Schweizer Zwischenruf im Rüttenscheider Straßenkampf

Prof. Lautmann: Von der letzten Jahrhundertwende in afrikanischen Kolonialkriegen, über die deutschen Gasangriffe des ersten Weltkriegs, die Dolchstoßlegende vom Kriegsende im November 1918, bis hin zur Zerstörung der Weimarer Republik und den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 - Karl von Einem war immer effektiv auf Seiten der Eroberungspolitiker .
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  • Prof. Lautmann: Von der letzten Jahrhundertwende in afrikanischen Kolonialkriegen, über die deutschen Gasangriffe des ersten Weltkriegs, die Dolchstoßlegende vom Kriegsende im November 1918, bis hin zur Zerstörung der Weimarer Republik und den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 - Karl von Einem war immer effektiv auf Seiten der Eroberungspolitiker .
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Irmgard und Ortrud ist besser als Karl von Einem und Hans von Seeckt !

Bevor im Rüttenscheider Kulturkampf um die Generäle Karl von Einem und Hans von Seeckt am 3. Februar 2013 alle BürgerInnen im Stadtbezirk II mit einem Bürgerentscheid selbst wählen dürfen, ob sie diese Demokratie feindlichen Militärs und Politiker weiter auf ihren Straßenschildern dulden wollen, gibt es natürlich viele öffentliche Stellungnahmen. Manchmal ist das beredte Schweigen bestimmter kommunalpolitisch verantwortlicher oder kulturell aktiver Personen und Gremien natürlich nicht weniger interessant.

Die allermeisten Reaktionen hatte es in den vergangenen Wochen um das Fotomotiv eines Einladungsplakats zu einer Informationsveranstaltung des „Netzwerks Irmgard und Ortrud“ gegeben. Auf einem historischen Foto von 1936 sind dort Adolf Hitler und Hans von Seeckt im freundschaftlichen Gespräch während eines Wehrmachtsmanövers zu sehen. Zusammen mit dem dort ausgedruckten Zitat von Seeckt´s, das bereits aus dem Jahre 1923 stammt, als er Adolfs Hitlers politisches Wollen so charakterisiert: „Im Ziele waren wir und einig!“ Die unterschiedlichen Wege zum gemeinsamen Ziel einer hochgerüsteten Diktatur führten sie dann allerdings erst ab 1931 mit der "Harzburger Front" zusammen.

Die von Bezirksvertretung II im Mai 2012 beschlossene Straßenrückbenennung auf die bis 1937 gültigen Namen Irmgard und Ortrud löste auch bereits vorher eine kaum mehr überblickbare Zahl an Leserbriefen und Kommentaren in Zeitungen und Internetforen aus.
Gerade deshalb verdient die Meinung des seit über einem Jahr in Essen lebenden Schweizer Historikers und Juden, Dr. Uri Kaufmann unsere Aufmerksamkeit :

„ Betreff: Kultur- und Generalskampf Rüttenscheid - von-Seeckt-von-Einen

1. Das Bild mit Hitler spiegelt die historische Wirklichkeit der 1930er Jahre. Das Foto wird mit Zustimmung der beiden Beteiligten aufgenommen. Das Foto ist deshalb durchaus kein Totschlagargument.

2. Das anerkennende Lächeln des Generals signalisiert Zustimmung. Vor 1936 war der Judenboy-kott am 1. April, der Hinauswurf von Juden aus den Beamtenstellungen, die bis 1914 (!) retroaktive Ausbürgerung eingebürgerter Ostjuden ( in Essen mindestens ein Drittel aller jüdischen Gemeindemitglieder ) und die Rassengesetze des Nürnberger Parteitages wurden hingenommen, ja sogar von vielen aktiv befürwortet.

3. Es ist ein Versagen gerade auch der Konservativen, dass sie dem Treiben Adolf Hitlers solange zugeschaut und nichts getan haben. Dies gilt leider auch für Graf von Stauffenberg. Es war eine Katastrophe, dass Institutionen, die von sich beanspruchten, Werte und Normen zu verkörpern, etwa die katholische Kirche, sich mit einem Konkordat arrangierten.
In den evangelischen Landeskirchen bildeten sich leider schon Ende der 1920er Jahr die "Deutschen Christen" heraus, die Steigbügelhalter der Diktatur wurden und die Macht in den meisten evangelischen Landeskirchen an sich rissen.

4. Eine nationalsozialistische Straßenbenennung kann man nicht verteidigen. Es gibt das Argument der Gewohnheit.

5. Die Entscheidungsfindung ( zur Rückbenennung) erfolgte durch die demokratisch gewählten Vertreter der Bürger. Durch sie wurde der Bürgerwillen wie bei allen anderen städtischen Vorlagen durchgesetzt. Am Vorgehen ist nichts zu beanstanden. Niemand wurde über- oder hintergangen.

6. In der Öffentlichkeit außerhalb von Essen würde eine Ablehnung der Umbenennung als erneute Legitimierung einer NS-Straßenbenennung 75 Jahre danach aussehen: Will dies wirklich eine Mehrheit der Bürger, die zur Abstimmung zugelassen sind? Was ist an diesen demokratiefeindlichen deutsch-nationalen preußischen Generälen attraktiv??

Weitere Anmerkungen:
Zu den jüngsten "Bürger"-Plakaten in Rüttenscheid: Darauf wird für die Beibehaltung der Geschichte gesprochen:

1. Dann müsste man den Burgplatz in Adolf-Hitler-Platz rückbenennen oder auch die Schulen: Das will dann doch niemand: Wieso also ist ein demokratiefeindlicher preußischer General legitim, aber Horst Wessel nicht?

2. Auf den Plakaten wendet man sich gegen eine "Ideologisierung": Erstens war es gerade eine NS-Ideologisierung eine Straße 1937 nach einem konservativen Helfershelfer zu benennen. Mit einer Umbenennung macht man die Ideologisierung rückgängig!

3. Der Ausdruck "Wehret den Anfängen" wurde 1933 in der freien deutschsprachigen Publizistik (Neue Zürcher Zeitung!) verwendet, um vor den Nazis zu warnen: Hier begeht die Bürgerinitiative eine bedauerlichen sprachhistorischen Lapsus: Unwissenheit? "

Soweit die Meinung von Uri Kaufmann, wer darüber hinaus noch an weiteren Hintergründen der Rüttenscheider Straßenkämpfe interessiert ist, dem sei die Internetseite des Netzwerks empfohlen, dass sich für die Rückenennung der heutigen von Seeckt und von Einem Straße einsetzt: http://www.irmgard-und-ortrud.de

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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