"Cash" feiert Premiere im Grillo - Tobias Materna inszeniert erstmals in Essen
Von Lücken im System

Eric Swan (links im Bild Stefan Diekmann) initiiert mit seiner abstrusen Geschäftsidee mächtiges Verwechslungschaos auf der Grillo-Bühne. | Foto: Martin Kaufhold
  • Eric Swan (links im Bild Stefan Diekmann) initiiert mit seiner abstrusen Geschäftsidee mächtiges Verwechslungschaos auf der Grillo-Bühne.
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Ein ernstes Thema wird im Grillo pointenreich auf die Bühne gebracht. Eric Swan will vor seiner Frau den Rausschmiss aus der Firma verheimlichen und entwickelt ein alternatives Geschäftsmodell. Absolut illegal - aber hoch lukrativ. Der STADTSPIEGEL sprach mit Regisseur Tobias Materna über Slapstick, perfekte Pointen und die Nähe von Komödie und Tragödie.

Henriette Hölzel durchmisst in ihrer Rolle der Brenda Dixon die Grillo-Bühne auf fast akrobatische Art und Weise, um sich in der allgemeinen Gemengelage zum Sessel mit ihrer Handtasche vorzukämpfen. Thomas Büchel macht als Mr. Jenkins vom Sozialamt auf der Suche nach Unstimmigkeiten bei den Abrechnungen im Hause Swan Bekanntschaft mit dem hauseigenen Blitzableiter ...
Slapstick, unglaubliche Verwechslungen und jede Menge Situationskomik bestimmen das Bühnengeschehen bei "Cash - Und ewig rauschen die Gelder", einer Farce von Michael Cooney, dessen Vater Ray bereits Bühnenstücke mit einer großen Portion absurder Komik produzierte.
Regisseur Tobias Materna bringt Cooneys Geschichte auf die Grillo-Bühne und freut sich bei der Inszenierung über die Nähe zum Ensemble, das seinen Spieltrieb bei der Verwechlungskomödie voll ausleben darf.
Eric Swan und sein Onkel George entwickeln ein Geschäftsmodell, das sich verselbstständigt und ihnen völlig aus den Händen gleitet. Eigentlich hatte Eric vor zwei Jahren nur seiner Ehefrau Linda den Rausschmiss bei den Stadtwerken verheimlichen wollen, da landete die Lösung seines Finanzproblems im Briefkasten: ein Scheck vom Sozialamt für einen Untermieter, der längst nach Kanada ausgewandert war. Eric kassiert ab und erfindet diverse weitere Untermieter samt Familienanhang, für die er die unterschiedlichsten Sozialleistungen beantragt. Und dann steht plötzlich Mr. Jenkins vom Sozialamt vor der Tür ...
Die enge Zusammenarbeit mit den Schauspielern ist Tobias Materna wichtig: "Ein Teil der Seele des Schauspielers ist ja in der Rolle mit drin", betont er. So nimmt er Anregungen aus dem Team gerne an: "Es war von Anfang an ein gutes Zusammenkommen hier in Essen", freut er sich.
Verwechslungs- und Verwandlungskomödien gelten vielerorts als leichte Kost - doch vor allem die Ausgestaltung der Pointen erachtet Materna als sehr anspruchsvoll. "Slapstick ist harte Arbeit, auf das Timing kommt es an, die Pointen müssen perfekt sein."
Hier kommt ihm die Präzision, mit der er arbeitet, zugute. Ebenso wie die Erfahrungen, die er im Laufe seines Berufslebens in der Technik, bei der Regie und im Schauspiel gsammelt hat. "Es hilft sehr, so viel gemacht zu haben", betont er, "man kann Vieles besser planen und im Laufe der Proben schneller zu einer gemeinsamen Sprache finden."
Die Lücken im System, die Cooneys Stück offenbart und der durchaus ernste thematische Hintergrund tragen über allzu klamottige Elemente hinweg: "Man muss das 'Cash' auch als Tragödie ernst nehmen", erklärt Tobias Materna. "Im Grunde ist die ganze Situation sehr anrührend und der Zuschauer leidet mit Eric. In Zeiten von Hartz IV hat das Stück eine traurige Aktualität." Cooney nimmt die Selbstbedienungsmentalität der Gesellschaft aufs Korn. Da bleibt so mancher Lacher im Halse stecken.
"Als Regisseur nehme ich dieses Stück genauso ernst wie eine Shakespeare-Produktion", betont Materna: "Für beides braucht es gute Schauspieler." Stefan Diekmann als Eric Swan, Janina Sachau als Linda Swan, Thomas Büchel als Mr. Jenkins vom Amt und Jan Pröhl als Dr. Chapman bringen mit den anderen Mitgliedern des Grillo-Ensembles das Rauschen der Gelder auf die Bühne. Premiere ist am Samstag, 2. März. Die nächste Folgevorstellung ist dann am 10. März.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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