Virtual-Reality-Film „Der Reichsbürger" kommt mit VR-Brille ins Haus
Schauspiel Essen: Solo für Diekmann
Theater in 360 Grad erleben. Die virtuelle Realität macht's möglich und wenn einen der Hauptdarsteller im eigenen Wohnzimmer umkreist, ist dies ein Erlebnis, das man sicher nicht so schnell vergisst. Die Autorin machte mit VR-Brille den Selbsttest und musste feststellen, dass es einen vor Begeisterung fast "vom Stuhl hauen" kann – mal ganz salopp formuliert – wenn man nicht gut aufpasst.
Stefan Diekmann als Lieferung frei Haus, das Schauspiel Essen hat sein Angebot erweitert und bietet ab sofort den Lieferdienst von VR-Brillen nebst Kopfhörern an, um dem coronabedingten Verzicht auf das Theater etwas entgegen setzen zu können. Die zum Film umgearbeitete Inszenierung "Der Reichsbürger" von Thomas Krupa (Regie und Bühne) feierte als Bühnenfassung in der Spielzeit 2019/2020 Premiere.
Nun kann man sich den "Reichsbürger" – allerdings ausschließlich im Stadtgebiet von Essen – nach Hause liefern lassen und damit "auch in Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit so nah dran sein wie niemals zuvor", wirbt man beim Grillo. „Als Zuschauender steckt man mitten im Geschehen und es mutet so an, als würde Schauspieler Stefan Diekmann nur für einen selbst spielen“, so Schauspiel-Intendant Christian Tombeil.
Die Anwendung ist einfach: VR Brille und Kopfhörer auf, Knopf drücken und schon geht's los. Der Film startet mit einem "Flug" durch die virtuelle Theaterlandschaft, bis man schließlich in dem Raum landet, in dem Stefan Diekmann sich als Reichsbürger Wilhelm die nächsten 70 Minuten bewegt.
Zu Anfang ist es schon eine Herausforderung, den VR-Test zu bestehen. Scheint man doch frei hoch oben über allem zu schweben, bevor man dann vom Hauptdarsteller und dem Bühnengeschehen im wahrsten Wortsinn vereinnahmt wird.
Die sogenannten "Reichsbürger" erkennen die Rechtmäßigkeit der Bundesrepublik Deutschland nicht an. Für sie ist die Besatzung Deutschlands nie beendet worden und die Bundesrepublik ausschließlich ein Konstrukt der Alliierten. Somit besteht das Deutsche Reich für sie fort. Sie sprechen dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland die Legitimation ab und glauben, dass sie die Exekutive selbst in die bewaffnete Hand nehmen können.
Zuschauer mitten im Geschehen
Stefan Diekmann spielt sehr eindringlich und kommt in seiner Rolle nicht als aggressiver Verschwörungsfanatiker daher. "Machen Sie mit mir die ersten Schritte außerhalb der Grenzen ihres bisherigen Lebens", spricht er den Zuschauer direkt an und rät dazu, sich aus der Fremdverwaltung zum eigenen Wohl zu lösen: "Kündigen sie ihr eingetragenes Verhältnis mit der Bundesrepublik Deutschland. (...) Wenn sie nur noch Mensch sind, dann sind sie wirklich souverän."
Fazit: Die VR-Brille ersetzt zwar keinen "echten" Theaterbesuch, für sich gestellt ist sie aber eine echte Alternative zur theaterlosen Zeit. Der Zuschauer wird selbst zum Teil des Bühnengeschehens und kann sich dem Dargestellten keine Minute entziehen.
Buchen kann man den virtuellen "Reichsbürger (360°)" im Webshop der Theater und Philharmonie Essen. Die VR-Brille wird inklusive abspielbereitem Film durch einen Kurierdienst zwischen 18 und 19 Uhr nach Hause geliefert und einige Stunden später auch wieder abgeholt. Die Auslieferung der VR-Brillen erfolgt nach hygienischen Standards.
Die Kosten inklusive Lieferung und Abholung der VR-Brille liegen bei 25 Euro. Vorstellungstermine und Buchungen sowie weitere Infos gibt es unter www.schauspiel-essen.de.
Autor:Petra de Lanck aus Essen-Süd |
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