Von Cowboys und Indianern

Inzwischen ist am Wagen alles fertig. Gemeinsam freuen sich (von links): Stefanie Brecklinghaus mit Hündin Lilly, der neue Senator Artur Trachtenach, Hans Baumgärtner und Richard Schick.
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  • Inzwischen ist am Wagen alles fertig. Gemeinsam freuen sich (von links): Stefanie Brecklinghaus mit Hündin Lilly, der neue Senator Artur Trachtenach, Hans Baumgärtner und Richard Schick.
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„Komm hol das Lasso raus - wir spielen Cowboy und Indianer!“, schallt es in diesen Tagen oft aus dem Radio. Auch beim RKV hängen die Whiskeyfässer schon, sind die Colts geputzt und einsatzbereit und die Federn zurechtgerückt. Karnevalswagen und Jecken sind gut vorbereitet, wenn es am Montag heißt „De Zoch kütt...“.

„In diesem Jahr ist unser Motto ‚Cowboy und Indianer‘“, berichtet Stefanie Brecklinghaus, erste Vorsitzende des 1. Großen Rüttenscheider Karnevalvereins. Die Jecken, die jedes Jahr ein anderes Motto für ihren Wagen und die dazu passende Verkleidung haben, hatten im Vorfeld schon alle Hände voll zu tun!
Auf einer Vorstandssitzung wurde das Motto zum Wilden Westen vorgeschlagen und fand schnell begeisterten Zurspruch.
„Mit unserem Wagenbaumeister Thomas Pape wurde abgestimmt, was sich realisieren lässt“, erzählt Brecklinghaus. Neue Farbe musste her, ganz klar, der Wagen sollte sich komplett dem wilden Thema anpassen. So wurden an den Seiten große Whiskeyfässer montiert. Ebenso gibt es Holzpfähle, falls doch mal jemand an den Marterpfahl gebunden werden muss. „Der Wagen sollte aussehen wie ein Fort“, so die erste Vorsitzende.
Pferde und Kakteen zieren die Fronten und Seiten und auch Schilder wie früher im Wilden Westen wurden aufgehängt. Hier hat sich der RKV etwas lustiges ausgedacht. Plakate, die mit abgebildeten Verbrechern auf die Entflohnenen aufmerksam machen, wurden montiert mit der Aufschrift „Wanted“ - also „Gesucht“. „Unter diese Schilder haben wir jeweils immer ein Foto eines Mitgliedes unseres Vereins geklebt, ein Heidenspaß“, gibt Brecklingshaus zu.
Auf dem gut 2,5 bis 3 Meter hohen Wagen, werden am Rosenmontag gut 20 Personen sein. „Es passt niemand mehr drauf. Drei Kinder sind dabei, der Rest Erwachsene, mehr hält das Gefährt nicht aus.“ Das Gefährt ist jedenfalls schon von der DEKRA abgenommen worden und darf nun offiziell beim Rosenmontagszug starten. Mit dabei ist natürlich auch eine Musikanlage. „Damit so richtig Stimmung auf dem Wagen aufkommt.“ Spinnefeind sind sich die Cowboys und Indianer jedenfalls nicht. „Keine Sorge, wir stehen bunt gemischt auf dem Wagen, denn wir haben schon Feuerwasser getrunken und vertragen uns wieder“, meint die erste Vorsitzende schmunzelnd.
Eine große Aufregung ist für sie der Rosenmontagszug, muss doch einiges beachtet werden. „Grundsätzlich ist für uns eines klar: auf dem Wagen ist Alkoholtrinken tabu. Das ist viel zu gefährlich, denn das Gefährt ist sehr hoch und sollte dann doch jemand mal wegen zu viel Gesöff den Halt verlieren, das muss nun wirklich nicht sein.“ Außerdem seien viele Kinder beim Zug, da möchte man ein gutes Vorbild abgeben.
Was Viele nicht wissen: Es gibt bestimmte Wurfbestimmungen. So darf zum Beispiel nichts geworfen werden, was die Menge der Jecken am Zugweg gefährdet. „Pralinen- und Schokoladentafeln sind tabu! Die spitzen Ecken könnten jemand im Auge oder an der Schläfe treffen“, so Brecklinghaus.
Viel Mühe bei der Beschaffung von Wurfmaterial hat sich ihrer Ansicht nach der RKV gegeben. „Man möchte den Leuten ja keinen Schund werfen“, so die Vorsitzende. Ein Warenwert von ca. 2.500 bis 3.000 Euro wird schon in Form von Kamelle an die Jecken verteilt- und das allein vom RKV. Darunter ist nicht nur Süßes, sondern auch Stofftiere, 50 Fußbälle und 1.000 Rosen.
Außerdem wird darum gebeten, keinen Jeck zu bevorzugen. „Das wird nicht gern gesehen. Deswegen gibt man auch Rosen zum Beispiel nicht einem bestimmten Jecken. Per Augenkontakt kann man die Richtung erkennen, doch jeder soll die Chance auf eine Rose erhalten.“
Damit beim Zug nichts passiert, sind sogenannte Zugbegleiter Pflicht. „Sie laufen an den jeweiligen Rädern der Wagen und der Zugmaschinen mit. Jeweils ein Mann oder eine Frau pro Rad“, berichtet Brecklinghaus. Das ist notwendig, damit für die Gefährte immer genügend Platz ist und niemand - sprichwörtlich - unter die Räder kommt.

