holzweg sie. Bezeichenderweise treffen sich SPD, CDU weitere Messe-Ausbau-Hartliner nachmittags am 20. August ausgerechnet im Messehaus-Süd, dass sie vor lauter "Häßlichkeit" in ihren bevorzugten Plänen doch abreißen wollen.
Das Bündnis um das Bürgerbegehren zum "Messeausbau nicht um jeden Preis" ist derzeit durchaus zuversichtlich, Essens BürgerInnen zu überzeugen, dass es außer der Rüttenscheider Messe noch viele andere Baustellen in der Stadt gibt, deren Fertigstellung durchaus noch wichtiger für unsere Kommune ist.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.