Stadtgeschichte auf dem Friedhof: Buch stellt Bredeneyer Friedhöfe vor
Hinter einem schlichten Titel steckt eine Menge Stadtgeschichte: „Friedhöfe in Essen-Bredeney“ heißt ein gerade erschienenes Buch. Auf seinen 160 Seiten erfährt der Leser viel über den Stadtteil, aber auch über ganz Essen. Möglich machen das rund 100 Porträts von Menschen, die dort begraben sind.
Die Idee zu diesem Buch entstand vor etwa zwei Jahren. Seither hat das Autorenteam um Herausgeber Hellmut Holle „harte Arbeit“ geleistet, wie Michael Franke sagt. Die Geschichte einer Familie zu erforschen, von der man nur die kargen Daten auf einem Grabmal hat, ist mühselig, wenn diese Familie nicht gerade Krupp oder von Waldthausen heißt.
Vorgestellt werden Verstorbene, die auf dem katholischen Gemeindefriedhof St. Markus, dem städtischen Friedhof Bredeney (Westerwaldstraße) sowie dem Friedhof Baldeney ruhen. Wobei so mancher ursprünglich gar nicht an der Westerwaldstraße bestattet worden ist, sondern am Kettwiger Tor, von wo die Toten 1955 umgesiedelt wurden.
Etliche prominente Namen der Stadt finden sich auf den Grabsteinen, doch allein um Bekanntheitsgrad oder Adelstitel (der Friedhof Baldeney ist Privatfriedhof der Familie von dem Bottlenberg-Landsberg) ging es den Autoren nicht. Da die Geschichte der Friedhöfe zugleich die Geschichte des Stadtteils ist, wollte man ihn möglichst vollständig darstellen. „Bauern, Bergbau, Multikulti“, sagt Michael Ludger Maas, finde sich in Bredeney. Deshalb tauchen in dem reichhaltig bebilderten Band immer wieder Namen von teils jahrhundertealten Bauernhöfen auf. Wer Bredeneys grünes Umfeld sieht, wundert sich darüber nicht. Aber Bergbau? „Ja“, bekräftig Dr. Jürgen Lindenlaub. „Die Bevölkerung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestand zumeist aus Bergleuten von der Zeche Langenbrahm.“ Der Wunsch, auch einen von ihnen vorzustellen, blieb aber mangels historischen Materials unerfüllt.
„Bauern, Bergbau, Multikulti“
Mühsam war die Recherche aber nicht nur, wenn es um „ganz normale Leute“ ging. Auch so mancher über den Stadtteil hinaus bekannte Mensch ist unter seinen Nachkommen weitgehend vergessen. Die Bitte, etwas über den Großvater oder die Großtante zu erzählen, verwertbare Schriftstücke oder Bilder zu liefern, war oft vergebens. „Es ist leider nur wenig im Bewusstsein der Familien erhalten“, bedauert Hellmut Holle.
Der Historie von Grabsteinen beizukommen war da schon einfacher. Die Autoren können Interpretationen für Dinge liefern, die ihre Symbolkraft inzwischen teils verloren haben. Robert Welzel: „Der Schmetterling etwa war um 1830 ein Symbol für die Auferstehung.“
Und sie bringen manch‘ aufwändige Grabgestaltung zurück auf den Boden ihrer Herkunft. Gewiss finden sich auf den Bredeneyer Friedhöfen Unikate: Skulpturen, die speziell und teils von Künstlern angefertigt wurden. Doch eine in ergreifender Trauer dahinsinkende Frauenfigur kann auch aus dem Katalog von WMF bestellt worden sein.
Autor:Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig |
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