Gut besuchte Veranstaltung mit dem Schiedsmann Dr. Helmut Krautschneider
Aus der Arbeit eines Schiedsmanns
„Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede, man muß sie billig hören beede“
Inschrift im Ratssaal des Bremer Rathauses.
Der Ortsverband Süd der Essener FDP führt seine inzwischen bei anderen FDP-Ortsverbänden und Gästen willkommene Veranstaltungsreihe mit unterschiedlichen Referenten erfolgreich fort. Thema war dieses Mal das Schiedswesen, aus dem Dr. Helmut Krautschneider, FDP Bezirksvertreter, Ortsverbandsmitglied der FDP in Essen-Mitte und seines Zeichens Jurist und ehrenamtlich Schiedsmann (für den gesamten Essener Stadtbezirk I) berichtete.
Dr. Krautschneider überraschte mit einer freien Rede und trug ein vermeintlich sperriges Thema lebendig und passioniert vor. Mit vielen Anekdoten aus seinem reichen Erfahrungsschatz gespickt, ließ sich der Kontakt mit dem Publikum leicht herstellen und eine angeregte Diskussion eröffnen:
Was zeichnet einen Schiedsmann aus? Welche Fähigkeiten muss er mitbringen? Wie wird man Schiedsmann? Was ist der Unterschied zu einem reinen Mediator? Wo liegen die Vorteile eines Schiedsverfahrens?
„Die Rede ist vom Schiedsmann, gemeint ist selbstredend aber immer auch die Schiedsfrau“, betonte Dr. Krautschneider. Historisch geht der Begriff Schiedsmann auf eine Initiative Preußens zurück. Dort wurde 1827 zum ersten Mal in Deutschland eine Schiedsmannsordnung eingeführt.
Heute gibt es ihn in Nordrhein-Westfalen (NRW), aber auch in den meisten anderen deutschen Bundesländern. In Sachsen heißen sie Friedensrichter. Sie schlichten bei Beleidigungen, Nachbarschaftskonflikten, Vermögensstreitigkeiten oder versuchen bei kleineren Straftaten, wie Sachbeschädigung oder einfacher Körperverletzung, Täter und Opfer miteinander zu versöhnen.
Familienrechtsangelegenheiten fallen nicht in die Zuständigkeit eines Schiedsmanns.
Fragt man bei Stadt, Justiz oder der Polizei nach, oder sucht im Internet, so finden sich in NRW in jeder Gemeinde engagierte ehrenamtliche Schiedsmänner und -frauen. Ganz umsonst ist die Inanspruchnahme eines Schiedsmanns - entgegen der landläufigen Meinung - allerdings nicht.
Der Schiedsmann wird vom Rat der Gemeinde bzw. von der Bezirksvertretung für fünf Jahre gewählt. Um das Ehrenamt auszuüben, bedarf es besonderer Voraussetzungen und Eignungen. Der Schiedsmann soll in der Gemeinde, für die er zuständig ist, wohnen. Mindestens 30 Jahre und nicht älter als 70 Jahre soll der Schiedsmann bei seiner Wahl- oder Wiederwahl sein. Er muss über Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick verfügen.
Der Schiedsmann lädt beide Parteien zu einer Schlichtungsverhandlung. Die „Pendeldiplomatie“ ist, wie Dr. Krautschneider ausführt, auch eine gängige Methode in der Praxis. Indem der Schiedsmann den Parteien Lösungen vorschlägt, werden Interessen ausgeglichen und solange abgewogen, bis ein für beide Seiten akzeptabler und somit nachhaltiger Vergleich gefunden ist. Er hat die gleichen Wirkungen wie ein Vergleich vor Gericht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zeit- und Kostenersparnis.
Dr. Krautschneider sagt: „Der Schiedsmann ist auf Fürsorge und Versöhnung bedacht. Er baut Vertrauen auf, beschäftigt sich auch mit den Hintergründen des Konflikts.“ Regionale Unterschiede spielen hier sicher eine große Rolle. „Mit seiner Bevölkerungsstruktur“, so Dr. Krautschneider, „ist das Ruhrgebiet eher an Fremde gewöhnt und man kommt leichter in den Dialog miteinander.“
Die Teilnehmer waren begeistert.
Der Vortrag war „spannend, rhetorisch hervorragend und beispielhaft lehrreich“ resümierte Marc Ballay, Ortsvorsitzender der FDP in Essen-Süd.
Der nächste Vortrag, so der Ortsvorsitzende, ist schon in Planung und wird voraussichtlich am 19. November 2018 stattfinden. Man darf gespannt sein!
Autor:Marc Ballay aus Essen-Süd |
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