Mobilität von Kindern und Jugendlichen in Essen
Multimodale flexible Mobilität von Kindern und Jugendlichen
„Pass auf dich auf und viel Spaß in der Schule“ – wem sind diese Worte nicht vertraut? Die meisten von uns erinnern sich gerne an ihre Schulzeit, in der die Eltern uns diese Worte morgens mit auf den Weg gegeben haben, den wir zu Fuß zurücklegten.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Straßenverkehr hat rapide zugenommen und damit auch die Angst, dass Kindern auf dem Weg zur Schule etwas zustoßen könnte. Deshalb werden viele Kinder mit dem Auto bis vor das Schultor gebracht und von meist eiligen Eltern dort abgesetzt.
Verkehrschaos vor den Schulen, zu Lasten der Sicherheit und der Umwelt
Gut, dass es die „Mobilität-Werk-Stadt“ für die Metropole Ruhr, sowie die Klimaagentur im Umweltamt Essen gibt. Im Rahmen der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017, machen sich die Teams beider Initiativen dafür stark die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Im Rahmen eines Seminars luden Georg Nesselhauf, Mobilität-Werk-Stadt und Ute Zeise, Klimaagentur Umweltamt Essen, verschiedene Experten u. a. vom Verkehrsministerium NRW ein, um Möglichkeiten zu diskutieren, die sowohl die Wohn- und Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger, als auch die physische und psychische Entwicklung der Kinder fördert. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurde die Lage betrachtet, sowie Lösungsansätze und Handlungsstrategien vorgestellt.
Infrastruktur verträglicher gestalten
Universitäts-Professor Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, Leiter u. a. Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung an der Bergischen Universität Wuppertal: „Die Gestaltung des Straßenraumes sollte so aussehen, dass die bestmögliche Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer gesichert ist. Einfach Blumenkübel aufstellen reicht nicht. Die Niederländer sind uns in diesem Punkt um einiges voraus. Gemeinsam mit der Politik müssen wir an einer besseren Lebensqualität arbeiten.“
Frösche auf dem Schulweg
Stephanie Kassing, Schulleiterin der Andreasschule in Essen-Rüttenscheid erzählte begeistert von ihren Aktivitäten des letzten Halbjahres. Grundschulkinder, die mit dem Auto von den Eltern zur Schule gebracht wurden, konnten an zwei „Elternhaltestellen“ aussteigen und den restlichen Weg allein gehen. So lernten die Kinder sich selbständig zu bewegen und entdeckten den einen oder anderen „Schatz“ auf ihrem Weg, wie kleine Insekten oder Frösche. „Die Kinder, die ihren Weg nicht zu Fuß bewältigten, merkten schnell, dass sie etwas verpassten“, erzählt Stephanie Kassing. „Durch die frische Luft und die Bewegung der Kinder konnten wir sogar feststellen, dass es ihnen leichter fiel sich zu konzentrieren.“ Mit Schulweggeschichten und Bordsteintraining wurden die Kinder der Andreasschule fit gemacht und lernten so spielerisch das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Einig waren sich alle darüber, dass Bewegung sehr wichtig für die geistige Entwicklung jedes Kindes ist.
Schulweg-Check
Die „Großen“ Schüler der Albert-Einstein-Realschule setzten sich auch kritisch mit dem Thema auseinander. Zusammen mit ihrem Lehrer Jens Leven, u. a. Lehrbeauftragter für schulisches Mobilitätsmanagement, beurteilten sie in einer AG die Mobilitätslage. „Wir konnten aufgrund einer Umfrage an unserer Schule feststellen, dass nur 5 % der Schüler mit dem Fahrrad zur Schule kommen“ erzählte ein Schüler. Die Probleme, die durch nicht vorhandene Mittelinseln, mit Grünzeug zugewachsene Warnschilder oder mit Containern zugestellte Fahrradwege, wurden eindrucksvoll von den Schülern dokumentiert. Eine Schülerin freute sich, dass mit ihrer Aktion ein anderes Bewusstsein für die Lage geweckt wurde. Der Anfang sei gemacht, doch es gebe noch viele zu tun, damit das Verkehrs- und Umweltchaos nicht schlimmer werde. „Da mehr als die Hälfte aller Schüler mit dem Auto zur Schule gebracht wird, versuchen wir durch unser Engagement die Mobilität zu gleichen Teilen auf Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und zu Fuß zu lenken“ erläuterte Georg Nesselhauf von der Mobilität-Werk-Stadt.
Wie geht es nun weiter?
Die Berücksichtigung der Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in der strategischen Verkehrsplanung kann helfen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ute Zeise, Klimaagentur, macht sich weiter bei sämtlichen offiziellen Stellen dafür stark, die Situation zu verbessern: „Unser Team wird die Mängelliste gerne überarbeiten und weitere Schritte einleiten. Die Kinder und Jugendlichen sollen auch sehen, dass etwas passiert, und dass sie in Zukunft sicher und eigenständig ihre Schule erreichen“.
Autor:Carmen Dluzewski aus Essen-West |
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