Vor dem Fest ist nach dem Fest
Nach Weihnachten gönnen sie sich ein paar Tage Ruhe, genau bis Neujahr, dann geht die Planung wieder von vorn los.
Ein Jahr ist schnell vorüber und es muss zügig ein neuer Projektplan erstellt werden. Milestones, Puffer und Ausfallzeiten von Mitarbeitern müssen einkalkuliert werden. Der Termin steht ja immer fest. Am 24. und 25. Dezember muss alles erledigt sein. Eine logistische Herausforderung, die viel Manpower und große Erfahrung erfordert. Das Team muss sich aufeinander verlassen können und alle Unwegsamkeiten und klimatischen Bedingungen sind zu berücksichtigen. In Neuseeland ist es am Boxing Day hochsommerlich warm, während in Skandinavien garantiert eisige Verhältnisse herrschen. Klimawandel, Tsunami oder Vulkanausbrüche sind unvorhersehbare Wagnisse, die nicht zu unterschätzen sind.
Pünktlich am 2. Januar jeden Jahres legen sie los und planen das Projekt „Weihnachten“. Zum Glück gibt es ausgefeilte Programme und jeder kann den Stand des Projektes elektronisch einsehen und verfolgen. Die Verantwortlichen, Herr Weihnachtsmann und Frau Christkind, haben beschlossen, die diesjährige Kick-Off-Veranstaltung in lockerer Atmosphäre stattfinden zu lassen. Es soll „Himmelströpfchen“ und Plätzchen mit Engelsflügeln geben. Das soll die Gemüter besänftigen und auf die neue Herausforderung einstimmen, denn die Anforderungen werden immer gewaltiger.
Die Engelsgeduld der vielen Helfer ist aber vorbei, sie lassen sich nicht mehr beruhigen und begehren auf. „E-Mails, SMS, Videobotschaften und kaum noch handgeschriebene Briefe“, beklagt sich Gabriel.
„Kaum ein Kind wünscht sich eine Holzeisenbahn, Schmusepuppen ohne Elektronik gibt es kaum noch. Ein Kuschelteddy als Weihnachtsgeschenk? Undenkbar im 21. Jahrhundert!“, schmollt Ambriel. „Heutzutage müssen es Smartphones, GPS-Uhren, Playstation, Computerspiele oder ferngesteuerte Hubschrauber sein. Das sind die Wünsche der Kinder.“
Petayah fordert: „Wir wollen handgeschriebene Weihnachtsbriefe und keine Mails. So wie früher.“ Zustimmendes Gemurmel.
„Die Zeiten ändern sich“, seufzt Herr Weihnachtsmann. „Die Technik hält Einzug und auch wir können uns nicht verschliessen.“ Sprachs und rüstet sein Chefrentier Rudolf mit dem neuesten Navigationsgerät aus, dass auch die hintersten Ecken der Welt auskennt.
Autor:Beatrix Gutmann aus Essen-Süd |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.