Premiere im Aalto: Die Hochzeit des Figaro

Wir sind im Garten...

Zum nahenden Ende der Spielzeit kommen im Aalto-Musiktheater besonders die Freunde der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart auf ihre Kosten: Gespielt wird noch bis Ende Juni die Opara buffa, sprich: komische Oper, "Die Hochzeit des Figaro". Nun fand die Premiere der Inszenierung des jungen niederländischen Regisseurs Floris Visser statt.

Er habe schon sehr viele Inszenierungen der "Hochzeit des Figaro" gesehen, verrät Floris Visser während der Matinee eine Woche vor der Premiere. Doch keine habe ihn wirklich überzeugt. "Der Garten-Szene wird oft nicht die nötige Bedeutung eingeräumt. Das ist bei uns anders."
Zudem hat er mit Satyr, gespielt von James Michael Atkins, und Cupido, gespielt von Mick Moris Mehnert, zwei Figuren eingefügt, die als Schauspieler und ganz ohne Gesang der Inszenierung zu einem ganz speziellen Charme verhelfen.
Das in vier Bereiche geteilte Bühnenbild auf drehbarer Bühne (Gideon Davey) ist stimmig und setzt gekonnt Akzente. Und verwandelt sich im vierten Akt zum Garten, wenngleich auch nur etwas angedeutet. Die Suche des Grafen im Dunkeln nach seiner Susanna ist etwas misslungen. Sie findet in vollem Scheinwerferlicht statt. Da hätte Malcom Rippeth, verantwortlich für das Licht, kreativer arbeiten können.
Ansonsten kann der Mozart-Abend unter der musikalischen Leitung von Tomáš Netopil musikalisch überzeugen. In der Rolle des Figaro ist Baurzhan Anderzhanov zu erleben, der Graf wird von Tobias Greenhalgh gespielt, in die Rolle der Gräfin Almaviva schlüpft Jessica Muirhead und Markéta Klaudová ist Susanna.
Die Handlung der Da-Ponte-Oper basiert auf der Komödie "Der tolle Tag" - oder auch "Die Hochzeit des Figaro" genannt - von von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1778 und ist reichlich verwirrend: Ein spanischer großer Herr liebt ein verlobtes junges Mädchen, das er zu verführen sucht.
Danach wird's unübersichtlich in der rund 225 Minuten umfassenden Vorstellung, gesungen in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Graf Almaviva hat das "Recht der ersten Nacht" abgeschafft, das ihm bislang Ansprüche auf alle Frauen seines Schlosses zusicherte. Allerdings bereut er diese Entscheidung inzwischen schon wieder... Ein "toller Tag" nimmt seinen Lauf.
Die Uraufführung durch die Wiener Hofoper fand 1786 statt und provozierte zuvor Probleme mit der Zensur. Denn die Privilegien des Adels werden darin kritisiert, die Essener Inszenierung verortet die Handlung in ein englisches Herrenhaus der 1910-1920er Jahre. Floris Visser, der erstmals am Aalto-Theater im Einsatz ist: "Der Konflikt explodiert aus dem Garten heraus: Die Natur erobert langsam das Haus und seine Architektur und zerstört allmählich nicht nur die von Menschen gebauten Räume, aber auch die Menschen selbst und ihre Beziehungen."
Weitere Vorstellungen: 17., 21., 27. Mai; 4., 7., 9., 15., 25. Juni 2023