U- oder Straßenbahn/

Kontraposition zum Kommentar von Marc Keiterling

Die Fahrzeuge, eine filigrane Diva
Niemand der schon einmal mit einer – trotz Dreifachtrakion - überfüllten U-Bahn von der Messe zum HBF fuhr kann ernsthaft erwägen die geräumigen U-Bahnen gegen schmalbrüstige Niederflur-Straßenbahnen auszutauschen. Die Technik, da unten kein Platz, wird aufwändig und nicht besonders wartungsfreundlich auf das Dach verbannt. Mit Drehgestelle, die Wuppertaler Schwebebahn mal außen vorgelassen, geht dies nicht. Trotz Minimisierung z.B. durch kleinere, dadurch jedoch verschleißanfälligere Räder, ragen diese Drehgestelle in den Fahrgastraum und werden in Kisten unter den Sitzen versteckt. Die Gesamtkonstruktion orientiert sich an den Drehgestellen, die Fußböden weisen Schrägen oder gar Stufen auf, die über den Drehgestellen angebrachten Sitze sind eng und unbequem, die Gänge dazwischen schmal, das Ein- und Aussteigen an hochfrequentierten Haltepunkten dadurch zeitaufwändig. Eine Niederflurstraßenbahn ist ein Kompromiss, lässt man den niedrigen Einstieg mal außen vor, auch für den Fahrgast ein schlechter Kompromiss. Eine Niederflurstraßenbahn ist im Gegensatz zu einer robusten U-Bahn mit einer wesentlich einfacheren, aber stabileren Waggonkonstruktion und viel mehr Platz für Fahrgäste und Technik eine filigrane Diva.
Alleine schon aus diesem Grund verbietet sich eine Umspurung denn auch kein Spediteur mit großen und kleinen PKWs wird seien Fuhrpark aus Vereinheitlichungsründen komplett auf Siebeneinhalbtonner umstellen.

Das System Straßenbahn, ein Auslaufmodell?
Straßenbahne beförderten in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts Kumpels zu den Zechen und Arbeiter zu Krupp und Siemens. Demzufolge wurden in Zuge des industriellen Wandels in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts zahlreiche Straßenbahnstecken (noch in den Sechzigern waren es fast 30 Linien) eingestellt. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung schrumpfte und die Wohnstätten sich an anderer Stelle (z.B. in Horst, Freisenbruch und Überruhr ) befinden. Diesen Veränderungen aber konnte die unflexible Straßenbahn nicht folgen. Noch heute entspricht das verblieben Restnetz weitgehend den alten Strukturen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstanden.
Nun steht die nächste Verkehrsrevolution das, das autonome Fahren. Kleinere, autonom fahrende Fahrzeuge mit kürzeren Taktzeiten werden Menschen ohne eigene Fahrzeuge von A nach B bringen. Müssen sich diese heute noch zu den Verkehrsmittel begeben werden die Verkehrsmittel zukünftig näher zu diesen Menschen kommen, auch zu den behinderten, denn was nützen Niederflurstraßenbahn und Niederflurbusse wenn die weiten, oft auch beschwerliche Weg zur Haltestelle bleiben.
Bündelungen auf hohem Niveau, wie S-Bahn und U-Bahn wir es aber weiterhin geben. So können die neue Quotiere um die neue Folkwang-Uni auf Zollverein mit kleineren, autonom fahrenden Fahrzeugen über die Köln-Mindener in 5 Minuten an den U-Bahnhof Altenessen angebunden werden.
Damit aber stellt sich die Frage ob die von einigen favorisiere Straßenbahn auch das flächenerschließende Stadt-Verkehrssystem der Zukunft ist. Anderseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass letztendlich die bündelnde U-Bahn übrig bleibt nicht ganz von der Hand zu weisen.
Daher mein Rat, beschafft eure Straßenbahnen, beschafft eure U-Bahnen aber stellt nicht jedesmal wieder das ganze System in Frage.
Statt sich mit der Elektromobilität zu beschäftigen, die für die Ruhrbahn nicht existensbedrohlich ist , ist es viel wichtiger sich einmal intensiv und ergebnisoffen mit neuen Zukunftstechnologien auseinandersetzen, denn diese werden schneller kommen als heute noch viele glauben . Verschläft man diese Entwicklung wird er zukünftige flächendeckende öffentliche Nahverkehr in Essen von Unternehmen durchgeführt, die es heute noch gar nicht gibt , mit Systemen, die sich aber bereits abzeichnen und Unternehmern, die sich köstlich über unsere Diskussionen Anfang 2018, Straßenbahn oder U-Bahnen amüsieren werden.

Autor:

Wolfgang Raitz aus Essen-Nord

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