Martin Rütters "Fall der Felle" - Teil 4: Laute Geräusche und Krach

I. Kok fragt: Ich habe eine Mischlingshündin von Juli 2003. Im Herbst 2004 sind wir unvorbereitet und versehentlich in ein heftiges Feuerwerk geraten. Seitdem hat die Hündin einen Knacks. Überall dorthin, wo es laut ist (Gewitter, viele Menschen, Stadtbummel, Kirmes, Feste, laute Musik etc.), kann ich sie nicht mitnehmen. Sie zittert, hechelt, wird unruhig, Rute nach unten. Habe es mit Rescuetropen, Bachblüten, Beruhigungstabletten vom TA oder Homöopathie versucht, es klappt nicht. Habe wohl ihre Ängstlichkeit immer ignoriert, so getan, als ob nichts wäre. Gibt es noch eine Möglichkeit, sie wieder zu normalisieren oder bleibt sie so?

Meine Antwort: Trauma Behandlung ist immer ein langwieriges und schwieriges Training, vor allem wenn so wie in Ihrem Fall das Angst auslösende Ereignis schon viele Jahre zurück liegt und der Hund so bereits lange Zeit seine Angst ausleben konnte. Eine Verbesserung durch ein Training ist immer möglich, jedoch kann man dieses Erlebnis des Hundes nicht wie auf einer Festplatte komplett löschen, man kann lediglich versuchen, es durch viele positive Lernerfahrungen zu überlagern. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass aus Ihrer Hündin ein Hund wird, der sich in Situationen mit lauten Geräuschen wohl fühlt und diese gerne aufsucht.

Für ein gezieltes Training müsste zunächst einmal die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Hund analysiert werden. Denn damit Ihre Hündin lernt, sich in angstmachenden Situationen zu entspannen, ist es wichtig, dass sie Ihnen vollkommen vertraut und sich an Ihnen orientiert. Denn bei Angst kann man sich nur an einem Partner orientieren, der Sicherheit verspricht. Hierzu können Sie z.B. in Situationen, in denen die Hündin leichte Angst zeigt, vorgehen und sich selbst das angstmachende Objekt anschauen. Sollte Ihre Hündin Ihnen folgen, darf sie dies. Ansonsten führen Sie Ihre Hündin in einem leichten Bogen und auf der objektfernen Seite – Sie sind also zwischen dem angstmachenden Objekt und Ihrer Hündin – vorbei.

Vermeiden Sie anfangs Situationen, in denen Ihre Hündin starke Angst zeigt. Jedes Mal wenn Ihre Hündin einer angstmachenden Situation ausgeliefert ist, werden Sie im Training zurück geworfen. Hier zeigt sich die größte Schwierigkeit bei Angst vor Gewitter, denn dieses kann man als Mensch ja leider nicht steuern. Vermeiden Sie es auf jeden Fall, Ihre Hündin dann zu beruhigen, denn dadurch kann sie sich in ihrer Angst bestätigt fühlen. Dadurch, dass Sie ihr in einer angstmachenden Situation besondere Aufmerksamkeit widmen, muss es sich um etwas wirklich Schlimmes handeln. Kommen Sie also mit Ihrer Hündin in eine solche oder ähnliche Situation, müssen Sie ihr Verhalten ignorieren, um es nicht zu verstärken, nicht aber die Situation. Schauen Sie beim Knall z.B. gelassen aus dem Fenster und schließen Sie dann die Jalousien. Respektiert der Hund seinen Halter und hat auch im Alltag schon die Erfahrung gemacht, dass sein Mensch ein zuverlässiger Partner ist, kann er in solch einem Moment schnell wieder an Sicherheit gewinnen.

Im weiteren Training können Sie dann laute Geräusche umkonditionieren. Ihre Hündin soll lernen, dass diese Geräusche etwas ganz besonders Tolles bedeuten. Dazu starten Sie ein Training, das Ihre Hündin mit Begeisterung durchführt wie z.B. ein Apportiertraining oder aber auch eine einfach Suche nach Futter. Ein Helfer lässt in weiter Entfernung beispielsweise kleine leise Knaller losgehen. Ihre Hündin darf diese Geräusche registrieren, soll aber ohne Zögern weiter mit Ihnen trainieren. Schritt für Schritt können Sie dann die Entfernung zu den Knallern verringern und immer lautere Knaller verwenden.

Euer Martin Rütter

Autor:

Martin Rütter aus Duisburg

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