Baumläufer wohnten unter der zweiten Dachschindel von links
Zu Saisonbeginn war häufig eine Zwergfledermaus zu sehen, die - so etwa eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang - aus ihrem Sommerhalbjahrdomiziel ausflog: der zweiten Dachschindel von links am Firstrand, Südseite. Wenig später aber wohnte sie dort nicht mehr.
Noch etwas später zeigte sich der Grund: Gartenbaumläufer hatten dort ein Nest gebaut und den Streit um die Wohnung gewonnen. Ich denke jedenfalls, dass es Garten- und nicht Waldbaumläufer sind. Sie zu unterscheiden, traue ich mir nicht zu. Der Wald ist immerhin nur 50 Meter entfernt, dennoch tippe ich auf die Gartenvariante der leisen und eher unauffälligen Vögel.
Unauffällig, weil ihr Gefieder so mancher Baumrinde ähnelt und sie schwer zu sehen sind, wenn sie unten an einem Baum landen und Stück für Stück nach oben hüpfen auf der Suche nach Insekten. Auch auf dem braunen und inzwischen reichlich, sagen wir mal, unregelmäßigen Putz der Fassade leuchten die Vögel nicht eben hervor. Und auch dort landen sie meterweit unter ihrem Nest und hüpfen stückweise aufwärts.
Ein wenig lauter wird es nur, wenn die Jungen größer werden und tagsüber ununterbrochen - das darf man wörtlich nehmen - nach Futter rufen. Sind sie flügge und verpasst man, wie meistens, den Moment, in dem sie ausfliegen, sieht man die Vögel so leicht nicht wieder. Im Gegensatz etwa zu jungen Blaumeisen, die im Baum laut piepsend weiterhin um Nahrung betteln.
Erst wenn im nächsten Jahr die Brusaison wieder beginnt, sind die Baumläufer hoffentlich auch wieder da. Unter der zweiten Dachschindel von links.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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