Aktion gegen unbesetzte Stellen: Ausbildungstour bei Friseur Morante

Die Akteure vom regionalen Ausbildungskonsens besuchen auch in diesem Jahr wieder ausgewählte Ausbildungsbetriebe, und zwar im Wechsel Handwerks- und IHK-Betriebe. Der Friseurbetrieb Morante GmbH an der Cäcilienstraße 12 in Essen steht viele Jahre beispielhaft für eine gute und erfolgreiche Berufsausbildung. Foto: Joachim Haenisch / OBJEKTIV PRESS | Foto: Joachim Haenisch/OBJEKTIV PRESS
  • Die Akteure vom regionalen Ausbildungskonsens besuchen auch in diesem Jahr wieder ausgewählte Ausbildungsbetriebe, und zwar im Wechsel Handwerks- und IHK-Betriebe. Der Friseurbetrieb Morante GmbH an der Cäcilienstraße 12 in Essen steht viele Jahre beispielhaft für eine gute und erfolgreiche Berufsausbildung. Foto: Joachim Haenisch / OBJEKTIV PRESS
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Viele Ausbildungsstellen sind in diesem Jahr unbesetzt geblieben. Die Ausbildungstour des Ausbildungskonsenses soll dem Abhilfe schaffen. 

Eigentlich hat das Ausbildungsjahr 2018/2019 bereits begonnen. Doch noch immer sind in Essen über 1000 Stellen unbesetzt, davon etliche auch im Handwerk. Um das zu ändern, sind derzeit wieder die Akteure des regionalen Ausbildungskonsenses der MEO-Region (Mülheim, Essen,Oberhausen) auf „Ausbildungstour“.
Am Mittwoch, 15. August, besuchten Vertreter von Kreishandwerkerschaft, Arbeitsagentur, Jobcenter und IHK den Friseurbetrieb Morante GmbH in der Cäcilienstraße in Essen-Rüttenscheid. „Nachdem wir in den letzten Jahren bereits einen Tischler-, Dachdecker- und Metallbaubetrieb besucht haben, freuen wir uns nun, bei einem außergewöhnlichen Friseurbetrieb zu Gast zu sein“, sagte Wolfgang Dapprich, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen. Ziel sei es, die ganze Vielfalt des Handwerks zu zeigen.  „Das Friseurhandwerk von heute ist weitaus mehr als Schneiden, Legen, Föhnen“, warb auch Betriebsinhaber Antonio Morante für sein Gewerk. Der Betrieb mit vier Filialen in Essen hat sich u. a. mit extravaganten Frisuren, Hochsteck- und Colorationstechniken weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht. 15 junge Menschen machen bei der Morante GmbH derzeit eine Ausbildung, fünf davon in der Cäcilienstraße. Morante investiert damit außergewöhnlich viel in den Nachwuchs. Vier Meister sind mit dessen Ausbildung befasst. Und einige Lehrlinge schickt Morante  zusätzlich einige Wochen zur Friseurschule nach Stuttgart.

Auch nach der Ausbildung setzt das Familienunternehmen auf Weiterbildung. Regelmäßig kämen internationale Top-Friseure zur Schulung in den Betrieb. 28 der insgesamt 43 Mitarbeiter sind zusätzlich Diplom-Coloristen.Die Investitionen zahlten sich am Ende aus, so Morante. Das zeigten regelmäßige Preise und
Auszeichnungen seines Betriebes und seiner Auszubildenden sowie die Zufriedenheit seiner Kunden. Ehefrau Cosima Morante ergänzt: „Für Topqualität brauchen wir topqualifizierte Mitarbeiter, die mit einer Sprache sprechen.“ Der gute Ruf des Unternehmens sowie dessen Präsenz in Internet und sozialen Netzwerken hätten auch zur Folge, dass sich die Morante GmbH um den Nachwuchs weniger Sorgen machen muss als viele seiner Branchenkollegen. So ist Antonio Morante zuversichtlich, auch die letzte von sechs neuen Ausbildungsstellen in diesem Jahr noch besetzen zu können. Dennoch: „Ich stelle heute auch Leute ein, die ich vor ein paar Jahren noch nicht eingestellt hätte“, gibt der Friseurmeister zu.

Ein Trend, der in anderen Gewerken noch wesentlich dramatischer sei, betont Kreishandwerksmeister Martin van Beek, etwa bei den Anlagemechanikern für Sanitä Heizungs-, und Klimatechnik (SHK) oder den Elektronikern. „Die Situation ist in vielen Gewerken mittlerweile existenziell und eine echte Wachstumsbremse. Es muss viel mehr in berufliche Bildung investiert werden. Es ist zum Beispiel schwer einzusehen, dass nahezu jedes Studium kostenlos ist, die Meisterschule aber richtig Geld kostet“, so van Beek.

Unterstützung erhielt er von Franz Roggemann, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung bei der IHK zu Essen, und den anderen Vertretern des Ausbildungskonsenses. Stephanie Herrmann von der Agentur für Arbeit machte neben dem demografischen Wandel auch den Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium mitverantwortlich für den Nachwuchsmangel. „Aber Abitur und Studium sind nicht für jeden das Richtige“, so die Geschäftsführerin operativ. „Das zeigt sich dann auch in den Abbrecherquoten der Unis“, ergänzte Thomas Mikoteit, Abteilungsleiter beim Jobcenter. Immerhin entwickele sich die Ausbildungsbereitschaft der Essener Handwerksbetriebe positiv, freute sich KH-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Dapprich. Bis Ende Juli wurden bereits 483 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber Juli 2017. Er zeigte sich zuversichtlich, die 800er-Marke noch zu knacken und forderte noch unentschlossene Jugendliche auf, sich in der Kreishandwerkerschaft über die gut 130 Ausbildungsberufe im Handwerk beraten zu lassen. „Da ist für jeden etwas dabei“. Bis zum 30. September sei der Ausbildungsbeginn im laufenden Ausbildungsjahr noch ohne Probleme möglich, und auch danach gebe es noch Nachvermittlungsmöglichkeiten. Auch Betriebe könnten ihre offenen Stellen noch melden. Für beide ist Frau Nicole Kallidat, zuständig für „Passgenaue Besetzung“, die richtige Ansprechpartnerin:Telefon: 32008-50 oder E-Mail: Nicole.Kallidat@kh-essen.de

Die MEO-Ausbildungstour des regionalen Ausbildungskonsenses besucht jeweils zum Start eines Ausbildungsjahres in Mülheim, Essen und Oberhausen je einen IHK- und einen Handwerksbetrieb. Den Auftakt der diesjährigen Tour hatte in Essen bereits am 25. Juli der Sutter Telefonbuchverlag gemacht.

Autor:

Lokalkompass Essen-Süd aus Essen-Süd

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