Essen: Zwölf Personen nach versuchtem Ehrenmord festgenommen
Wegen Ehebruchs wurde in Essen im Mai ein 19-Jähriger mit einem Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt. Nach mehreren Razzien wurden jetzt zwölf Tatverdächtige festgenommen. Der versuchte Mord erschreckt als sogenannter Ehrenmord.
Die Essener Polizei hat nach dem versuchten Tötungsdelikt am 31. Mai weitere Festnahmen vorgenommen. Ein 19-Jähriger Syrer wurde damals auf einem Hinterhof an der Steeler Straße von mehreren Männern angegriffen. Dabei wurde er mit einer Stichwaffe lebensgefährlich verletzt. Eine Notoperation rettete dem jungen Mann das Leben. Schon wenig später konnten drei erste Tatverdächtige festgenommen werden. Jetzt konnten die Polizei und Staatsanwaltschaft auch die Festnahme weiterer Tatverdächtiger bestätigen. Vier Personen wurden in Essen festgenommen, weitere in Viersen. Drei haben sich nach mehreren Razzien freiwillig der Polizei gestellt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ der zuständige Richter Haftbefehle wegen versuchten Mordes. Insgesamt sind zwölf syrische Tatverdächtige in Haft.
Ein Fall von Selbstjustiz
Das Aufklären der Tat gestaltete sich für die Polizei aufwändig. "Insgesamt war es ein großes Puzzle", erklärt Tanja Hagelüken, Leiterin der 16-köpfigen Mordkommision. Ein Puzzlestück waren Filmaufnahmen der brutalen Tat, die auf den Handys der Täter sichergestellt werden konnten.
Hintergrund der Tat ist ein Ehebruch, den das Opfer mit einer ebenfalls 19-Jährigen Syrerin begangen haben soll. Die Familie der jungen Frau sah Handlungsbedarf und lauerte als Bestrafung dem Opfer auf. Auch der Ehemann der jungen Frau gehört zu den Tatverdächtigen. Der Verdacht wurde schnell auf die Familie gelenkt, da das Opfer Sorgen über das Wohlergehen der 19-Jährigen geäußert hatte. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurde ein Dokument gefunden, das einem Kaufvertrag gleichkam. Dieser besiegelte eine Zwangsverheiratung der jungen Frau vor zwei Jahren. Die Hochzeit fand in Syrien statt.
Polizeipräsident Frank Richter sieht hierin die klare Absicht, den Rechtsstaat mit eigenen Rechtsvorstellungen zu unterwandern. Die Gefahr von der Bildung von Parallelgesellschaften betont Richter. Die Aufgabe der Polizei liegt für ihn in der Intervention eines solchen Handelns. "Es entspricht nicht unseren Regeln für das Zusammenleben. Wer hier lebt, muss sich an die deutschen Gesetze halten."
Gegenüber dem Opfer gab es in dieser Hinsicht Lob. Nachdem das Opfer die Operation überstanden hatte, pochte es auf direkte Zusammenarbeit mit der Polizei. Anzeichen einer weiteren Familienfehde kamen bisher nicht auf.
Autor:Nils Krüger aus Essen-Süd |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.