Galerie Obrist in Essen: Idee zur Ausstellung im Lockdown
Von der Sehnsucht nach Nähe
Die Frage, was ihnen vor allem fehlt, werden die meisten Menschen in diesen Tagen wohl mit "Nähe" beantworten. So könnte das Thema der Ausstellung in der Galerie Obrist an der Kahrstraße 59 unweit des Museum Folkwang wohl aktueller kaum sein.
Natürlich stand auch Corona Pate für die Idee zur Ausstellung, die aufgrund der Vielschichtigkeit des Themas gleich in drei Kapiteln zu sehen ist. Das Fehlen von sozialen Kontakten macht Nähe zum Sehnsuchtsmotiv. "NÄHE #1 - berühren" startet mit der Nähe zu anderen. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Berührung, doch was, wenn dieses erdrückend ist oder nicht erfüllt werden darf...
Bereits im Vorfeld zur Umsetzung der Vernissage am kommenden Freitag, 19. März, steht das Thema Nähe klar im Mittelpunkt: Wieviele Besucher dürfen zeitgleich in die Galerie? 170 Quadratmeter stehen zur Verfügung.
"Es wird ein Soft-Opening geben", erklärt Galerist Torsten Obrist, "Wir vergeben vorab über unsere Homepage www.galerie-obrist.de Termine." Die Vernissage bietet von 11.30 Uhr bis 22 Uhr ausreichend Zeit dafür. Wer sich mit größerem Abstand sicherer fühlt, muss dennoch nicht fernbleiben, die großen Schaufenster der Galerie ermöglichen Einblick von der Straße aus. "Zudem wird es Projektionen durch die Schaufenster geben, die von außen gut zu sehen sind", erläutert die Kuratorin der Ausstellung Dr. Sabine Kampmann. Die Künstlerin Franziska Nast begibt sich zudem mit einem Hochdruckreiniger vor die Galerie und demonstriert Straßenkunst der besonderen Art.
Die Idee zur Ausstellung formte sich bereits im ersten Lockdown vor einem Jahr. "Wir wurden stillgelegt", erinnert sich Torsten Obrist. Und nicht nur ihm erging es so.
Zurückgeworfen auf sich selbst sucht der Mensch nach Nähe und muss sich mit sich selbst auseinandersetzen. So zeigt der erste Teil der dreiteiligen Reihe unter dem Oberbegriff "berühren" Arbeiten von neun künstlerischen Positionen, darunter John Coplans, EVA & ADELE, FLATZ und Annegret Soltau. Sie alle nähern sich dem Thema auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Sabine Kampmann hat Werke von den Anfängen der Body Art bis zu aktuellen Positionen ausgewählt. Gefördert wird das Ausstellungsprojekt durch das Programm "Neustart Kultur" der Stiftung Kunstfonds.
Ausstellung in drei Kapiteln
Das zweite Kapitel der Ausstellung ist mit "NÄHE #2 – spüren" überschrieben und beschäftigt sich mit der Suche und Sehnsucht danach, sich selbst zu spüren. Dies geht bis unter die Haut und zeigt fotografische Nahaufnahmen wie Tätowierungen, aber auch Falten, Pickel und Poren. Vernissage ist am 7. Mai.
Am 18. Juni schließt sich der Kreis mit dem letzten Kapitel "NÄHE #3 – verführen". "Wir verführen uns und lassen uns verführen zu immer mehr Nähe", erläutert Dr. Sabine Kampmann. "Die Grenze zum anderen soll überwunden werden. Ob in der erotischen Begegnung des Liebespaares, dem Beisammensein von Eltern und Kind, der vertrauten Nähe von Geschwistern oder besten Freunden".
Zugleich erscheint am 18. Juni auch das Buch zur Ausstellung im Kerber Verlag. "Es ist nicht nur ein Ausstellungskatalog", betont Torsten Obrist, sondern lässt Kunsthistoriker, Philosophen und Soziologen zu Wort kommen. Nicht nur Corona macht das Thema Nähe vielschichtig.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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