Grüne wollen Trend stoppen
Vor dem Haus findet sich immer öfter Geröll statt Garten
Manche nennen es Steingarten oder Kiesgarten. Doch mit diesen Konzepten für alpine und trockenheitsverträgliche Pflanzen haben die neumodischen Vorgarten-Geröllhalden nichts zu tun. Sie schaden der biologischen Vielfalt ebenso wie dem Klima. Nun überlegen die Essener Grünen, wie und wo man sie verhindern kann.
An immer mehr Standorten werden Vorgärten in Schotterflächen umgewandelt. Nicht, um Parkplätze zu schaffen, sondern - ja, warum eigentlich? Kann man das schön finden? Ist das wirklich pflegeleicht, wenn man bald Herbstlaub und wenig später die ersten Sämlinge, die sich dennoch angesiedelt haben, mit der Pinzette herausangeln muss? Zumindest ist es heiß. Über Stein herrschen im Sommer leicht fünf Grad mehr als über Pflanzen. Wer seinen Vorgarten mit Stein bedeckt, stellt quasi eine Heizsonne vors Haus.
Aber kann man den Eigentümern das verbieten? "Schwierig", sagt Rolf Fliß, Grüner Ratsherr aus Rüttenscheid. "Das wäre ein enteignungsähnlicher Eingriff." Bei neuen Bebauungsplänen aber sähe es anders aus. Da gebe es Gestaltungsrichtlinien.
Deshalb diskutieren die Grünen über eine Initiative, die es in den Ratsausschuss einzubringen gilt, und die sich nach Vorbildern wie Dortmund richtet.
Chancen sieht der umweltpolitische Sprecher seiner Fraktion vor allem bei städtischen Flächen, ihrem Verkauf und ihrer Nutzung: "Da sollte die Stadt vorbildhaft herangehen und ihre Töchter ebenso." Ferner gelte es, auch in den Außenbereichen Flachdächer zu begrünen und es mit vertikaler Begrünung zu versuchen, Wildblumenwiesen statt Rasen anzulegen. Fliß nennt Beispiele: "Es gibt viele neue Kitas und neues Außengelände an Grundschulen, wo das möglich wäre."
Negativbeispiele sieht er vor allem auch bei Nachverdichtung, bilanziert der Rüttenscheider, und nennt ein aktuelles Beispiel aus seinem Stadtteil: das Neubauprojekt Parc Dunant, das mangels Grün "eigentlich Dunant ohne Park heißen müsste".
Was aber die Umwandlung von Garten in Geröll angeht, setzt der Grüne Arbeitskreis Umwelt auf Information und Anregung. "Wir wollen Preise ausloben für den schönsten und den hässlichsten Vorgarten", sagt Fliß. Auf diese Weise möchte man erreichen, dass die Menschen "von Biodiversität nicht nur reden, sondern handeln".
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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