Premiere: "Nessun Dorma" in der Essener ADA
Tragische Roboter-Liebe
Werden wir in Zukunft Robotern Gefühle zutrauen können? Diese Frage steht im Mittelpunkt des musikalischen Liebesdiskurses für zwei Roboter "Nessun Dorma", der nun in der ADA des Grillo Theaters Premiere feierte.
Einmal mehr empfiehlt sich die ADA als experimentelle Spielstätte , in dem Inszenierungen auch abseits der großen Bühne stattfinden dürfen. Überschaubare 50 Minuten dauert die Aufführung und ist mit elf Euro Eintritt für eine - nennen wir's einmal Live-Performance - bezahlbar.
Die Handlung von "Nessun Dorma": Zu einer alten Kassette mit Todesarien malt der Industrie-Roboter ARKA tagsüber Kunstwerke. Jeden Abend trifft er auf den aus Alltagsgeräten gebauten Putzroboter PUTZINI. Die beiden beginnen zu lieben und zu leiden, wie es sich für einen dramatischen Opernstoff gehört.
Schauspieler gibt's in dieser Inszenierung nicht. Tatsächlich stehen zwei Roboter auf der Bühne, aufwändig programmiert und und mit den nötigen Funktionen ausgestattet, um live aufeinander reagieren zu können. Und auch eine eigene Todesarie darf nicht fehlen: Kann ein Roboter Todessehnsucht haben?
"Nessun Dorma" (italienisch für "Keiner schlafe") ist die Arie des Prinzen Kalaf zu Beginn des dritten Aktes der Oper Turandot von Giacomo Puccini. Sie ist seine wohl bedeutendste Tenorarie, die meisterhaft durch den italienischen Opernsänger Luciano Pavarotti gesungen wurde. Er selbst wurde als Mitglied der Drei Tenöre und als Duettpartner vieler Künstler zum Star.
Doch taugt die Inszenierung, die von der Regisseurin Elsa-Sophie Jach, der Bühnenbildnerin Thea Hoffmann-Axthelm, dem Creative Technologist Markus Schubert und dem Creative Enginieer Sebastian Arnd, erdacht und im Sommer 2021 in Graz uraufgeführt wurde, für interessiertes Opern-Publikum? Oder doch eher für Technik-Freaks oder Robotik-Fans?
"Nessun Dorma" ist auf jeden Fall eines: Ein gelungenes Experiment, um die Themen Oper (als Ausdruck menschlicher Gefühle) und Robotik (zugleich mit dem hochaktuellen Aspekt der Künstlichen Intelligenz), die auf den ersten Blick so gar nicht zusammen passen wollen, auf der Bühne miteinander zu konfrontieren.
Und da sind die Handlung und den Robotern zugeschriebenen Eigenschaften - dem Künstler ARKA und seiner verkannten Muse PUTZINI - erschreckend profan und schon irgendwie sehr menschlich - und so weit weg von der gefeierten Logik künstlicher Systeme.
Die nächsten Vorstellungen: 2. Dezember, 21. Dezember (anschließend: die erste Ausgabe der „Digitalgespraeche“ zum Thema „Maschinenbilder“ mit Prof. Petra Gehring von der TU Darmstadt) sowie 27. Dezember.
Die nächste Premiere im Grillo Theater: "Jeeps", Komödie von Nora Abdel-Maksoud am 21. Januar
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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