Gruga rüstet sich für die Kanadagänse

Foto: Weskamp/lokalkompass.de

Im vergangenen Jahr machte die starke Fäkalienbelastung durch Kanadagänse nicht nur den Besuchern, sondern auch den Verantwortlichen der Gruga zu schaffen. Die ausgearbeiteten Maßnahmen zogen eine emotional und öffentlich geführte Debatte nach sich. Nun steht der städtische Eigenbetrieb vor demselben Dilemma.

Obwohl im Park selber vergangene Woche nur zwei Brutpaare mit insgesamt neun Jungtieren gezählt werden konnten, wuchs die Population der Kanadagänse im letzten Jahr auf zeitweise 200 Wildtiere an. Die hohe Population verursachte viele Probleme. Das Offensichtlichste dabei ist die von Gänsen hinterlassene Fäkalienmenge. Gerade im Bereich der beliebten Kranichwiese und des Margarethensees fühlen sich die Gänse pudel wohl.

Jagdfreigabe bereits im letzten Jahr ein Thema

Besucher beschwerten sich über stark verschmutzte Spiel- und Liegeflächen. Man beschloss die Kanadagänse zur Bejagung freizugeben. Geschehen ist dies 2015 dann doch nicht, weil zum einen die Genehmigung dafür erst im Herbst ausgestellt wurde und zum anderen, weil mit einsetzen des Spätjahres sich das Problem von alleine behob. Dennoch waren die Verantwortlichen in der Zwischenzeit nicht untätig und prüften Alternativen.

Gruga bittet Besucher die Tiere nicht zu füttern

Am Montagmittag informierte Grün und Gruga Essen über bereits vollzogene und zukünftig angedachte Maßnahmen. So versuchten beispielsweise die Parkmitarbeiter die Kanadagänse mit Starterklappen und Besen zu vertreiben. Mit mäßigen Erfolg, wie Hans-Joachim Augustin, Betriebsleiter von Grün und Gruga Essen offenbarte. Die intelligenten Tiere hätten so nur vorübergehend vergrault werden können. Das Unterlassen des Rasenmähens und die Errichtung von Zäunen sei mit Bedacht auf den Publikumsverkehr nicht umsetzbar. Ein friedliches Zusammenleben von Gänsen und Besuchern scheint ausgeschlossen, da die Parkmitarbeiter mit der Beseitigung der Fäkalien, der am Tag rund 170-Mal kotenden Großvögel, überfordert wären - Auch wenn die Gruga in den kommenden Wochen eine neu Reinigungsmaschine erproben will.

Hoher Zuzug der Gänsen erwartet

Dem Betreiber scheinen die Hände gebunden. Gebetsmühlenartig die Besucher darauf hinzuweisen, die Wildtiere nicht zu füttern, wird den erwarteten Zuzug der Kanadagänse nur langsam hemmen. Dennoch lautet die Strategie der Verantwortlichen, die Gruga für die Gänsevögel als Lebensraum so ungemütlich wie eben möglich zu machen und nennt es „Vertreibung durch Unruhe“. Dazu bedient sich der stadteigene Park der Ultima Ratio.

Gänse ab Mitte Juli bejagbar

Nun soll den Gänsen doch mit Schusswaffen zu Leibe gerückt werden. Roland Haering von der Unteren Jagdbehörde Essen benennt die geplante Maßnahme „letale Vergrämung“. Gut ausgebildete Jäger sollen einzelne Wildtiere gezielt erlegen. Eine andere Möglichkeit würden die Verantwortlichen, die betont sachlich über das Problem referierten, nach Prüfung der Alternativen nicht erkennen können. Am Niederfeldsee und im Altendorfer Krupp-Park wurde auf die Kanadagänse schon Jagd gemacht. Die Entscheidung, die Gänse auch in der Gruga zum Abschuss freizugeben, haben sich die Verantwortlichen nicht leicht gemacht.

Kein „Gänsemanagement“ in der Gruga

Die hinzugezogenen Experten berieten die Parkleitung ausgiebig. Dass von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet durchgeführte Projekt „Gänsemanagement“ beispielsweise ließe sich in dem 65 Hektar bemessenden Stadtpark nicht durchführen. Das langfristig angelegte Experiment versucht durch die Wegnahme von Eiern die Geburten der Kanadagänse zu regulieren und zeigt in Duisburg bereits zaghafte Erfolge. Leider sind die Brutstätten der in der Gruga lebenden Gänse nicht bekannt. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Wildtiere von den Ruhrwiesen einfliegt.

Viele Abschüsse nicht das Ziel

Eine Bejagung mit dem Ziel der reinen Bestandsregulierung hat in anderen Kommunen den gegenteiligen Effekt der Populationsvermehrung bedingt. Der Plan der Verantwortlichen verfolgt deshalb nicht diese Strategie, sondern die Vertreibung der Vögel durch einzelne Tötungen. Leider würde ein folgenloses Schussgeräusch nicht ausreichen, gibt Dr. Randolph Kricke von der Unteren Landschaftsbehörde Duisburg zu bedenken. Ob sich die Population durch diese Maßnahme beeindrucken lässt, bleibt abzuwarten. Das Schießen einzelner Tiere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen im Essener Süden zeigte die erhoffte Wirkung. Die Sondergenehmigung zur Bejagung der Gruga-Kanadagänse liegt bereits seit vergangen Herbst in der Virchowstraße. Nun soll die Jagd auf die Gänse mit dem Beginn der Jagdsaison am 16. Juli angeblasen werden.

Keine Gefahr für Besucher

Näheres konnte Hans-Joachim Augustin noch nicht kundgeben. Zur genaueren Planung ist eine Rücksprache mit der Jagdbehörde Essen notwendig. Wenn es nach dem Gruga- Betriebsleiter ginge, würde die Jagd in den frühen Morgenstunden durchgeführt werden. Natürlich müsste dazu der gesamte Park gesperrt und eine geeignete Stelle, die einen natürlichen Kugelfang bietet, in dem eigentlich befriedeten Grugapark gefunden werden.

Selbiges Problem im Univiertel

Anderenorts hat man diese Freiheiten nicht, jedoch dasselbe Problem. Beispielsweise auf den Grünflächen des Univiertels, die ebenfalls von den eingebürgerten Kanadagänsen als Brutstätte und folglich auch als Lebensraum genutzt werden. Hier ist ein Zuleibe rücken mit Schusswaffen aufgrund der engen Bebauung ausgeschlossen, die Verschmutzung durch die Kanadagänse jedoch ebenfalls höchst problematisch. „Natürlich, wenn Tüten mit Brötchen in den Grünanalagen gefunden werden, ist das kontraproduktiv.“, klagt Augustin, der in der Durchsetzung des auch hier geltenden Fütterungsverbotes eine der wenigen durchführbaren Maßnahmen sieht.

Bauliche Maßnahmen werden geprüft

Die anvisierte Verdrängung durch Unruhe könnte hier auch durch eine Veränderung der Wasserflächen bewirkt werden. Ob man die darauf liegenden Inseln so umgestaltet, dass sie als Brutplätze ungeeignet werden oder ob man ein Gitter über den Grün- und Wasserflächen anbringt, wird gerade geprüft.

Autor:

Philipp Steinbrink aus Essen-Nord

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