Bakterium gefährdet Rosskastanien: Auch auf der Margarethenhöhe muss gefällt werden
Was die Miniermotte nicht schafft, gelingt einem Bakterium ohne Mühe: Rosskastanien gefährden. So geschieht es in vielen Bereichen der Stadt, wie etwa auf der Margarethenhöhe, die für ihre prächtigen Alleen bekannt ist. Wobei die Bakterien diskret vorgehen. Während die von Miniermotten schon im August in ein hässliches Braun verwandelten Blätter jedem auffallen, muss man schon genau hinschauen, um die problematischen Folgen von Pseudomonas syringae zu erkennen.
Arne Thun schaut genau hin - im Auftrag der Stadt. Er ist Baumsachverständiger bei Grün und Gruga und muss vor allem die Kastanien an Straßenrändern im Auge behalten, denn das Bakterium, welches immer mehr Bäume befällt, kann zum Abbrechen von Ästen führen. Es zerstört die Leitungsbahnen, über die der Baum Nährstoffe erhält. "Als würde man Wasserleitungen kappen", vergleicht Thun.
Gelbblühende Kastanien oder Esskastanien als Ersatzpflanzung
Der Schädling kann Bäume absterben lassen, alte wie junge, weißblühende wie rotblühende. Dennoch verfällt Arne Thun nicht in Panik. In 37 Berufsjahren hat er "schon viele Schädlinge kommen und gehen sehen". Bis Pseudomonas syringae - hoffentlich - wieder geht, gilt es jedoch, der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen.
Das geschieht nicht zuletzt auf der von Fußgängern, Radfahrern und Autos stark frequentierten Margarethenhöhe. Wer auf der Lührmannstraße Richtung Lehnsgrund schaut, sieht Rosskastanien mit und ohne Probleme im Überblick: einen alten Baum, der von Pseudomonas befallen sein könnte; einen jungen, der vom selben Bakterium schon so geschädigt ist, dass die Säge auf jeden Fall tätig werden muss; einen von Ela betroffenen Rest, der nur noch als "Platzhalter" fungiert, damit auf der Baumscheibe nicht geparkt wird; schließlich eine von Ela angeknackste Kastanie, deren Krone gemäß dem "Schnittmusterkatalog" für Bäume (den gibt es wirklich) erhalten werden soll.
Mittendrin steht der jüngste in der Reihe, den die weiße Lackierung vor Sonne schützt. Es handelt sich um eine gelbblühende Kastanie (Aesculus flava), von der sich Arne Thun einiges erhofft: "Es ist ein guter Straßenbaum und bisher resistent gegen die Bakterien." Deshalb werden solche Exemplare mittlerweile häufig nachgepflanzt, wenn eine Kastanie gefällt werden musste. Allerdings - so warnt Eckhard Spengler, Sprecher von Grün und Gruga, könne man nicht unbedingt an derselben Stelle nachpflanzen: "Auch die Erde ist oft infiziert."
Wie viele der rund 1.500 Rosskastanien an Essens Straßen gefällt werden müssen, ist noch nicht abzusehen. Sie werden, wie alle Straßenbäume, regelmäßig kontrolliert. "Erst wenn Risse oder dunkle Stellen zu sehen sind, wird es ernst", sagt Thun. Oder wenn Pilze, nämlich Austernseitlinge oder Samtfußrüblinge, an ihren Stämmen wachsen.
Steigende Temperaturen im Klimawandel machen es Bakterien leichter
Wie so manche Veränderung in der Pflanzenwelt ist auch Pseudomonas syringae eine Folge des Klimawandels. Es fühlt sich mit steigenden Temperaturen hier immer wohler.
Wo ein akuter Befall zu erkennen ist, muss es oft schnell gehen: "Dann fällen wir innerhalb von 14 Tagen", sagt Eckhard Spengler. Aus Sicherheitsgründen.
Als Alternative zur gelbblühenden Rosskastanie werden übrigens auch Esskastanien gesetzt. Auf der Margarethenhöhe würde man zu deren leckeren Früchten bestimmt nicht Nein sagen.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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