Was ist Wald? Ein Bericht aus dem Projektkurs Wald des Ruhr-Kollegs in 3 Teilen
Teil 2: Käfer im Wald...
Bei unserem Ausflug an die Universität Duisburg-Essen haben wir von Dr. Marcus Schmitt in einer kleinen Vorlesung den Unterschied zwischen Wald und Forst kennengelernt.
Auf der Exkursion mit dem Käferexperten Thomas Hörren konnten wir dieses Wissen auf den Schellenberger Wald am Baldeneysee in Essen anwenden.
Früher gehörte dieses Gebiet zum Schellenberger Adelssitz, dessen Schloss noch heute dort steht. Er beherbergt alte und geschützte Baumbestände, ist also als naturbelassener Wald anzusehen.
Nach einer allgemeinen ökologischen Einführung, in der wir den Baumpilz Fomes fomentarius (der Echte Zunderschwamm, ein wichtiger Holzzersetzer von anbrüchigen und toten Buchen), ein Eulengewöll sowie den Neophyten Fallopia japonica (Japanischer Staudenknöterich) vorgestellt bekamen, sollten wir selbst aktiv werden.
Ziel war es, Kleintiere wie Käfer, Spinnen oder Hundertfüßer in verschiedenen Waldbereichen zu kartieren und von den gefundenen Individuen auf eine Gesamtzahl für unsere kartierte Fläche zu schließen.
Dazu haben wir auf einer 18m x 20m großen Fläche vier Transekte gelegt, und in ihnen prozentual abgeschätzt, wieviel Laubstreu, Totholz und wieviel Vegetation vorhanden ist.
Dann haben drei Gruppen in den jeweiligen Bereichen auf je einem Quadratmeter Käfer und andere Kleintiere gesucht.
Dies geschieht mithilfe des Aussiebens von Laubstreu und Totholz. Im Bereich der Vegetation wurde mit sogenannten Klopfschirmen gearbeitet. Dabei wird die Vegetation abgeklopft und abfallende Insekten auf dem Schirm gesammelt.
Mithilfe eines Exhaustors, einem kleinen Gefäß, an das zwei Schläuche befestigt sind, konnten wir nun die Tiere einsaugen, ohne sie zu verletzen, um sie anschließend zu bestimmen.
Das ganze Verfahren hat so viel Laune gemacht, dass man den Regen fast vergessen konnte (siehe Fotos). Auf jeden Fall haben die Studierenden eine wichtige Erfahrung für spätere Exkursionen an der Universität gesammelt: Im Regen schreiben irgendwann nur noch Bleistifte, Kugelschreiber versagen.
Im Regen ist es auch schwieriger, Käfer und Co zu entdecken. Doch von einigen Exemplaren können wir doch berichten:
So z.B. der Gerandete Saftkugler, der zur Gruppe der Tausendfüßer gehört und der in der Lage ist, sich bei Gefahr zu fast kugeliger Gestalt zusammenzurollen. Er gehört zu den Vertretern wichtiger Laubstreuzersetzer.
Durch exemplarische Kartierung auf einem Quadratmeter Laubstreu haben wir für die gesamte 18mx20m große Fläche hochgerechnet, dass nur im Bereich der Laubstreu ca. 780.000 Milben, Asseln, Insekten, weitere Spinnen und Würmer vorkommen. „Eine geringe Zahl aufgrund des schlechten Wetters“ so unser Käferexperte Thomas Hörren, da sich bei Regen ein Großteil der Tiere in tiefere Laublagen oder höhere Bodenschichten verteilt.
Nach unserer eigenen Kartierung und nachdem der Regen nachgelassen hatte, gingen wir mithilfe von Herrn Hörren auf die Suche nach größeren Käfer-Exemplaren. Bald entwickelte man einen „Umdrehzwang“: Jedes Stück größeres Totholz wurde umgedreht, um darunter befindliche Käfer zu entdecken, so z.B. den Blauvioletten Waldlaufkäfer (Carabus problemtaticus), ein häufiger großer Jäger unserer Wälder.
Fasziniert waren wir auch vom Kammhornkäfer (Ptilinus pectinicornis), der durch seine extrem hohe Zersetzertätigkeit, einen überall sichtbaren feinen Staub auf den Baumstämmen der Buchen hinterlässt.
Auch Thomas H. war angetan von unseren Funden im Schellenberger Wald und will auf jeden Fall noch einmal dorthin zurückkehren.
Wir kehren zurück in unsere Schule, um nun den 3. Teil unserer Projektarbeit Wald anzugehen, in dem sich die Studierenden nun ihren individuellen Themen wie Ameisenfarmen, Kochbüchern mit Rezepten „aus dem Wald“, Kräuter- und Pilzsammlungen, Lehrcomics für Kinder, Baumsteckbriefe und vielem mehr beschäftigen werden. Wir sind gespannt und melden uns mit den Ergebnissen wieder…
Wer sich auch für interessante Projekte und das Abitur für Erwachsene am Ruhr-Kolleg interessiert, findet unsere aktuellen Beratungstermine auf www.ruhr-kolleg.de.
Autor:Silke Kreft aus Essen-Nord |
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