MdB Petra Hinz gedachte gemeinsam mit dem Bürgerschützenverein und Bürgerverein Frohnhausen am Ehrenmal im Gervinuspark der Opfer von Krieg und Gewalt.
Petra Hinz zum Volkstrauertag:
„Herzlichen Dank für die Einladung und Fortführung der Tradition durch den Bürgerschützenverein und Bürgerverein Frohnhausen.
Wie viele Vereine und Organisationen in den Essener Stadtteilen haben wir uns versammelt, um der Opfer der Gewalt und der Opfer der beiden Weltkriege zu gedenken.
Das heißt: Sich zu erinnern und unsere Gedanken so auf die Toten und ihr Schicksal zu richten, dass ihr Schicksal, ihr Leiden und ihr Sterben in unser Bewusstsein eingehen und uns damit zum Nachdenken darüber bringen, ob wir nicht nur heute am Volkstrauertag, sondern an jedem anderen Tag des Jahres genug tun, damit sich ein solches Leiden und Sterben nicht wiederholt.
Dabei ist es wichtig, nicht nur im Allgemeinen zu bleiben, sondern sich ins Gedächtnis zu rufen, wie viele Opfer es zu beklagen gilt.
Allein im 2. Weltkrieg – weit über sieben Millionen in Deutschland, über 30 Millionen in Europa, mehr als 50 Millionen in der ganzen Welt und schon vorher im 1. Weltkrieg fast 10 Millionen Menschen.
Aber sich nur die Zahlen vor Augen zu führen, ist nicht genug. Wir müssen auch sagen, wer diese Toten waren:
Die sechs Millionen Juden, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, das sind Millionen Männer und Frauen aller Völker, die im Krieg ihr Leben verloren haben, vor allem Millionen von Bürgerinnen und Bürgern der ehem. Sowjetunion, Polen und vielen anderen Ländern, das sind unsere eigenen Landsleute, die als Soldaten und bei den Fliegerangriffen in der Heimat, in Gefangenschaft und bei der Vertreibung ums Leben gekommen sind. Das sind die ermordeten Sinti und Roma, die getöteten Homosexuellen, die umgebrachten Geisteskranken, die Menschen, die um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen sterben mussten, das sind die erschossenen Geiseln, das sind die Opfer des Widerstandes in allen von Deutschland besetzten Staaten, das sind die Opfer des deutschen Widerstandes, des bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des politischen Widerstandes und schließlich alle diejenigen, die nicht aktiv Widerstand leisteten, aber eher den Tod hinnahmen als ihr Gewissen zu beugen.
Ihnen gilt unser Gedenken – allen, ohne Ausnahme. 68 Jahre sind seit dem 2. Weltkrieg vergangen. Die meisten der heute Lebenden sind zu jung, um mitverantwortlich oder gar schuldig zu sein, aber niemand kann sich der Verantwortung entziehen.
Wäre dies nur ein Tag der Trauer und des leidvollen Blickes zurück – das wäre sicher zu wenig. Es hat auch ein Tag der Entschlossenheit, des Mutes und der Mitverantwortung für den Frieden in Europa und der Welt zu sein. Mut zum glanzlosen Kompromiss, zur mühsamen Verständigung und zum ruhmlosen Verzicht bereit zu sein.
Ich habe NEIN gesagt im Bundestag zu den Kriegseinsätzen, weil ich keine neuen Gräberfelder will in Deutschland oder anderswo. Wir haben derer genug. Wir haben derer genug zu verantworten.
Am Volkstrauertag gehen unsere Gedanken zu den Gräberfeldern, zu den Soldatengräbern, die das Jahrhundert der beiden Weltkriege und der vielen Kriege sowie Bürgerkriege hinterlassen hat.
Wir finden diese Gräber überall auf unserem Kontinent und auch jenseits seiner Grenzen – vom Atlantik bis nach Russland, von Norwegen bis Nordafrika. Soldatenfriedhöfe sind schließlich auch Mahnmale. Mahnmale gegen den Krieg und gegen die Zerstörungen, die er anrichtet.
Sie sind, so hat Albert Schweitzer einmal gesagt, „große Prediger des Friedens“.
Deshalb ist es gut, dass Gefallenen ewiges Liegerecht auf Friedhöfen haben. Soldatenfriedhöfe sind heute Stätten der stillen Trauer. Einer Trauer, die nichts zu tun hat mit Triumph, nichts mit Heldengedenken. Wer sich diesen Gräbern zuwendet, wer sie pflegt und betreut, der dient dem Frieden, der dient der Versöhnung zwischen den Völkern und damit dem Leben.
Richard von Weizsäcker sagte 1985 zum 40. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges:
„Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“
Dazu mahnt uns der Volkstrauertag. Nicht nur zum Blick in die Vergangenheit, sondern zum Wachsein in der Gegenwart, um unserer Zukunft willen. Und darum ist dieser Tag unverzichtbar.
Autor:Petra Hinz aus Essen-Süd |
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