Buch über den Schürmannhof in Essen-Bergerhausen macht Geschichte lebendig
Mitten im Leben
Hier ist nicht nur morgens um sieben Uhr die Welt in Ordnung. Als einer der wenigen noch erhaltenen innerstädtischen Bauernhöfe hat der Schürmannhof heute Seltenheitscharakter. Auf der Weide vor der Hofeinfahrt grasen die Alpakas, gleich hinterm Tor kündigt der Hof-Ganter Gäste an und im Gemeinschaftsraum der heutigen Senioren-Wohnanlage, dem ehemaligen Kuhstall, residiert Katze Kitty.
Kein Wunder, dass der ehemalige Vorsitzende der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald Johannes P. Stoll dem historischen Fachwerk-Ensemble an der Kaninenberghöhe ein Buch gewidmet hat - oder besser: widmen musste, wie er beim Ortstermin zum Ausdruck bringt, denn den Schürmannhof und seine Geschichte näher zu beleuchten, lag ihm schon länger am Herzen. "Der Hof hat mich schon immer interessiert. Die historischen Gebäude und die Aktivitäten drum herum sind etwas Besonderes."
Auch Dieter Ochel, der den Hof 2004 erwarb und ihn im Anschluss zu einem Zuhause für Senioren und ihre Tiere umbaute, war von Stolls Projekt gleich angetan: "Sein Ruf eilte ihm voraus und mir war klar, dass das gut wird!"
Stoll besorgte sich alte Kirchenbücher von St. Lambertus, stöberte in zahlreichen Geschichtsbüchern, organisierte alte Urkunden und Fotos und erstellte eine Chronologie der Hofbesitzer. Dabei war es ihm wichtig, den Fokus im Buch auf das 20. Jahrhundert zu legen, also auf eine Zeit, die viele Menschen noch aktiv erinnern.
Vieles erklärt sich aber nur aus der Geschichte heraus und so betrachtet Stoll in seinem Buch auch die Geschicke des Hofes in den vergangenen Jahrhunderten. Natürlich spielt die Familie von Vittinghoff gen. Schell ebenfalls eine Rolle und auch Bauer Gantenberg ist vermerkt.
Dieter Ochel holte 2009 nach umfangreichem Umbau 14 Senioren auf den Hof, die dort bis heute weitestgehend selbstbestimmt mit zahlreichen Tieren leben und täglich gemeinsam im ehemaligen Kuhstall essen oder in der ehemaligen Scheune gemeinsam Fußball schauen. Heute beträgt das Durchschnittsalter auf dem Hof 82 und nicht alles läuft mehr ohne Unterstützung. "Doch wer Hilfe benötigt, für den ist auch jemand da", betont Dieter Ochel, der selbst einen alten Hof in der Nähe der Ruhrallee bewohnt und mit Herzblut hinter seinem Konzept steht: "Wir bauen hier heute Liebe und Freundlichkeit an und ernten Dankbarkeit", fasst er das Hofleben zusammen.
Bei seinen Recherchen hat Johannes P. Stoll nur wenig über den Stadtteil Bergerhausen gefunden, dessen Bewohner sich immer schon in Richtung Rellinghausen orientierten. "Bergerhausen war kein Dorf, hier standen nur ein paar Höfe", erklärt der passionierte Historiker. Bei Taufen und Hochzeiten ging man zu St. Lambertus, das Annenfest war eine wichtige Größe im Jahresablauf.
Geschichte für Nachkommen festhalten
"Man sollte Geschichte festhalten - auch für die Nachkommen", ist Stoll wichtig. Urkunden, Kaufverträge und sogar eine Genehmigung zum Milchverkauf lassen die Geschichte des Schürmannhofes im Buch lebendig werden. Und Dieter Ochel steuerte diverse Fotos vom Umbau bei. Auch die Schwarz-Weiß-Impressionen des Schürmannhofes aus der Feder des Grafikers Paul W. Weber sind mehr als einen Blick wert. Manfred Arnsmann brachte dann schließlich alles ins rechte Layout.
Zu erwerben ist Johannes P. Stolls Werk an der Tankstelle Goldmann und bei Lotto-Toto Schlüsener auf der Frankenstraße, in der Buchhandlung Heger am Stadtwaldplatz, bei Lotto/Toto Kalthoff, Rellinghauser Straße 331, im Büro des Schürmannhofs an der Kaninenberghöhe 13-15 und bei AMR-Engineering am Empfang, Bonsiepen 5.
Last but not least: Sobald Corona es wieder zulässt, sollen auch die Veranstaltungen auf dem Hof wieder aufgenommen werden. Denn eines ist allen wichtig: Auf dem Schürmannhof will man auch in Zukunft immer mitten im Leben bleiben.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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