Wieviel Klappern gehört heute noch zum Handwerk?
Wagnis Werbegemeinschaft
Wieviel Klappern gehört heute noch zum Handwerk? Gemeinsam setzen sie sich für ihren Standort ein, organisieren Feste und Veranstaltungen, laden zum verkaufsoffenen Sonntag, arbeiten hauptsächlich ehrenamtlich und sind engagiert... Gehören Werbegemeinschaften in heutigen Zeiten auf die Liste der aussterbenden Arten? Mitgliederschwund, Desinteresse und Kehren vor der eigenen Tür. Zwei ehemals Aktive reden Klartext.
Ralph Steiner hat aus familialen Gründen keine Zeit mehr, sich zu engagieren - aber im Grunde auch nur noch recht wenig Lust ... Die Werbegemeinschaft W.I.R in Rellinghausen steht vor ihrer Jahreshauptversammlung und es steht in den Sternen, ob der Tagesordnungspunkt 7 "Neuwahlen" überhaupt über die Bühne geht, so mutmaßt Steiner.
Das Engagement in den Subzentren nimmt deutlich ab und die Gegebenheiten haben sich geändert. "Die verkaufsoffenen Sonntage waren gut, aber das ist vorbei, das können wir so, wie die Bedingungen jetzt sind, nicht mehr leisten", erklärt Steiner.
Er zweifelt, ob eine Werbegemeinschaft überhaupt noch zeitgemäß ist. "Es muss ein gewisses Budget da sein, um Aktionen zu fahren, man braucht die Flächen, Schankgenehmigungen, Sicherheitskonzepte." Steiner setzt aktuell auf Aktionen im eigenen Laden, einem Augenoptik-Fachgeschäft direkt an der Frankenstraße.
Stadtteilfeste vor 30 Jahren gut besucht
"Vor 30 Jahren gab es noch gut besuchte Stadtteilfeste hier bei uns in Rellinghausen, die über zwei Tage gedauert haben", erinnert er sich.
Heute ist anlässlich der bevorstehenden Jahreshauptversammlung Anfang Dezember "die Frage, wer überhaupt kommt."
Ähnliches in Sachen gemeinschaftliches Engagement kann auch Christoph Heger berichten, der über 20 Jahre im Vorstand der Werbegemeinschaft "Treffpunkt Stadtwald" war. Heute ist er zwar "nur noch" Mitglied, beobachtet die Geschehnisse aber als Einzelhändler vor Ort noch sehr genau. "Seit drei Jahren läuft hier im Grunde nichts mehr. Ich denke, der Verein wird irgendwann einmal aufgelöst werden."
Bereits in seiner aktiven Zeit musste Heger vielen Mitgliedern hinterherlaufen, wenn es um Aktivitäten ging. "Ich denke, es ist auch ein Kennzeichen der heutigen Gesellschaft, dass jeder nur noch vor seiner Tür kehrt. Absprachen funktionieren nicht mehr, es herrscht keine Einigkeit."
Mahnend nimmt Heger aber auch die Kunden in die Pflicht, selbst ihres Glückes Schmied zu sein. Frei nach dem Motto, wer viel online bestellt, muss sich über einen geschwächten Einzelhandel vor Ort nicht wundern.
Andreas Felter, aktuell erster Vorsitzender von "Treffpunkt Stadtwald", stimmt Heger zu. "Wir überlegen tatsächlich, ob wir uns auflösen, sofern wir eine beschlussfähige Versammlung hinkriegen. Keiner ist aktuell mehr bereit, sich zu engagieren und Beiträge zu zahlen. Die Luft ist raus!" Felter, selbst Leiter der Sparkasse in Essen-Stadtwald, bedauert diese Entwicklung ausdrücklich. "Jeder Einzelhändler könne vor Ort etwas tun und sich präsentieren. Zum Beispiel mit einem besonderen Service. Doch seien zahlreiche Aktivitäten in eine solche Richtung ins Leere gelaufen: "Keiner möchte mehr."
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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