Zugbegleiter sind Pflicht

Und wie steuern die Jecken ihr Wurfverhalten? Ganz klar, ohne das Helau gerufen wird, gibt es auch keine Kamelle! „Es ist ein Erfahrungswert. Es wäre ja schlecht, wenn man zu schnell das Wurfmaterial verpulvert oder aber am Ende zu viel übrig hat. Aber das kann man ganz gut einschätzen.“
Wer zuviel schmeißt, der bekommt von den älteren, erfahreneren Mitgliedern den dezenten Hinweis, sich etwas zurückzunehmen. „Das hat bisher ganz gut geklappt“, erzählt Brecklingshaus. „Wenn der Zug dann doch einmal ins Stocken oder zum Stehen kommt, kann man natürlich nicht die ganze Zeit durchweg Kamelle werfen. Aber das verstehen die Jecken auch!“
Wer denkt, dass der Rosenmontagszug der Höhepunkt für die Karnevalisten ist, der irrt. „Für uns ist das ganze Jahr Karneval“, bestätigt auch Stefanie Brecklinghaus.
„Die Sitzungen fangen mit dem 11. November an, bei vielen Terminen vor dem Rosenmontagszug hatten wir schon richtig Spaß!“ Und bereits jetzt, wenn die aktuelle Session noch gar nicht vorbei ist, wird schon für die nächste geplant.
Auch am Rosenmontag sind die Jecken in Feierlaune, nicht nur in Bezug auf den Zug. Sie treffen sich vorab in der Wagenbauhalle an ihrem Gefährt, Frühstücken gemeinsam und stoßen an. „Das ist eine super Atmosphäre! Man kann nur jedem Jeck raten, einmal früh genug vor dem Zug zum Wagen zu kommen. Da haben wir schon Party!“ Nach dem Zug kehrt der RKV dann ins ehemalige Gregors in Rüttenscheid ein und lässt den Tag gebührend ausklingen.
Wer jetzt die friedlichen aber feierwütigen Cowboys und Indianer sehen möchte, der kann das beim Rosenmontagszug ab 13.11 Uhr. Der Wagen des RKV hat die Nummer 35.
Aber daran denken: Immer schön „Helau“ rufen, sonst wird man womöglich noch an den Marterpfahl gebunden...
Fotos: Renate Debus-Gohl

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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